Leserbriefe zur FlüchtlingskriseLeser reagieren auf „Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt“

Die meisten Flüchtlinge wollen in Deutschland bleiben.
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Verdammt gut
Das war wirklich sehr gut, Frank Nägele! Das hat mir verdammt gut gefallen, weil es der Problematik mit großem Respekt geschuldet ist und ein sehr breites Spektrum mit vielen Empfindungen anspricht. Dieses Problem ist überhaupt nicht so einfach, wie vielfach im ganzen Land geklugscheißert wird. Da wären allerdings noch einige Fragen: Wo sind denn die großen Vordenker? Wo sind die Querdenker? Wo sind die Intellektuellen? Und wo sind die vielen verantwortlich vorausschauenden Politiker in diesem Land? Warum gibt es bis heute keine Debatte darüber, wie wir als Bevölkerung uns unsere Zukunft vorstellen? Seit Jahren wird ganz leise darüber berichtet, dass unsere Bevölkerung im Begriff ist zu vergreisen und auf dem besten Weg, sich selbst abzuschaffen. Warum fand nicht schon viel eher zu diesem Thema ein Dialog mit den Bürgern statt? Hätte man nicht vor Jahren die Menschen mitnehmen müssen und die Frage stellen sollen, in welcher Form wir Zuwanderung wollen oder wollen müssen? Hätte man dem Bürger, die Zuwanderung mit seiner Vielfalt und den Möglichkeiten nicht erklären müssen? Frank Nägele endet seinen Beitrag mit den Sätzen, dass es unglaublich schwierig wird und dass wir reden müssen. Genau so wird es sein!
Witold Basinski, Köln
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Antworten fehlen
Ich denke, so geht es sehr vielen Menschen. Die Diskussion empfinde ich als unglaublich vergiftet. Dabei habe ich immer mehr das Gefühl, von Medien und Politikern nicht richtig informiert zu werden, und dass viele Fakten verschwiegen werden. Die Gesprächsrunden im Fernsehen sind unerträglich. Ehrlich gesagt halte ich das auch für Hetze, wenn man den Zuschauer für offensichtlich dumm und unmündig hält. Es heißt, die Neuankömmlinge müssen sich an das Grundgesetz halten. Was passiert, wenn sie es nicht tun? Wenn ein Vater nicht mit einer Lehrerin sprechen will – wie will man diese Diskriminierungen ahnden? Stimmt es, dass die Ditib von der Regierung in Ankara finanziert wird und wie kann es sein, dass ein offenbar demokratiefeindliches Regime so viel Einfluss in unserem Land bekommt? Warum wird das nicht hinterfragt? Ich habe große Angst davor, dass die meisten Flüchtlinge sunnitische Muslime sind und glaube nicht, dass es möglich sein wird, sie in unsere aufgeklärte, westliche Gesellschaft zu integrieren. Ich habe Angst, dass es noch mehr Parallelgesellschaften geben wird. Haben wir nicht auch ein Recht auf Heimat und das Recht mitzuentscheiden, was mit dieser Heimat passiert? Ich möchte helfen und ich habe großes Mitgefühl mit diesen Menschen, aber ich möchte meine Heimat nicht aufgeben müssen. Ich will gefragt werden, ich will mitentscheiden, ob sich etwas verändern soll.
Romana Echensperger, Bergisch Gladbach
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In Angst erstarrt
Mein Kopf sagt mir: Mein Land geht unter. Es wird begraben unter einer großen Masse Hilfe suchender Menschen, unter Fremdenhass und handlungsunfähigen Politikern. Deutschland wird allein gelassen in seiner Überforderung von den europäischen „Partnern“. Mein Herz sagt mir: Wir müssen unseren Mitmenschen helfen. Sie haben in höchster Not und unter unmenschlichen Entbehrungen ihre Heimat verlassen. Wir sind reich, haben Glück, in einem demokratischen, friedlichen Land zu leben. Es gibt bei uns viele Menschen, die bereit sind Geld und Zeit zu opfern, um zu helfen. Mein Bauch sagt mir: Es fehlt an Ehrlichkeit, an dem Willen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Unsere Starre ist geprägt von Angst. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aber auch ich habe Angst: Angst vor dunkelhäutigen Männern und vermummten Frauen, Angst vor der Macht der braunen Gesinnung, Angst vor unbedachten Äußerungen unserer Volksvertreter. Ich habe Angst vor Eskalation in den Flüchtlingsunterkünften, wo Panik sich breitmacht, wenn die Hilfesuchenden unsere Hilflosigkeit spüren. Was ist, wenn wir „das“ nicht schaffen, Frau Merkel?
