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Stromausfälle in der UkraineRussische Raketen- und Drohnenangriffe eskalieren

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Ein Mann radelt nach einem russischen Angriff auf ein Elektrizitätswerk in Charkiw vorbei.

Ein Mann radelt nach einem russischen Angriff auf ein Elektrizitätswerk in Charkiw vorbei. Erneut hat es Angriffe auf Energieanlagen in der Ukraine gegeben. (Archivbild).

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Hälfte der Energie-Infrastruktur des Landes zerstört worden. In der Nacht kam es erneut zu massiven Stromausfällen. Putin spricht nach den jüngsten Angriffen von Vergeltung für den Einsatz westlicher Waffen und droht erneut.

Russland hat die ukrainische Energie-Infrastruktur am Donnerstag massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen. „Überall in der Ukraine werden Energie-Einrichtungen angegriffen“, teilte Energieminister Herman Haluschtschenko mit. Es gebe im ganzen Land Stromausfälle.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, die Streitkräfte seines Landes hätten 17 Ziele, darunter Militäreinrichtungen und deren Unterstützungssysteme, mit 100 Drohnen und 90 weiteren Geschossen angegriffen. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, sie habe 76 Marschflugkörper und drei andere Raketentypen sowie 32 Drohnen abgeschossen. Weitere 62 Drohnen seien von den Radaren verschwunden, weil sie höchstwahrscheinlich durch elektronische Kriegsführung gestört worden seien.

Explosionen wurden aus Kiew, Charkiw, Riwne, Chmelnyzkyj, Luzk und vielen anderen Städten in der Mitte und im Westen der Ukraine gemeldet. Ein weiterer Angriff traf die Region Wolyn im Norden. Die Stromversorgung dort sei eingeschränkt, sagte der regionale Militärchef Iwan Rudnyzkyj. Etwa 215.000 Haushalte hätten keinen Strom.

Neun Stunden lang Luftalarm in Kiew

In Kiew galt der Luftalarm neun Stunden lang. In einem Stadtviertel gingen nach Angaben der örtlichen Behörden Raketentrümmer nieder. Berichte über Tote oder Verletzte lagen nicht vor.

In der Region Lwiw im Westen waren nach Angaben von Gouverneur Maxym Kosyzkyj mehr als eine halbe Million Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. In Riwne waren es Gouverneur Olexander Kowal zufolge mehr als 280.000 Anschlüsse. Auch in Iwano-Frankiwsk wurde der Strom abgeschaltet. In einigen Gegenden war zudem die Wasserversorgung unregelmäßig.

Präsidialamtschef Andrij Jermak schrieb auf Telegram, Russland habe Raketen gehortet, um die ukrainische Infrastruktur anzugreifen und während der kalten Jahreszeit Krieg gegen die Zivilbevölkerung zu führen. „Ihre verrückten Verbündeten haben ihnen geholfen, auch Nordkorea“, schrieb er. Russland hat während des seit mehr als 1000 Tagen tobenden Krieges bereits mehr als die Hälfte der ukrainischen Energie-Infrastruktur zerstört. Stromausfälle sind an der Tagesordnung.

Wichtige Einrichtungen griffen auf Notstromgeneratoren zurück. In vielen Orten sind sogenannte „Punkte der Unbesiegbarkeit“ eingerichtet worden, wo Menschen während der Stromausfälle ihre mobilen Geräte aufladen können und Erfrischungen erhalten.

Putin sagte, die massiven Drohnen- und Raketenangriffe seien eine Vergeltung für den Beschuss von Zielen in Russland mit weitreichenden Waffen, die von westlichen Staaten geliefert wurden. Er drohte mit dem erneuten Einsatz der experimentellen Rakete Oreschnik auf Entscheidungszentralen in Kiew. Russland hatte die Mittelstreckenrakete erstmals vergangene Woche auf die Stadt Dnipro abgefeuert. Sie trug sechs konventionelle Sprengköpfe, flog mit bis zu zehnfacher Schallgeschwindigkeit und überwindet laut Putin jedes Abwehrsystem.

RND/AP