Kommentar zum Israel-Iran-KonfliktAngriff entzündet Flächenbrand in Nahost – und lässt die Welt ratlos zurück

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Flammen von Explosionen erscheinen am Himmel über Tel Aviv, während Israels Raketenabwehrsystem Raketen und Drohnen aus dem Iran abfängt.

Der Iran hat erstmals Israel direkt angegriffen.

Trotz internationaler Warnungen schickte der Iran Drohnen und Raketen. Die Situation für die Menschen in Israel ist sehr beunruhigend.

Der befürchtete Flächenbrand in Nahost ist da und die Welt schaut ebenso entsetzt wie ratlos darauf. Die Angriffe des Iran auf Israel mit rund 200 Raketen und Drohnen kann man nur scharf verurteilen, wie dies Israels verbündete am frühen Sonntagmorgen auch sofort taten. Kanzler Scholz erfuhr auf dem Flug nach China von der Angriffswelle. Als „unverantwortlich“ bezeichnete er den Angriff in einer ersten Reaktion. Das ist noch ein mildes Wort für diese Eskalation des Kriegs in Nahost.

Der Iran hat eine historische Grenze überschritten. Auch wenn Dank der israelischen Luftabwehr und der Unterstützung durch die USA die Attacke weitgehend abgewehrt wurde, ist im Nahen Osten eine neue gefährliche Stufe erreicht: Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hat der Iran seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen.

Drohung eines Vergeltungsschlags

Das schreit nach Vergeltung. Eben deshalb muss man auch Israel an seine Verantwortung erinnern und zur Mäßigung aufrufen. Die Armee Netanyahus geht mit maximaler, unmenschlicher Härte im Gazastreifen vor. Zugleich war der Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien, der mutmaßlich von Israel ausging, ein eklatanter Verstoß gegen internationale Regeln. Eine Demokratie wie Israel muss sich an Völkerrecht halten und kann das Vorgehen von Terrororganisationen wie der Hamas und einem Schurkenstaat wie dem Iran nicht zum Maßstab ihres Handelns machen.

Es ist ein Drama: Auf den Angriff des Irans droht ein harter militärischer Schlag Israels, der wiederum auch nicht unbeantwortet bleiben wird. Dieser Krieg zielt nicht auf Eroberung. Er zielt auf die Auslöschung des Gegners. Begonnen – das darf man nicht vergessen – hat dieser Vernichtungskrieg am 7. Oktober mit dem grausamen Überfall der Hamas auf die Kibbuzim. Dabei mordete die Hamas auf grausamste Art unschuldige Zivilisten und entführte Hunderte. Immer noch befindet sich eine dreistellige Zahl der Geiseln in der Gewalt ihrer Peiniger.

Dass an diesem Wochenende auch der nächste Vermittlungsversuch zur Freilassung weiterer 40 israelischer Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas gescheitert ist, wird schon zur Randnotiz.

Die großen Nationen treffen zusammen

Dieser Krieg birgt die Gefahr nach dem Nahen Osten die ganze Welt anzuzünden. Wenn der mit Russland verbündete Iran zur Kriegspartei wird und auf der anderen Seite die USA das von Präsident Biden am Sonntag erneuerte Versprechen des unumstößlichen Engagements für Israel einlöst, dann droht maximale Eskalation.

UN-Sicherheitsrat und G7 kommen also aus gutem Grund zusammen. Die Beratungen sollen ein Zeichen setzen, dass der Rest der Welt diese Spirale der Gewalt nicht hinnehmen will. Eine hohe Durchschlagskraft werden die Stellungnahmen aber kaum erzielen. In der G7 sitzen ohnehin jene großen Wirtschaftsnationen beisammen, die demokratische Werte teilen. Und dass es im UN-Sicherheitsrat keine Einigung gibt, daran hat sich die Welt inzwischen leider gewöhnt.

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