Ursula Havig, Köln
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Konzepte erarbeiten
Das ist ein Beitrag, der meine Stimmungslage und mit Sicherheit die von vielen anderen Lesern voll trifft. Herr Nägele hat so viele wichtige Aspekte angesprochen, von denen jeder das Potenzial für eine ausführliche Detailbetrachtung enthält. Die aktuelle Situation und die, die uns in den nächsten Jahren erwartet, können wir schaffen. Dafür sind wir als Nation und als Gesellschaft und moralisch trotz unerträglicher Hetze von Pegida und unerträglicher Auftritte von AfD-Funktionären stark genug. Aber es muss auf der Grundlage des Grundgesetzes, des Rechtsstaates und europäischer Werte gehandelt werden. Wo ist der wirksame Kampf gegen die Schlepper- und Schleuserbanden? Sind die Geheimdienste unfähig, diese aufzuspüren oder sollen sie nicht aufgespürt werden? Ist unser föderales Bildungssystem geeignet, viele fremdsprachliche Kinder wirkungsvoll zu integrieren? Warum dauert es so lange, bis unser Rechtsstaat eingreift, um Verstöße in den sozialen Medien, allen voran Facebook, zu unterbinden? Wo ist die europäische Solidarität in der Flüchtlingspolitik? Ist es inzwischen ein Europa, wo die Solidarität dann endet, wenn ein Staat in die Brüsseler Geldtöpfe gegriffen hat? Wenn alle Kräfte unserer Gesellschaft einen gemeinsamen Willen haben, wenn alle Parteien sich eindeutig von rechter Gesinnung abgrenzen, wenn alle ein Konzept erarbeiten, das die aktuelle Lage und die Herausforderungen berücksichtigt und das generalstabsmäßig umgesetzt wird, können wir es schaffen.
Hans-Joachim Wächter, Troisdorf
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Wille zur Integration
Ich bin selbst ein Flüchtling gewesen – 1957. Damals nannte man mich noch Pimock. Ich kann also gut nachvollziehen, wie einem dabei zumute ist. Wir hatten als die „von drüben“ zum Glück keine Sprachschwierigkeiten, wenn man mal davon absieht, dass ich am Anfang noch ein bisschen sächselte. Ich bin heute noch den Kölnern, besonders der Familie einer Arbeitskollegin, sehr dankbar, wie diese mich oft eingeladen und eben akzeptiert haben. Ich habe allerdings auch immer die Nähe der Kölner gesucht und mich nicht nur mit meinesgleichen abgegeben. Man muss eben auch etwas für die Integration tun, das ist mir damals klar geworden. Als schließlich aus dem Pimock ein Pimöckchen wurde, war das nur noch freundlich gemeint. Mir ist schon klar, dass der Vergleich nicht ganz fair ist, aber meinen Mitmenschen möchte ich doch raten, einmal darüber nachzudenken, wie schnell man selbst in solche Situationen kommen kann und wie schön es ist, wenn einem geholfen wird.
