In Sachen LiebeEine Freundin verbreitet schlechte Stimmung in der Clique, was tun?

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In jeder Gruppe ab elf Menschen gibt es eine Person, die den Unmut der anderen auf sich zieht. 

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Dieses Mal erklärt Elisabeth Raffauf, wie man im Freundeskreis mit einer ungeliebten Person umgeht.

Köln – In unserer Frauengruppe sind elf ganz unterschiedliche Charaktere. Leider haben wir alle mit einer aus der Runde immer wieder Probleme: Sie missgönnt, stellt ihr eigenes Leben über unseres und gibt uns das auf verschiedene Arten zu spüren. Schon öfter wollten einige von uns sie deshalb zur Rede stellen, jedoch ist in der Zweierkommunikation von diesen Eigenschaften nichts mehr zu spüren – nur in der Gruppe. Wie spiegeln wir ihr ihr Verhalten am besten, ohne ihr das Gefühl zu geben, die Gruppe habe sich gegen sie verschworen? Anette, 42

In so einer Gruppe von elf Personen gibt es vielfältige Verbindungen, Meinungen und Befindlichkeiten. Es ist sicher gut, in Ruhe zu überlegen, wie man mit dem Problem umgehen kann. Und die Freundin nicht sofort in die Enge zu treiben, so dass sie möglicherweise am Ende nicht mehr in der Gruppe sein möchte oder die Stimmung so ist, dass das auch gar nicht mehr möglich ist. Aus gruppendynamischer Sicht betrachtet gibt es in jeder Gruppe früher oder später ein „schwarzes Schaf“. Also eine Person, auf die sich der Ärger der Gruppe richtet. Wenn man die Sache einmal „von oben“ betrachtet, kann man auch sehen: Die Freundin ist Teil der Gruppe. Sie ist eine Stimme aus der Gruppe.

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Elisabeth Raffauf ist Psychologin in Köln.

Missgunst ist ein Gruppenthema

Und das Thema „Missgunst“ ist ein Gruppenthema, ebenso der Wunsch, das eigene Leben über das der anderen zu stellen. Gefühle, die wir alle kennen, die in der Freundinnengruppe aufleben. Wenn Sie genau hinschauen, hat nicht nur Ihre Freundin das Thema. Wenn Sie es als Gruppenthema ansehen, können Sie vielleicht offen darüber sprechen? Was macht jede von Ihnen neidisch oder sogar missgünstig? Wenn Sie das „schwarze Schaf“ aus der Gruppe ausschließen würden, wäre es nicht fort. Bei zehn Leuten würde sich schnell Ersatz finden. Und auch das Thema Missgunst würde sich nicht in Luft auflösen.

In großer Runde darüber zu reden, ist tatsächlich nicht so einfach. Da könnte sich die Freundin in die Enge gedrängt fühlen. Möglicherweise wäre es mit einer Begleitung von außen denkbar, in der Gruppe allgemein über Missgunst zu sprechen. Was missgönnen wir anderen, und wann tun wir das? Wenn wir vermuten, dass es den anderen viel besser geht als uns, und wenn wir ihnen das nicht gönnen. Darin steckt auch etwas Aggressives.

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Haben manche mehr als andere?

Was schafft Feindseligkeit in der Gruppe? Haben manche viel mehr als andere? Mehr Geld? Nettere Partner oder Partnerinnen? Schlauere Kinder? All das kann neidisch machen und dann vielleicht auch missgünstig. Vielleicht gibt es auch innerhalb der Runde kleinere Untergruppen, die sich augenscheinlich besser verstehen und mehr miteinander zu tun haben als andere? Dann könnte es sein, dass sich die Freundin hier außen vor fühlt. Andererseits ist es bei elf Personen ganz normal, dass manche enger miteinander verbunden sind als andere.

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Gibt es vielleicht auch Frauen in der Gruppe, die besonders herausstellen, wie gut es ihnen geht? Darf man das in der Gruppe oder nicht? Wieviel Vertrauen besteht in der Gruppe? Vertrauen darauf, dass man einander wohl gesonnen ist?

Jeder sollte nur für sich sprechen

Aus meiner Sicht ist es gut, diese Fragen für sich selbst zu reflektieren. Jede von Ihnen kann das tun. Sie schreiben ja, dass das Problem in kleiner Runde nicht besteht. Dann ist es vielleicht gut, es in dieser entspannteren Atmosphäre anzusprechen. Dabei ist es wichtig, dass jede nur für sich spricht, also kein „wir finden“, sondern ein „ich finde, ich empfinde, ich nehme wahr “ – und dann zu fragen, was dahintersteckt.

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