Duda-Adventsgeschichte Folge 2Wie sich der falsche Nikolaus bei Mara vorstellt

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VerenaKoertingZweiter-Advent

  • Eine Adventsgeschichte von Kölner Künstlern für Kölner Kinder: Christina Bacher und Verena Körting haben sich „Der Weihnachtshund“ ausgedacht.
  • An jedem Adventssamstag veröffentlichen wir an dieser Stelle eine Episode der vierteiligen Geschichte. Lesen Sie mit Ihren Kindern heute Folge 2!
  • So viel sei verraten: Es geht um einen sehr musikalischen Hund, einen armen Nikolaus und ein Mädchen, das ein kleines Weihnachtswunder erlebt.

Köln – Der Nikolaus kratzte sich an der weißen Perücke und rückte dann den grauen Bart zurecht, der nur durch ein Gummi im Gesicht gehalten wurde. Jetzt sah ich es ganz deutlich: Der Typ mit der löchrigen, roten Kutte und dem alten Jutesack war ja nur verkleidet!

Der falsche Nikolaus seufzte.

„Gehört der Hund Ihnen?“ fragte ich.

Der falsche Nikolaus nickte. „Ja, das ist Bommel. Er ist mein Freund und Geschäftspartner. Wir treten seit Jahren zusammen auf Weihnachtsmärkten auf, um ein bisschen Geld zu verdienen. Wir leben sozusagen von der Hand in den Mund, wie man so schön sagt. Wir haben einfach nicht genug Geld, um etwas anzusparen. Aber zum Essen reicht es meistens.“

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Autorin Christina Bacher

Zum ersten Mal kapierte ich, was dieser Spruch bedeutete: Die beiden bekamen Geld für einen Auftritt und konnten sich davon dann was zu essen kaufen. Sie hatten also gar kein Konto wie meine Eltern und nicht mal eine Spardose wie ich. Und wenn der Auftritt ausfiel, dann mussten sie hungern. So arm waren sie. Unfassbar.

„Unsere Show ist sehr beliebt“, fuhr der Nikolaus-Mann fort. „Bommel ist nämlich der einzige Hund auf der Welt, der Weihnachtslieder auf dem Klavier spielen kann. Während er mit seinen Melodien seine Zuhörer verzaubert, verteile ich für den Veranstalter kleine Geschenke an die Kinder. Das Problem ist nur, dass Bommel mit hungrigem Magen nicht Klavier spielen kann.“

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Verständlich, dachte ich, weil ich mich an die wenigen Schultage erinnerte, an denen ich ohne Frühstück losgegangen war. Nach einer Stunde schon hatte ich mich gar nicht mehr konzentrieren können und nur noch von einem Nudelauflauf mit Schokopudding geträumt.

Eigentlich schade, dass Bommel getürmt war. Sein Auftritt hätte mich natürlich auch brennend interessiert. Laut Ankündigung ging es in 20 Minuten los– und zwar mit der angekündigten klavierspielenden Fellnase. Was tun? Zahlreiche Kinder versammelten sich schon vor der kleinen Bühne und bekamen vor Aufregung glänzende Augen.

„Mein Name ist übrigens Heinz,“ sagte der Mann und blinzelte dabei freundlich hinter seinem weißen Rauschebart hervor. „Und wie heißt du?“

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Illustratorin Verena Körting

„Mara!“ Lynns Stimme schallte über den ganzen Platz, sie nahm mir so die Vorstellung ab. Eigentlich war es vollkommen untypisch, dass sie so spät kam. Es musste etwas Ungewöhnliches passiert sein.

„Du glaubst nicht, was ich gerade erlebt habe …“, die Worte sprudelten einfach so aus ihr heraus. „Unten in der U-Bahn-Galerie steht doch dieses alte Klavier. Und jetzt halte dich fest: Da sitzt ein zotteliger Hund mit einer roten Zipfelmütze auf dem Stuhl und haut in die Tasten. Er spielt ein Weihnachtslied nach dem anderen. Das ist der absolute Hammer!“

Heinz und ich schauten uns nur kurz an. Dann rannten wir los – die verdutzte Lynn zogen wir einfach hinterher.

Ihr wollt wissen, wie es mit Mara, Heinz, und Bommel, dem Weihnachtshund, weitergeht? Am kommenden Samstag veröffentlichen wir an dieser Stelle den dritten Teil der Duda-Adventsgeschichte.

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