Renate von der Venn, Brauweiler
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Innere Wut
Ich lese nach einem aufregenden Tag die Zeitung und bleibe auf der Seite drei hängen. Ich kann dieser inneren Zerrissenheit vollkommen zustimmen. Seit Montag bin ich beruflich mit dem Flüchtlingsthema konfrontiert, denn ich bin Sportlehrer. Die Sporthalle meiner Schule wurde kurzerhand in eine Notunterkunft umgewandelt. Jetzt aber, nach drei Tagen, macht sich schon eine gewisse Ernüchterung bei mir breit. Ja die Menschen müssen irgendwo unterkommen, sie sollen vor Kälte und Anfeindungen geschützt sein. Das sagt mir mein Herz, und dieses Herz denkt christlich. Denn wenn eins wichtig ist im Leben, dann ist das die Barmherzigkeit und das Mitgefühl mit den Leidenden. Aber da kommt auch eine innere Wut in mir hoch. Als Sportlehrer fällt es mir schwer, meinen Sportunterricht in eine andere Halle verlegen zu müssen, für die mein Dienstherr eine Gebühr bezahlt und noch extra einen Fahrdienst einrichtet, damit sich dies zeitlich auch rentiert. Auf einmal wird Geld ausgegeben, was vorher an allen Ecken und Enden gefehlt hat. Meine Zerrissenheit geht aber auch dahin, dass ich meinen geliebten Sport zeitweilig aufgeben muss, dass meine Söhne auf ihren Vereinssport verzichten müssen mit dem Hinweis: Wir wissen nicht wie lange. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Ich sehe schon jetzt, dass sich eine gefestigte Gesellschaft spaltet. Ich habe nicht mehr nur ein wenig Angst.
Peter Stratmann, Köln
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Kontingente vorgeben
Das Überzeugendste, was zu dem Thema in den vergangenen Monaten geschrieben wurde. Einerseits möchte man jedem, der um Leib und Leben rennt, gerecht werden. Andererseits wird ein andauernder Zuzug von Flüchtlingen zu Eruptionen in diesem Land führen, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Hierfür wird dann nicht der rechte Rand, sondern mit Sicherheit die Mitte der Gesellschaft verantwortlich sein. Wenn Deutschland für Flüchtlinge Anziehungskraft ausübt, dürfen wir uns über das Verhalten unserer Nachbarländer nicht wundern. Ich bin sicher, dass es früher oder später zu Kontingenten kommen wird und muss. Die Integration wird schwer genug. Es ist von einer groben Dreiteilung der Flüchtlinge auszugehen. Ein Teil wird gut integriert sein. Ein Teil wird teilweise recht und schlecht integriert sein und in prekären Arbeitsverhältnissen leben. Ein Teil wird in den Sozialsystemen hängenbleiben. Dass kurzfristig eine nennenswerte Zahl der Flüchtlinge als Facharbeiter qualifiziert wird, darf bezweifelt werden. Jammern macht gesellig, bringt uns aber nicht weiter. Also muss der Zuzug drastisch reduziert und die anerkannten Asylbewerber müssen bestmöglich integriert werden.
Karl-Heinz Schwieren, Wesseling
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Klage auf hohem Niveau
Wir haben es mit einer menschlichen Tragödie zu tun. Da freut sich der Kopf nicht so schnell. Wir leben in einem sicheren Land, uns fehlt es an nichts. Dennoch klagen wir auf hohen Niveau. Die Menschen, die zu uns kommen, wollen nicht mehr diesen unerträglichen Zuständen in ihrem Land ausgesetzt sein. Sie wollen endlich Frieden, Zukunft und die Anerkennung ihrer Fähigkeiten. Wenn Tausende Herzen und Bäuche sich quälen auf dieser Welt, weil es leider so unsinnige Kriege gibt, dann sucht der Kopf nach einer Lösung. Ich sehe in dieser Völkerwanderung ein Zeichen an die Mächtigen dieser Welt: Beendet die Kriege und Missstände, schafft Frieden ohne Waffen. Wir sind Menschen, die in Frieden leben wollen. Diese Botschaft sollte in den Köpfen der Europäer endlich ankommen.
Ina Schumacher, Pulheim
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Sorgen sogar nachts
Selten gehe ich mit einem Artikel so konform wie mit den Ausführungen von Frank Nägele. Ich bin auf der einen Seite voller Mitgefühl für die Kriegsflüchtlinge. Es beschäftigt mich mittlerweile jeden Tag und sogar nachts. Auf der anderen Seite sehe ich die dringende Notwendigkeit, dass der Zustrom so schnell wie möglich gestoppt wird, und zwar mit aller Dringlichkeit. Wir dürfen nicht warten, bis alles hier eskaliert, sondern wir müssen schauen, dass wir denen helfen, die bereits hier sind. Das ist schon eine gewaltige Aufgabe. Man darf auf keinen Fall vergessen, dass später noch viele Familienangehörige nachgeholt werden. Ich bin Kölnerin, liebe unsere Stadt über alles. Wir haben in Köln eine Multikulti-Gesellschaft, die sich noch ziemlich im Gleichgewicht befindet. Das soll auch so bleiben! Wenn die muslimische Bevölkerung zu stark wird, sehe ich große Probleme auf uns zukommen. Integrieren heißt nicht, dass alle, die jetzt kommen, sich bedingungslos unseren Regeln unterwerfen. Gerade muslimische Jugendliche, die in der dritten Generation hier sind, fallen teilweise durch starkes Desinteresse an unserer Kultur auf. Was ist denn da schiefgelaufen?
