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Waffenruhe im Nahen OstenNetanjahu spricht von „historischem Sieg“, Iran von „heldenhaftem Widerstand“

Lesezeit 2 Minuten
20.06.2025, Israel, Rehovot: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu gibt während eines Besuchs des Weizmann-Instituts für Wissenschaft, das von iranischen Raketen getroffen wurde, in der Innenstadt von Rehovot eine Erklärung ab. Foto: Jack Guez/POOL AFP via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu gibt während eines Besuchs des Weizmann-Instituts für Wissenschaft, das von iranischen Raketen getroffen wurde, in der Innenstadt von Rehovot eine Erklärung ab. 

Nach dem Krieg zwischen Israel und Iran tobt der Streit um die Deutung: Sieg, Widerstand – und wie erfolgreich war der Angriff der USA?

Nach knapp zwei Wochen erbitterter Kämpfe zwischen Israel und dem Iran ist am Dienstag (24. Juni) eine Waffenruhe in Kraft getreten. Während Israels Premier Benjamin Netanjahu von einem „historischen Sieg“ spricht, lobt Teherans Präsident Massud Peseschkian den „heldenhaften Widerstand“ seines Landes – und kündigt an, an der friedlichen Nutzung der Atomenergie festzuhalten.

In einer Fernsehansprache am Dienstagabend erklärte Netanjahu, man habe das iranische Atomprogramm „zunichtegemacht“ und werde jeden Versuch eines Wiederaufbaus mit „derselben Entschlossenheit, derselben Härte“ verhindern. Der israelische Armeechef Ejal Samir sprach von einem Rückschlag des iranischen Programms um „mehrere Jahre“ – diese Einschätzung wird jedoch nicht von allen geteilt.

„Totale Vernichtung“ oder doch nur leichte Verzögerung?

Laut „New York Times“ und CNN sieht ein vertraulicher Bericht des US-Geheimdienstes die Wirkung der Angriffe deutlich nüchterner. Demnach sei das iranische Atomprogramm durch die amerikanischen Luftschläge lediglich um einige Monate verzögert worden. Die unterirdischen Anlagen in Fordo, Natans und Isfahan sollen nicht vollständig zerstört worden sein, sondern lediglich deren Zugänge beschädigt worden.

US-Präsident Donald Trump dementierte diese Darstellung in Großbuchstaben. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er von „Fake News“ und behauptete: „Die Nuklearanlagen im Iran sind vollständig zerstört!“ Auch das Weiße Haus wies den Bericht als „völlig falsch“ zurück und betonte die vollständige Vernichtung der Ziele. Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete die Mission als „perfekt ausgeführt“ und erklärte im Onlinedienst X: „Jeder weiß, was passiert, wenn man 14 30.000-Pfund-Bomben perfekt auf ihre Ziele abwirft: totale Vernichtung.“

Teheran bestreitet Atomwaffenbau – Israel und USA sind sich einig

Teheran wiederum bestreitet, überhaupt Atomwaffen anzustreben. Präsident Peseschkian hatte am Dienstag erklärt, sein Land wolle weiterhin seine „legitimen Rechte“ einer friedlichen Nutzung der Atomenergie durchsetzen. Nach der Waffenruhe sprach er vom „Ende des zwölftägigen Kriegs“ und machte Israel für die Eskalation verantwortlich. Sein Land habe auf „Draufgängertum und Provokationen“ reagiert, so Peseschkian.

22.06.2025, Iran, Teheran: Der iranische Präsident Massud Peseschkian nimmt an einer Protestkundgebung nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran teil. Foto: Vahid Salemi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der iranische Präsident Massud Peseschkian (Mitte) nimmt an einer Protestkundgebung nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran teil.

Netanjahu wiederum warnte den Erzfeind vor einem Wiederaufbau seines Atomprogramms. „Ich sage es und ich wiederhole es: Der Iran wird die Atomwaffe niemals erhalten“, sagte er in einer Fernsehansprache. Auch Trump schrieb: „Der Iran wird seine Atomanlagen niemals wieder aufbauen.“

Trotz der Waffenruhe bleibt die Lage angespannt. Kurz vor dem Inkrafttreten sollen durch einen israelischen Angriff auf die nordiranische Stadt Astaneh-je-Aschrafijeh nach offiziellen Angaben 16 Menschen getötet worden sein. Der iranische Luftraum bleibt bis mindestens Mittwochnachmittag geschlossen – aus „Sicherheitsgründen“, wie das Verkehrsministerium mitteilte. (mit dpa/afp)