Russische Sabotage?Deutsches Spezialschiff untersucht Nord-Stream-Lecks nach Explosionen

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Das Forschungsschiff Atair des BSH liegt im Hamburger Hafen, am rechten Bildrand ist die Hamburger Elbphilharmonie zu sehen.

Das Forschungsschiff Atair des BSH in Hamburg, die vierte Version des Schiffes wurde im April 2021 in den Dienst aufgenommen. (Archivbild)

Das deutsche Spezialschiff Atair unterstützt die Generalbundesanwaltschaft bei den Ermittlungen an den Nord-Stream-Pipelines. Kann das Forschungsschiff klären, ob es russische Sabotage war?

Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt im Fall der Explosionen an der Pipeline Nord Stream 2. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, nachdem Ende September nach Explosionen Lecks an der Pipeline festgestellt wurden. Die Ermittlungen laufen seit dem 10. Oktober.

Unterstützt wurde die Aufklärungsarbeit bei der mutmaßlichen Sabotage nun durch das deutsche Spezialschiff Atair, das neue Erkenntnisse bringen soll. Das Nachrichtenportal „T-Online“ hatte zuerst berichtet.

Ermittlungen an Nord Stream-Pipeline: Das ist das Aufklärungsschiff Atair

Die Atair (gesprochen Ata-ir) gehört zur Klasse der Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffe (VWFS) und stammt aus der Flotte des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BVH), das dem Verkehrsministerium unterstellt ist. Das rund 75 Meter lange und 17 Meter breite Schiff ist an Bord ausgerüstet mit mehreren Laboren, einem Kran, Taucherausrüstungen und Equipment für Untersuchungen am Meeresboden. Einfach gesagt: Die Atair ist ein schwimmendes Labor mit Detektiv-Fähigkeiten.

Das Schiff sollte mit Untersuchungen des mutmaßlichen Tatorts neue Erkenntnisse rund um die Explosionen an den Ostsee-Pipelines liefern. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der vorsätzlichen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie der verfassungsfeindlichen Sabotage gegen Unbekannt, teilte eine Sprecherin mit.

Unterstützt wird der Generalbundesanwalt vom Bundeskriminalamt und der Bundespolizei. In welchem Zeitraum das Schiff zum Einsatz kam, dazu macht die Bundesanwaltschaft keine Angabe, es ist aber wohl bereits wieder in Bremerhaven eingelaufen.

Forschungsschiff Atair könnte Sprengstoffreste nach Lecks finden

So kann die Atair beim Nord-Stream-Rätsel helfen: „Das Schiff ist spezialisiert in mehreren Feldern wie Vermessung oder Sedimentuntersuchung“, beschreibt eine BSH-Sprecherin die Fähigkeiten.

Ganz besonders ist aber die Möglichkeit zur Wracksuche: „Das Schiff kann bestens Unterwasserhindernisse finden“, so die Sprecherin, „darunter fallen unter anderem Steine, havarierte Schiffe oder für die Archäologie bedeutende Funde“ – das Schiff könne aber auch theoretisch Reste von Sprengstoff finden. Ob tatsächlich Überreste oder Hinweise auf Sprengstoff gefunden wurden, dazu schweigen Generalbundesanwaltschaft und BSH derzeit wegen der laufenden Ermittlungen.

Das Forschungsschiff Atair ist seit dem 26. April 2021 im Dienst, es ist aber bereits das vierte Schiff, das diesen Namen trägt, der quasi weitervererbt wird. Die erste Atair wurde von der Kriegsmarine 1942 genutzt. Der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet fliegender oder fliehender Adler. Die aktuelle Atair IV hat rund 118 Millionen Euro gekostet. (mab)

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