Elke Reimann, Erftstadt
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Nur seichte Reden
Ich habe den Bericht von Frank Nägele gelesen und ich bekomme Angst, wenn ich diese Massen an Menschen sehe, die in unser Land einfallen. Aber ich sehe auch die Kinder und sie tun mir so leid. Was aber ganz besonders große Angst macht sind unsere Politiker und ihre seichten Reden. Ich habe das Gefühl, sie sind überfordert und wissen nicht weiter. Ich wünsche mir Ehrlichkeit, denn Unwissenheit macht den Menschen Angst. Und Angst erzeugt Wut.
Iris Norbisrath-Deitz, Bergisch Gladbach
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Ursachenforschung
Ihr „Kopf und Herz“-Problem ist auch meines und vieler meiner Freunde. Zu einem Problem gehören in der Regel Ursachenforschung und Lösungsvorschläge und die kommen eher zaghaft rüber. Wenn man das Agieren der Politiker seit etwa Anfang September in der Flüchtlingsfrage verfolgt, dann muss man sich verwundert fragen, warum in Brüssel und auch in Berlin – aber auch bei der Presse – das Massenproblem Flüchtlinge bis dahin keine große Rolle gespielt hat. Erst sozusagen über Nacht, als die Ungarn die Grenze dichtmachten, befand Frau Merkel in einer einsamen Entscheidung, die Flüchtlinge unkontrolliert aufzunehmen. Und ab da begannen Herz und Kopf unrhythmisch zu arbeiten. Das Herz schlug für die Flüchtlinge, der Kopf eher zurückhaltend bei der Hochrechnung der zu erwartenden Hunderttausend plus noch unbekanntenm Anhang. Frau Merkel hat keine Lösung, ihre europäischen „Freunde“ und „Werte“ wurden unsichtbar, auch die Canossa- Reise zu Erdogan war nicht sehr überzeugend. Was wäre eine Lösung? Frau Merkel müsste das Problem eingrenzen, indem sie ihre europäischen „Freunde“ vor die Alternative stellt: Deutschland macht die Grenzen so lange dicht, wie ihr anteilmäßig keine Flüchtlinge aufnehmt. Wäre eine harte Vorgehensweise, aber mein Herz und Kopf könnten wieder Freunde werden. Das wird sie aber nicht machen, deshalb sollte sie zurücktreten. Ein anderer sollte es umsetzen.
Dr.Ulrich Holzhauer, Köln
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Mir fehlt der Glaube
Ich habe den Artikel mit zunehmender Begeisterung gelesen. Ich fühle genau so wie der Autor das meisterhaft beschrieben hat. Auch ich würde sehr gerne glauben, dass wir das schaffen, aber mir fehlt die Vorstellung, wie das gehen soll. Ich habe riesige Angst, dass die derzeit noch positive bis abwartende Stimmung in der Bevölkerung umschlägt und wir einer Radikalisierung unseres Landes entgegensteuern, mit all den Folgen für unsere wertvolle Demokratie, die ich mir lieber nicht vorstellen möchte.
