Zum dritten Mal nimmt die Ukraine offenbar die russische Druschba-Pipeline ins Visier. Die Attacke dürfte auch ein Signal an Ungarn sein.
Nach Orbán-Besuch bei Putin„Sie wird brennen“ – Ukraine meldet Angriff auf Druschba-Pipeline

Auf einem in sozialen Netzwerken kursierenden Video soll eine Explosion an der Druschba-Pipleline am 1. Dezember zu sehen sein.
Copyright: Screenshot/Telegram/X
Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) hat erneut mit einem Sprengsatz die russische Druschba-Pipeline attackiert und ein Teilstück der Rohrleitung dabei zerstört, das berichten ukrainische Medien übereinstimmend. Sowohl „Kyiv Post“ als auch „Kyiv Independent“ haben demnach eine Bestätigung für den Angriff aus Geheimdienstkreisen erhalten. Es ist der insgesamt dritte ukrainische Angriff auf die wichtige russische Pipeline.
In den sozialen Netzwerken kursierten am Mittwoch (3. Dezember) mehrere Videos, die den Angriff zeigen sollen, der den Angaben zufolge bereits am 1. Dezember stattgefunden hat. Dort ist eine große Explosion zu sehen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen nicht.
Lokale Berichte bestätigen Explosion an Druschba-Pipeline
Auch Bewohner der Ortschaft Kasinski Viselki, wo sich die Attacke zugetragen haben soll, berichteten den ukrainischen Medienberichten zufolge in sozialen Netzwerken über die Explosion. Der Angriff sei mit einem ferngezündeten Sprengsatz durchgeführt worden, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter der „Kyiv Post“.
Die Druschba-Pipeline, eine der größten Ölrohrleitungen der Welt, transportiert russisches Rohöl in mehrere EU-Länder. Trotz Sanktionen sind Teile der Pipeline weiterhin in Betrieb, wodurch Moskau Milliarden an Einnahmen generiert – auch um den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Ungarn und die Slowakei gelten als größte Abnehmer des russischen Öls. Beide Länder haben die Ukraine zuletzt aufgefordert, die Angriffe auf die Pipeline einzustellen. Kyjiw hat diese Forderung zurückgewiesen.
Ukraine greift immer wieder russische Ölinfrastruktur an
Seit Monaten greift die Ukraine immer wieder die russische Energieinfrastruktur an, besonders im Fokus stehen dabei Öl-Depots und Raffinerien. Zuletzt attackierten die ukrainischen Streitkräfte aber auch Öltanker im Schwarzen Meer, die zu Russlands Schattenflotte gehören sollen. Kremlchef Wladimir Putin bezeichnete diese Attacken zu Wochenbeginn als „Piraterie“ und drohte mit Vergeltungsmaßnahmen.
Auch in Richtung Ungarn kann der erneute Angriff unterdessen als eindeutiges Signal aus Kyjiw betrachtet werden, nachdem der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán in der vergangenen Woche nach Moskau gereist war, um dort Kremlchef Putin zu treffen. Nach dem Gespräch mit dem russischen Machthaber kündigte Ungarn an, auch in Zukunft russisches Öl kaufen zu wollen.
Angriff auf Druschba-Pipeline folgt auf Orbán-Besuch bei Putin
Orbán und die ungarische Regierung haben zudem immer wieder Hilfsmaßnahmen der EU für die Ukraine zu blockieren versucht. Angesichts vorheriger Attacken auf die Druschba-Pipeline hatte Ungarns Außenminister Péter Szijjártó von einem „Angriff auf Ungarns Energiesicherheit“ gesprochen. Die Beziehung zwischen Kyjiw und Budapest ist angespannt.
Aus der Ukraine heißt es nach dem erneuten Angriff in dieser Woche, dass in Zukunft weitere Schläge gegen die Druschba-Pipeline folgen sollen. „Das russische Ölnetzwerk, das den Staatsaggressor und seinen militärisch-industriellen Komplex finanziert, wird so lange explodieren und brennen, bis der Feind aufhört, die Ukraine anzugreifen“, zitierte die „Kyiv Post“ eine namentlich nicht genannte Quelle beim Militärgeheimdienst.
Hämische Freude im Netz: „Freundschaft ist vorbei“
In den sozialen Netzwerken löste der erneute Angriff auf die Druschba-Pipeline, deren Name auf Deutsch „Freundschaft“ bedeutet, insbesondere bei Unterstützern der Ukraine hämische Reaktionen aus. „Guten Morgen, Orbán“, hieß es dort mitunter süffisant.
„Die Freundschaft ist vorbei“, befand derweil der oppositionelle belarussische Telegram-Kanal Nexta, der aus dem Exil in Polen betrieben wird. „Die Beschädigung einer der wichtigsten Öltransportadern Russlands zeigt, wie anfällig die Energieinfrastruktur nach wie vor ist“, hieß es weiter.
EU einig über dauerhaften Verzicht auf russisches Erdgas
Auch die Europäische Union unternahm am Mittwoch Schritte gegen russische Rohstofflieferungen. Bis spätestens Ende 2027 will die EU vollkommen unabhängig von Erdgas aus Russland sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der Regierungen der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments vor, die nun erzielt wurde. Öl beziehen nur noch die Slowakei und Ungarn von Russland, doch auch für sie sollen Ausstiegspläne entworfen werden.
Demnach soll die Einfuhr von russischem Gas über Pipelines auf Grundlage von langfristigen Verträgen bis spätestens 1. November 2027 komplett eingestellt werden. Ausnahmen sind für Binnenländer vorgesehen, die nach Abschluss kurzfristiger Verträge noch zwei Monate länger Erdgas aus Russland beziehen dürfen, hieß es am Mittwoch aus Brüssel. (mit dpa)

