Mongolei antwortet Kremlchef„Historische Karte gefunden“ – Putin wird nach Geschichtsreferat verspottet

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Wladimir Putin beim Studium einer Karte. Nach seinem Gespräch mit dem rechten US-Influencer Tucker Carlson wird der Kremlchef für seine historischen Ausführungen verspottet.

Wladimir Putin beim Studium einer Karte. Nach seinem Gespräch mit dem rechten US-Influencer Tucker Carlson wird der Kremlchef für seine historischen Ausführungen verspottet. (Archivbild)

Nach Wladimir Putins Gespräch mit Tucker Carlson verweisen Politiker auf historische Landkarten – und amüsieren sich über den Kremlchef. 

Der ehemalige Präsident der Mongolei, Tsachiagiin Elbegdordsch, hat auf den historischen Vortrag von Wladimir Putin im Gespräch mit dem rechten US-Influencer Tucker Carlson reagiert – und sich über den Kremlchef lustig gemacht. „Nach Putins Rede habe ich eine historische Karte der Mongolei gefunden“, schrieb Elbegdordsch im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) und fügte seinem Beitrag mehrere Abbildungen der Ausdehnung des Mongolischen Reichs bei, das sich zeitweise von Ostasien bis nach Mitteleuropa erstreckte.

Auf einer der Karten wird auch Russland dargestellt – als kleiner gelber Fleck innerhalb des riesigen Mongolischen Reichs, auf den anderen erstreckt sich das Mongolische Reich bis nach Osteuropa. Elbegdordsch reagierte mit seinem Beitrag auf Putins historische Ausführungen, mit denen der Kremlchef im Gespräch mit Carlson versucht hatte, einen Anspruch Russlands auf das Territorium der Ukraine zu begründen. Es war eine von vielen Falschbehauptungen des Kremlchefs in dem Gespräch, in dem von Carlson keine kritischen Fragen gestellt worden waren. 

Mongolischer Ex-Präsident spottet über Putins Geschichtsreferat 

„Keine Sorge, wir sind eine friedliche und freie Nation“, fügte Elbegdordsch unterdessen seinem Beitrag bei X an – und stellt somit klar, dass seine Worte als Scherz gemeint sind. Mehr als 50.000 Menschen versahen die historischen Karten des Mongolischen Reichs unterdessen bis zum Montagmittag mit einem Like, der X-Beitrag kommt mittlerweile zudem auf mehr als 3,4 Millionen Abrufe in dem sozialen Netzwerk.

Das Mongolische Reich war auf seinem Höhepunkt der größte zusammenhängende Herrschaftsbereich der Weltgeschichte. Es erstreckte sich zeitweise von Korea bis nach Europa und war damit wesentlich größer als das Römische Reich, das allerdings deutlich länger überdauerte. Der Begründer des Mongolischen Reichs, Dschingis Khan, zählt bis heute zu den bekanntesten Herrschern der Weltgeschichte. Das von ihm gegründete Reich dehnte sich nach seiner Gründung im Jahr 1206 schnell aus, ehe es im 14. Jahrhundert zerfiel. 

Auch Polen reagiert auf Putins Worte mit einer historischen Landkarte

Putin hatte gegenüber Carlson in einem mehr als 20-minütigen Geschichtsreferat unter anderem behauptet, die Ukraine habe bis 1922 im Grunde nicht existiert und sei künstlich von Wladimir Lenin geschaffen worden. „Im Prinzip hat man nicht viel Neues gehört“, kommentierte der Historiker Matthäus Wehowski im Gespräch mit „Welt“ die Ausführungen des Kremlchefs. „Es ist ein Einblick in Putins Wahrheit, in das, was er für Wahrheit hält.“ Der Begriff „Ukraina“ wurde unterdessen erstmals im 12. Jahrhundert in der Hypatiuschronik erwähnt. 

Die Mongolei ist unterdessen nicht das einzige Land, das sich nach Putins historischen Ausführungen mit einer Karte zu Wort gemeldet hat. Auch der polnische Außenminister Radosław Sikorski hatte auf die Aussagen des Kremlchefs reagiert – und eine Karte Osteuropas mit den Grenzen aus den 1650er Jahren veröffentlicht.

Putin nutzt Karten „um zu belegen, dass die Ukraine nicht existiert“

Damals erstreckte sich der von 1569 bis 1795 bestehende Staat Polen-Litauen über das gesamte heutige Gebiet von Belarus, große Teile der Ukraine und einige Gebiete des heutigen Russlands. „Polen weist kategorisch zurück, dass wir Tucker Carlson inspiriert haben, um Wladimir Putin die Rückkehr zu den Grenzen von 1650 in Osteuropa vorzuschlagen“, schrieb Sikorski zu der von ihm veröffentlichten Karte – und fügte ein lachendes Emoji an. 

Putins Pech mit historischen Karten setzt sich somit fort: Bereits im Mai 2023 hatte die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka über den, wie sie es nannte, geschichtlichen „Irrsinn“ des Kremlchefs berichtet. Damals zeigte sich der Kremlchef in seinen Staatsmedien beim Studium einer alten französischen Karte Europas aus dem 17. Jahrhundert – laut Slomka, „um zu belegen, dass die Ukraine gar nicht existiert“.

„Und für diesen ganzen Irrsinn muss die Ukraine weiter bluten“

Putin habe dabei allerdings nicht nur „geflissentlich“ übersehen, dass auf der Karte das Wort Ukraine deutlich lesbar stand. Sondern auch, „dass auch Russland auf dieser Karte nicht als einständiger Staat eingetragen ist und dass die Siedlung, die später St. Petersburg wurde, damals noch zu Schweden gehörte“.

Das Fazit der ZDF-Journalistin lautete damals: „Und für diesen ganzen Irrsinn muss die Ukraine weiter bluten.“ Ihre Gültigkeit haben diese Worte bis heute nicht verloren.

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