Pornos in der VideokonferenzSo schützen Sie Ihre Kinder vor unerwünschten Störern

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Für Kinder ist es sehr verstörend, wenn im Internet plötzlich pornografische oder rechtsextreme Inhalte auftauchen. 

Köln – Immer wieder kommt es vor, dass Externe den digitalen Unterricht an Schulen stören. Das kann in der harmlosen Variante durch Geräusche oder Musik sein, im schlimmsten Fall werden verstörende Inhalte wie rechtsextremes oder pornografisches Material in die Klassenkonferenzen gebracht. Zoom-Bombing nennt sich dieses Phänomen, weil die meisten Schulen dieses System für ihren Unterricht benutzen. Natürlich kann das aber auch bei Teams, Jitsi, Moodle und anderen Videokonferenzanbietern vorkommen.  Kriminalhauptkommissar Dirk Beerhenke ist am Polizeipräsidium Köln zuständig für Kriminalprävention, Opferschutz und Cybercrime und erklärt, wie Eltern, Lehrer und Schüler sich vor Störern schützen können.

Die Kinder im Vorhinein warnen

„Am wichtigsten ist es, dass Sie vorab mit Ihren Kindern über Gefahren in der digitalen Welt sprechen, auf die Sie als Eltern keinen Einfluss haben. Ich denke da an falsche Behauptungen bis hin zu Drohungen oder Bildern und Videos, die Angst machen. Vorbereitet zu sein, hilft meist schon viel“, sagt Beerhenke. Grundsätzlich gelten für ihn in der digitalen Welt die gleichen Regeln und des Zusammenlebens wie in der analogen Welt. „Die digitale Welt ist längst keine eigene mehr sondern Teil des gesamten Lebens. Es gelten die gleichen Gemeinschaftswerte“, sagt  Beerhenke.

Passwörter vergeben und Warteraum nutzen

Tipps für sicheren Online-Unterricht und Video-Chats

Die Polizeiliche Kriminalprävention gibt auf ihrer Seite Tipps für sicheren Online-Unterricht und das richtige Verhalten in Video-Chats. Auch auf den Seiten der Polizei Köln und auf Klicksafe finden Sie Tipps und Informationen. 

- Möglichst Schulserver und Schulinterne Plattformen nutzen. - Chaträume mit sicheren Passwörtern schützen. - Passwörter nur den Personen mitteilen, die sie wirklich benötigen. - Keine Anmeldelinks oder Passwörter an fremde Personen weitergeben. - Keine heimlichen Screenshots oder Fotos der Videokonferenz machen. - Auf keinen Fall solche Inhalte in den sozialen Netzwerken oder in Messenger Diensten teilen. - Zu Beginn stets auf Umgang und Verhaltensregeln aufmerksam machen. - Kein Mobbing zulassen. - Nicht an Challenges teilnehmen. - Kameras nur einschalten, wenn dies unbedingt notwendig ist. - Accountnamen möglichst anonym halten und auf keinen Fall Hinweise auf das Alter der Person geben (Geburtsjahr).

Auf die digitalen Störer im Unterricht bezogen bedeute das, dass man diese möglichst gar nicht erst in den Klassenraum hinein lasse. Dazu sollte man für jedes Treffen nicht nur den Link, sondern auch ein Passwort versenden. „Für die Schüler muss klar sein: Wer das Passwort weitergibt, muss mit Konsequenzen rechnen. Warnen Sie die Kinder, dass es sich bei Beleidigungen oder Verbreitung von Pornografie nicht um einen schlechten Scherz handelt, sondern dass sie sich damit im Bereich einer Straftat bewegen“, sagt Beerhenke.

Ganz wichtig sei es auch, die Warteraum-Funktion einzuschalten. In diesem Warteraum ist keine Kommunikation möglich und der Organisator muss die Wartenden einzeln zulassen. Der Lehrer sieht zudem genau, wer anwesend ist und kann potentielle Störer direkt entfernen. Beerhenke empfiehlt ebenfalls, sich jedes Mal per Ton signalisieren zu lassen, wenn eine neue Person den Warteraum betritt. So behalte der Lehrer die Kontrolle über die Teilnehmer.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sollte es trotz allem jemand in das interne Treffen schaffen, kann er direkt stummgeschaltet und hinaus geworfen werden. Sinnvoll sei zudem, dass die einzelnen Teilnehmer ihren eigenen Bildschirm nicht mit der ganzen Klasse teilen können. Bei Zoom zum Beispiel muss man sich dazu in seinen Account einloggen und unter dem Reiter „In Meeting (Grundlagen)“ bei „Wer kann freigeben“ den Button „Nur Host“ auswählen. „Langfristig wäre ein schuleigenes Intranet die beste Lösung, aber das ist nicht schnell genug umsetzbar“, glaubt Beerhenke.

Eltern, Lehrer und Schüler müssen sich austauschen

Was aber, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen versagt haben und die Kinder plötzlich mit Pornos konfrontiert werden? „Hier muss der Lehrer als Moderator sofort reagieren und den Störer deaktivieren“, sagt Beerhenke. Den Kindern empfiehlt er, in einem solchen Fall das Meeting sofort zu verlassen und sich an die Eltern zu wenden. Anschließend sollten Schüler, Eltern und Lehrer sich über den Vorfall austauschen. Auch abseits der Schul-Konferenzen sei es nötig, dass Eltern wissen, wo die Kinder im Netz unterwegs sind. Darum sei es wichtig, im Dialog zu bleiben und sich einfach mal daneben zu setzen oder die Spiele einmal selbst zu spielen. Beerhenke sagt: „Wir sind überall Helikopter-Eltern, aber lassen unsere Kinder in der digitalen Welt alleine.“

KStA abonnieren