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Offensive soll freiwillige Helfer anlockenNRW senkt Hürden für Erwerb der Ehrenamtskarte

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Spieler von Arminia Bielefeld und dem 1. FC Kaiserslautern präsentierten am 16. Spieltag der 2. Bundesliga vor Spielbeginn das Transparent „Ehrenamt ist unbezahlbar“.

Spieler von Arminia Bielefeld und dem 1. FC Kaiserslautern präsentierten am 16. Spieltag der 2. Bundesliga vor Spielbeginn das Transparent „Ehrenamt ist unbezahlbar“.  

Wenn andere sonntags noch im Bett liegen, sind Ehrenamtler oft schon auf den Beinen. Schwarz-Grün will das bürgerschaftliche Engagement attraktiver machen - und senkt die Hürden für den Zugriff auf Vergünstigungen ab.  

Die Plastikkarte ist goldfarben. „Ehrensache“, steht in großen Lettern darauf, daneben ist das NRW-Landeswappen zu sehen. Die Ehrenamtskarte berechtigt die Inhaber dazu, Angebote öffentlicher, gemeinnütziger und privater Einrichtungen vergünstigt nutzen. Das Land will mit der Karte das bürgerschaftliche Engagement von Ehrenamtlern belohnen. Die schwarz-grüne Landesregierung will die Hürden, die bislang für die Vergabe bestanden, jetzt deutlich absenken.

Bislang mussten Ehrenamtler mindestens 250 Stunden im Jahr oder wenigstens fünf Stunden pro Woche zum Beispiel in einem Verein oder in einer sozialen Einrichtung tätig sein. Ein Antrag von CDU und Grünen, der jetzt vom Landtag verabschiedet wurde, senkt die Mindestanzahl der freiwillig geleisteten Stunden ab. „Zukünftig erhalten alle, die im Jahresdurchschnitt 200 Stunden Engagement leisten, die Ehrenamtskarte“, sagt die CDU-Abgeordnete Katharina Gebauer. Auch Ehrenamtliche, die eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten, bekämen nun einen Anspruch auf die Karte.  Der Ausweis sei ein Zeichen, dass ihr Einsatz anerkannt werde. „Andere stehen am Wochenende früh auf, während manche ausschlafen. Sie alle verzichten auf Freizeit, damit Gemeinschaft gelingt. Das verdient Respekt – und unsere klare politische Unterstützung.“

„Heldinnen und Helden des Alltags“

Auch Antja Grothus von den Grünen würdigte den Einsatz der freiwilligen Unterstützer. „Ob im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, in der Geflüchtetenhilfe, im Brand- und Katastrophenschutz, im Jugendverband oder Sportverein oder in der Brauchtumspflege – ohne das Engagement und den Einsatz der Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern in NRW würden viele Bereiche nicht funktionieren“, betonte Grothus. Viele Ehrenamtliche müssten oft ihre Freizeit auch mit Papierkram, Verwaltungsorganisation und Excel-Tabellen verbringen. Sie seien „Heldinnen und Helden des Alltags“.

In NRW können Ehrenamtliche Vergünstigungen bei mehr als 5400 Angeboten von Einrichtungen des Landes und der Kommunen, aber auch im Sport, der Kultur oder im Einzelhandel erhalten. Dazu gehören reduzierte Eintrittspreise für Museen, Schwimmbäder und andere öffentliche Freizeiteinrichtungen sowie Ermäßigungen bei Volkshochschulkursen, in Kinos und Theatern.

Übungsleiter-Offensive angekündigt

Dirk Wedel, Abgeordneter der FDP, wies darauf hin, dass die Zahl der Ehrenamtler rückläufig sei – vor allem bei den Jüngeren. Die Belastung, die mit einer zeitintensiven ehrenamtlichen Tätigkeit einhergehen könne, sei nun auf weniger Schultern verteilt. Auch die SPD stimmte dem Antrag der regierungstragenden Fraktionen zu. Innenexperte Hartmut Ganzke verlas seine letzte Rede vor Weihnachten in Reimform und erklärte: „So kurz vorm Fest, da sind wir milde, stören uns nicht an jeder Silbe.“

Für die Landesregierung kündigte Sport-Staatssekretärin Andrea Milz (CDU) zudem eine Übungsleiter-Offensive an. Ab dem kommenden Jahr soll der Erwerb von Lizenzen und Qualifizierungen mit Zuschüssen von bis zu 500 Euro je Ausbildung unterstützt werden. „Gerade die Übungsleiterinnen und Übungsleiter an der Basis, in den Vereinen sind es, die Kinder und Jugendliche an den Sport binden“, sagte Milz. Der Haushalt für 2026 sieht rund 31,6 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln für die Sportförderung im Land vor.