Karl-Josef Keller, Bergheim
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Treffsicher erklärt
Ich bedanke mich für den völlig zutreffenden Bericht. Frank Nägele stellt die Zwiespältigkeit der Problematik treffsicher fest. Er benutzt Kopf und Bauch als Metaphern für Verstand und Gefühl. Beide sind für unsere Entscheidungen wichtig. Es gibt hier kein richtig oder falsch, kein entweder-oder, kein schwarz-weiß. Es sind Grauzonen vorhanden, überlappende Entscheidungsfelder. Überprüfung der Bauchgefühle mit Verstand sind ebenso wichtig wie ein emotionales Zulassen bei Kopfarbeit. Radikalisierungen in jede Richtung müssen vermieden werden. Die Gefahr des unkritischen Anschluss an zweifelhafte Interessenvertreter ist bei diesem Spannungsfeld durchaus gegeben.
Dr. Gunther Köster, Eitorf
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Immense Kosten
Ich bejahe Asylrecht und Flüchtlingsschutz, habe jedoch große Befürchtungen. Wer wird die Krankheitskosten der anerkannten Flüchtlinge – 2015 gering geschätzt 700 000 – und für Traumatisierte bezahlen? Wird diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe den gesetzlich Versicherten überlassen, deren Zusatzbeiträge steigen und Unternehmen, Besserverdienende und Beamte tragen nicht dazu bei? Wo bleibt die Reaktion des Spitzenverbands der GKV? Wo werden die Kommunen für die zusätzliche Sozialhilfe der anerkannten Flüchtlinge sparen? Der jüngste Bericht des Instituts des Bundesarbeitsministeriums weist aus: In der Vergangenheit lebten mehr als 90 Prozent der anerkannten Flüchtlingen im Zuzugsjahr von Hartz IV, fünf Jahre nach Zuzug waren es noch 50 Prozent; laut Bundesamt für Migration haben 32 Prozent keine Schule oder nur die Grundschule besucht; 87 Prozent der bei der Bundesanstalt für Arbeit registrierten Erwerbslosen aus den Kriegs- und Bürgerkriegsländern hatten keine abgeschlossene Berufsausbildung. Wie werden die Flüchtlinge, die mit großen Träumen gekommen sind, reagieren, wenn sie die Realität hart zu spüren bekommen – mit Kriminalität, mit religiösem Extremismus? Wird es noch bezahlbaren Wohnraum und Kita-Plätze geben? Gibt es genügend Fachkräfte für die Integration und den Deutschunterricht? Wer soll es bezahlen, die überschuldeten Kommunen? Warum werden diese Fakten nicht publiziert? Wer weder für die kurz- noch mittelfristige Zukunft einen Plan hat und nicht nach dem Willen der Bürger fragt, darf mit „Wir schaffen das“ keine Lawine lostreten und damit den Rechten das Feld ebnen.
Sabine Lange, Köln
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Stark berührt
Selten habe ich in den Medien einen Text gelesen, der mich sowohl sachlich als auch emotional so stark berührt hat. Mein Kopf, mein Herz und mein Bauch sind auch bei mir seit Monaten stark gefordert. Aber was kann ich persönlich unternehmen gegen die Riesenparty der Rechtsradikalen, Braunen und Kriminellen? Klar doch: Arsch huh, Zäng ussenander. Aber wie erreiche ich die Rechte in der Mitte unserer Gesellschaft mit ihren Stammtischparolen? Vor Facebook haben diese Zeitgenossen ihre Ansichten meist nach dem x-ten Bier fast vergessen. Heute kann jeder die Parolen zigtausendfach via Internet lesen und verbreiten. Volksverhetzung ist strafbar, ist es aber auch juristisch durchsetzbar? Gleichwohl darf in unserer Gesellschaft die Gesprächsbereitschaft nicht abreißen. Das sagt mein Kopf. Mein Herz ist bei den Flüchtlingen, die vor den Kriegswirren flüchten. Mein Bauch sagt mir, dass die Politiker nicht nur in Deutschland sich endlich einmal mit den Realitäten auseinandersetzen. Mauern und Zäune sind keine Lösung. Da helfen nur konstruktive Gespräche der Großmächte mit den Machthabern der Krisenstaaten für einen dauerhaften Frieden, um den Flüchtlingen eine gefahrlose Rückkehr in ihre Heimat zu gewährleisten. Ihre und meine innere Zerrissenheit werden wohl leider noch eine Weile andauern. Schade um den Frieden in unserer Gesellschaft.
