StudieTodesfälle in Kliniken vermeidbar – Einrichtungen sollen sich spezialisieren

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Eine Mitarbeiterin der Pflege läuft über einen Gang auf der Corona-Intensivstation des Universitätsklinikums Essen. (Symbolbild) Foto: Fabian Strauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Gang einer Intensivstation. (Symbolbild)

Allein 5000 Todesfälle (bundesweit) durch Schlaganfälle sollen durch die Krankenhausreform vermeidbar sein. Die Krankenhausgesellschaft NRW hält die Auswertung für „Täuschung“ der Bevölkerung.

In Deutschland könnten jedes Jahr Tausende Patientinnen und Patienten vor dem Tod bewahrt werden, wenn sie in besseren Krankenhäusern behandelt würden. Eine am Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie einer Regierungskommission beziffert die Zahl der vermeidbaren Todesfälle allein im Bereich der Schlaganfälle auf rund 5000 pro Jahr.

Kommissions-Leiter Tom Bschor sagte, die Analyse zeige, „dass im gegenwärtigen System Krebs- und Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten früher sterben als nötig, weil zu viele Krankenhäuser diese Behandlungen durchführen“.

In Kliniken mit einem spezialisierten Zentrum starben 23,9 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres nach dem Schlaganfall. In anderen Kliniken waren es 30,4 Prozent. Auch hätten etwa Brustkrebs-Patientinnen einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einer zertifizierten Spezialklinik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht sich durch die Befunde in seinem Plan bestärkt, im Klinikbereich stärker auf Spezialisierung zu setzen.

„Die Krankenhausreform wird Zehntausende Menschenleben retten pro Jahr“, sagte Lauterbach in Berlin. Komplizierte Eingriffe sollten künftig „ausschließlich in spezialisierten Kliniken und durch sehr gut qualifizierte Mediziner erfolgen“, sagte er.

Studie zur Krankenhausreform: Krankenhausgesellschaft NRW erhebt Vorwürfe an Lauterbach

Die Krankenhausgesellschaft NRW warf Lauterbach eine „Täuschung der Bevölkerung“ und Populismus vor. Bei der Studie seien elf Krebserkrankungen untersucht worden, sagte Geschäftsführer Matthias Blum dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nur bei einer Krebsart hätten sich „statistische Hinweise auf eine Erhöhung der Überlebenschance in zertifizierten Krebszentren um bis zu 25 Prozent“ ergeben. Die Daten stammte zudem von 2017.

Die Versorgungsstrukturen hätten sich „grundlegend“ verändert. „Lauterbach weckt damit falsche Hoffnungen und spielt mit den Ängsten der Menschen“, sagte Blum.

NRW-Gesundheitsministerium lässt Gutachten auswerten

Das NRW-Gesundheitsministerium kündigte eine Auswertung des Gutachtens an. Das Haus von Minister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte auf Anfrage, erste Erkenntnisse untermauerten, dass die „gezieltere Steuerung und Planung des Angebots der einzelnen Krankenhäuser der richtige Weg für die Patientinnen und Patienten war und ist“.

NRW will Kliniken bestimmte Gruppen von Leistungen zuweisen, die sie erbringen dürfen. Das Bundesland habe damit „ganz erhebliche Vorleistungen erbracht, die jetzt für alle nutzbar gemacht werden können“. 

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