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„Russland überholt ISIS“Neonazis in Putins Diensten starten „Wettbewerb“ um Hinrichtungen

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Ein russischer Soldat trägt eine Maske mit einem Totenkopf-Aufdruck. Die Neonazi-Gruppe Russitsch will nun Belohnungen für die Hinrichtung von Ukrainern zahlen. (Archivbild)

Ein russischer Soldat trägt eine Maske mit einem Totenkopf-Aufdruck. Die Neonazi-Gruppe Russitsch will nun Belohnungen für die Hinrichtung von Ukrainern zahlen. (Archivbild)

Die Neonazi-Gruppe Russitsch kämpft an der Seite der russischen Armee – und sorgt mit einer Ankündigung für Entsetzen. 

Es ist eine Meldung, die für Entsetzen sorgt: Die paramilitärische Neonazi-Gruppe Russitsch, die an der Seite der regulären russischen Streitkräfte in der Ukraine kämpft, hat öffentlich einen „Wettbewerb“ angekündigt, bei dem Belohnungen für Kämpfer ausgelobt werden, die Fotos von ukrainischen Kriegsgefangenen einsenden, die durch außergerichtliche Hinrichtungen ermordet wurden.

„Wir kündigen einen Wettbewerb an“, schrieben die russischen Neonazis am Montag in ihrem Telegram-Kanal. „Die ersten drei Personen, die Fotos mit eindeutig hingerichteten Gefangenen im Hintergrund einsenden, erhalten eine materielle Belohnung in Kryptowährung von der Rusich Sabotage and Assault Reconnaissance Group“, hieß es weiter.

Russische Neonazis kündigen „einen Wettbewerb an“

Die eingesendeten Fotos der Leichen werde die Gruppe „auf jeden Fall veröffentlichen“, kündigte die paramilitärische Einheit außerdem an. Das russische Investigativportal „The Insider“ hatte zuerst über die Ankündigung berichtet, die einer Aufforderung zu Kriegsverbrechen gleichkommt.

Die Hinrichtung von Gefangenen ist ein direkter Verstoß gegen die Genfer Konventionen. Gemäß der Dritten Genfer Konvention von 1949 und dem Zusatzprotokoll I von 1977 sind die standrechtliche Hinrichtung, Folter, grausame Behandlung und Demütigung von Kriegsgefangenen strengstens verboten. Wer solche Handlungen anordnet, gilt demnach ebenfalls als Kriegsverbrecher.

Anführer von Gruppe Russitsch ist bekannter Neonazi

Die Neonazi-Gruppe Russitsch ist bereits in der Vergangenheit durch ihr menschenverachtendes Vorgehen aufgefallen. So hatte der Kommandeur der paramilitärischen Einheit, Alexei Miltschakow, im Jahr 2022 zur Folter und Hinrichtung ukrainischer Gefangener aufgerufen. Miltschakow veröffentlichte dabei auf seinem Telegram-Kanal ein sogenanntes „Handbuch zur Beseitigung ukrainischer Kriegsgefangener“.

Miltschakow, der führende Kopf der Neonazi-Gruppe, erlangte zudem bereits 2011 traurige Berühmtheit, nachdem er Fotos von sich mit dem abgetrennten Kopf eines Welpen online veröffentlicht hatte. Während des Krieges im Donbass soll er Medienberichten zufolge die Leichen gefallener ukrainischer Soldaten verstümmelt und Hakenkreuz-ähnliche Symbole in ihre Gesichter geritzt haben.

Hinrichtungsvorwürfe auch gegen reguläre russische Truppen

Die Fotos seiner Taten veröffentlichte Miltschakow daraufhin in sozialen Netzwerken, berichtete „The Insider“ weiter. Der bekannte russische Neonazi soll zudem bereits in Syrien für die russische Söldnergruppe Wagner gekämpft haben.

Berichte über grausamste Kriegsverbrechen sowie standrechtliche Hinrichtungen gibt es jedoch auch mit Bezug auf die regulären russischen Streitkräfte seit Kriegsbeginn immer wieder. Ein besonders bekannter Fall ist dabei die Hinrichtung des ukrainischen Soldaten Oleksandr Mazijewskyj, die mutmaßlich im Dezember 2022 stattgefunden und für weltweites Entsetzen gesorgt hat.

UN-Bericht: „Hinrichtungen, sexuelle Gewalt, Folter und Misshandlung“

Ein Video der Erschießung kursierte zuvor in den sozialen Netzwerken. Der ukrainische Soldat war auf der Aufnahme dabei zu sehen, wie er den militärischen Gruß der ukrainischen Streitkräfte „Slawa Ukraini“ („Ruhm der Ukraine“) ausspricht, dann wurde Mazijewskyj von Kugeln getroffen und sackte zusammen. 

Die Gewalt der russischen Streitkräfte macht laut einem Bericht der Vereinten Nationen auch vor Kindern nicht Halt. 669 Kinder seien nachweislich zwischen Februar 2022 und Dezember 2024 in der Ukraine durch russische Kriegshandlungen getötet worden, erklärte das UN-Menschenrechtsbüro im März in einem Bericht, der sich mit den Auswirkungen des Kriegs auf ukrainische Kinder befasst. „Die tatsächlichen Zahlen dürften deutlich höher sein“, hieß es in der Analyse.

Besonders in den besetzen ukrainischen Gebieten bekommen Kinder demnach die Grausamkeit der russischen Armee zu spüren, „darunter standrechtliche Hinrichtungen, willkürliche Inhaftierungen, konfliktbezogene sexuelle Gewalt, Folter und Misshandlung“, berichteten Vereinten Nationen weiter.

Mindestens sieben ukrainische Kinder laut UN-Bericht hingerichtet

In sieben Fällen konnten die UN-Ermittler die Hinrichtungen von Kindern demnach nachweisen: „In den Jahren 2022 und 2023 wurden fünf Jungen und zwei Mädchen standrechtlich hingerichtet“, hieß es in der Untersuchung. 

Vor der Ankündigung des Hinrichtungs-„Wettbewerbs“ der russischen Neonazi-Gruppe hatte es auch in der letzten Zeit wieder Berichte über Exekutionen von ukrainischen Soldaten gegeben.

„Die Russen überholen ISIS in Sachen Brutalität“

„Nachdem gestern ein weiteres Video von der Hinrichtung ukrainischer Kriegsgefangener aufgetaucht war, kündigte das Neonazi-Bataillon Russitsch an, dass es für die nächsten drei Hinrichtungsvideos in Kryptowährung bezahlen werde“, erklärte der ukrainische Diplomat Olexander Scherba am Montag auf der Plattform X.

Die Ankündigung der Neonazi-Gruppe sorgte unterdessen zu Wochenbeginn über die Grenzen der Ukraine hinaus für Entsetzen. „Die Russen überholen ISIS in Sachen Brutalität“, befand etwa das belarussische oppositionelle Medienprojekt Nexta, das von Polen aus berichtet. Der amerikanische Journalist und Russland-Experte Michael Weiss kommentierte den Bericht von „The Insider“ über den menschenverachtenden „Wettbewerb“ bei X mit ähnlichen Worten. „Absolute ISIS-Scheiße“, lautete sein Kommentar.