Gottfried Paffrath, Köln
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Totalausfall
Der Artikel hat mir sehr gut gefallen. Hier in Kürten funktioniert die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zum Glück sehr gut. Es bleibt zu hoffen, dass die Stimmung in der Bevölkerung positiv bleibt. Die erste Turnhalle wird in Kürze für Flüchtlinge belegt und es kommen bald auch unbegleitete Flüchtlingskinder nach Kürten. Mit großer Wut dagegen blicke ich nach Berlin und Brüssel – von der Europäischen Union ist nichts zu sehen. Das Hauptproblem ist unsere Bundesregierung. Innenminister de Maizière ist beim Thema Flüchtlinge ein Totalausfall. Warum hat er es in seiner Amtszeit nicht geschafft, für schnellere Asylverfahren zu sorgen? Das wird noch getoppt von unserer Kanzlerin. Warum hat sie nicht für eine bessere Versorgung der Millionen Flüchtlinge in der Türkei, in Jordanien und im Libanon gesorgt? Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen hat seit Anfang 2013 davor gewarnt, dass die Millionen sich auf den Weg nach Europa machen werden, wenn ihnen nicht geholfen wird. Statt dann mit den Bürgern offen zu diskutieren hat sie ihre Politik als alternativlos dargestellt und sich des Mittels der „emotionalen Erpressung“ bedient. Sie hat leider ihren Beitrag zur Vergiftung des politischen Klimas geleistet. Ich habe zwar auch Sorgen, wie die riesige Menge von Flüchtlingen versorgt werden soll, viel mehr Sorgen aber bereitet mir die Unfähigkeit der Regierenden.
Jürgen Piltz, Kürten
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Das schaffen wir
Mit Ihrem Beitrag schaffen Sie bei vielen Menschen noch mehr Zerrissenheit. Bei mir nicht. Mein Bauch und mein Kopf sagen unisono: Wir schaffen das, weil wir es schaffen müssen. Denn was ist die Alternative? Grenzen zu, die Menschen auf der anderen Seite des Zauns oder Mauer versinken im Schlamm, hungern, frieren und sterben. Ich habe mit meinen 67 Jahren etwas Humanismus mitbekommen, der mir sagt, uns bleibt nichts anderes übrig, als Menschen in Not bei uns aufzunehmen – trotz aller Probleme, administrativer, organisatorischer, ökonomischer und sozialer Art. Um dem allen zu begegnen, ist mehr Personal in den Verwaltungen und bei der Polizei, die bei ihren Einsätzen oft unterbesetzt ist, nötig.
Horst Stelly, Pulheim
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Gesprächsgrundlage
Danke, danke, dass Sie das zu Papier und auf Seite drei gebracht haben, was mich schon die ganze Zeit umtreibt. Ich glaube sehr daran, dass diese offene Haltung eine Gesprächsgrundlage sein wird, auf der Deutschland und somit wir alle aufbauen können und zeitnah auch Lösungen gefunden werden. Danke dafür !
Elke Rohde, Bornheim
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Mut zeigen
Herr Nägele spricht mir aus der Seele, weil er so ehrlich und offen ist. Anstatt, dass die Politiker mantra-artig „Wir schaffen das“ herunterleiern oder aus parteitaktischen Gründen jeden Tag eine andere Sau durch das Dorf treiben, sollten sie lieber ebenfalls etwas mehr Ehrlichkeit an den Tag legen. Auch wenn sie gestehen, dass sie momentan nicht für alle Probleme eine Lösung parat haben, verlieren sie nicht, sondern gewinnen eher bei der Bevölkerung. Aber dazu muss man Mut haben und sich dann auch intensiv um Lösungen bemühen. Ich glaube, die fehlende Ehrlichkeit ist der Hauptgrund für den Vertrauensverlust.
Alo Renard, Köln
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Die Sehnsucht aller
Danke für Ihren mit Kopf und Herz und Bauch geschriebenen Artikel. Ich vermisse die öffentlichen Stimmen, die unsere Hoffnung und Sehnsucht nach einem guten, friedlichen Leben für alle Menschen und unsere Bedenken und Ängste widerspiegeln und auffangen. Ja, wir müssen reden, gerade dann, wenn es schwierig wird!
Ines Schwarz, Leverkusen