Mehr über Vorfahren erfahrenFamilienforschung – das sind die ersten Schritte bei der Suche

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Ein Mann sitzt am Tisch und recherchiert Familienmitglieder am Computer für einen Stammbaum.

Damit auch nachfolgende Generationen etwas von den Rechercheergebnissen haben, sollte man sie festhalten – am besten auch in digitaler Form.

Wo liegen meine Wurzeln? Um diese Frage geht es, wenn man sich in die Familien- oder Ahnenforschung stürzt. So packen Sie es an.

Manche wollen es einfach wissen: Was haben die Vorfahren gemacht, wo haben sie gelebt? Spannende Fragen, auf die sich oft Antworten finden lassen, wenn man sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt.

Das geht manchmal einfacher als gedacht. Denn vielleicht hat schon jemand in der Familie Vorarbeit geleistet. „Als Erstes können Interessierte Eltern, Großeltern und andere Verwandte befragen“, sagt Monika Degenhard, Vorsitzende des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde.

Hat man Glück, bekommt man auf diesem Wege Namen, Beruf und andere Daten von Vorfahren heraus – Informationen, die man direkt festhalten sollte. Aufschlussreich kann auch sein, alte Briefe, Totenzettel, Zeugnisse oder Familienstammbücher einzusehen. „Mitunter finden sich sogar fertige Chroniken im Bücherregal“, sagt Monika Degenhard.

Familienforschung: Geburtsurkunden führen durch die Generationen

Doch was ist, wenn Eltern und Großeltern bereits verstorben sind – und keine Auskunft mehr geben können? Dann kann es hilfreich sein, einen Blick in Stammbücher und Geburtsurkunden zu werfen.

Denn in den Geburtsurkunden der eigenen Eltern finden sich die Namen der Großeltern. Deren Urkunden geben Aufschluss über die Namen der Urgroßeltern. Über deren Urkunden wiederum können Hobby-Familienforscher weiter auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln – und so Generation für Generation zurückverfolgen.

Wie man überhaupt an die Urkunden herankommt? Anlaufstellen können die Standesämter sein. „Dort sind Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle seit dem Jahr 1876 registriert“, sagt Dirk Weissleder, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e.V. (DAGV) aus Laatzen.

Familienforschung: Anfragen sollten möglichst konkret sein

Wer etwa von einem Angehörigen, der am 3. November 1895 in Dresden das Licht der Welt erblickte, die Geburtsurkunde haben möchte, schreibt an das dortige Standesamt und bittet um eine Kopie der Geburtsurkunde.

Wichtig: Geben Sie bei der Kontaktaufnahme an, in welchem Verwandtschaftsverhältnis Sie zu der gesuchten Person stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Standesamt die gewünschte Auskunft aus Datenschutzgründen verweigert.

Außerdem gut zu wissen: Für die Urkundenkopie erhebt das Standesamt Gebühren. Wer nur lückenhafte Angaben zu dem jeweiligen Angehörigen machen kann und zum Beispiel das exakte Geburtsdatum nicht weiß, muss mit Suchgebühren rechnen. Sie betragen je nach Aufwand bis zu 66 Euro.

Liegt nun die Geburtsurkunde des Angehörigen vor, der am 3. November 1895 auf die Welt kam, weiß man, wie dessen Eltern hießen. Und findet vielleicht heraus: Das Paar hat 1894 geheiratet, beide wurden 1869 geboren. Um nun an deren Geburtsurkunden zu gelangen, müssen Hobby-Familienforscher die Kirchengemeinden des Geburtsortes kontaktieren. Auch hier fallen oft Gebühren an, deren Höhe unterschiedlich ist.

Mitunter macht die jeweilige Kirchengemeinde den Suchenden das Angebot, selbst vorbeizukommen und in den alten Kirchenbüchern zu suchen. „Dafür muss man allerdings die alte deutsche Schrift lesen können, was aber oft einfacher als gedacht ist“, sagt Dirk Weissleder. Teils sind die Bücher auch in lateinischer Sprache verfasst. Kopien der Kirchenbücher gibt es übrigens manchmal auch in Stadtarchiven.

Apropos Stadtarchiv: Auch hier finden sich oft Spuren der Vorfahren. Haben sie sich womöglich etwa als Schuster, Bäcker oder Metzger unternehmerisch betätigt, waren sie vielleicht im Schützenwesen der Stadt aktiv? „Eine Anfrage ans Stadtarchiv sollte so spezifisch wie möglich gestellt werden, um mit möglichst wenig Zeitaufwand voranzukommen“, rät Dirk Weissleder. Oft ist es möglich, nach vorheriger Terminvereinbarung im Stadtarchiv selbst Unterlagen einzusehen.

Weitere Recherche-Möglichkeiten sind Internet-Plattformen. Auf dem Portal „GenWiki“ des Vereines für Computergenealogie können etwa Forschungsdatenbanken der Vereine oder Adressbücher durchforstet werden.

Familienforschung: Ergebnisse können aufwühlend sein

Wer sich auf die Spuren seiner Vorfahren begibt, muss allerdings auch damit rechnen, weniger schöne Dinge zu erfahren – etwa, wenn es um die NS-Zeit geht.

Auskünfte über Angehörige des Heeres, der Reichs- oder Kriegsmarine oder der Luftwaffe gibt das Bundesarchiv, denn es verwahrt die sogenannten „personenbezogenen Unterlagen militärischer Herkunft bis 1945“. Im jeweiligen Landesarchiv sind Akten zur sogenannten Entnazifizierung von Deutschen nach 1945 einsehbar.

Auch wenn die bei der Familienforschung gewonnenen Erkenntnisse möglicherweise unangenehm sind: „Man sollte vorsichtig mit Urteilen sein, denn man kann sich nicht in die damalige Zeit hineindenken“, sagt Monika Degenhard. Und es war eben auch nicht jeder ein Held.

Aber auch ein kritisches Hinterfragen der Quellen ist wichtig. Kann alles stimmen, was da steht – wie plausibel ist das und wie passt das mit anderen Recherchen zusammen?

Generell ist es von Vorteil, die gewonnenen Erkenntnisse in Sachen Familienforschung zu dokumentieren. „Man kann etwa ein kleines Buch schreiben oder eine Broschüre anlegen“, sagt Dirk Weissleder. Fotos und Texte sollten auch digitalisiert werden, damit nichts verloren geht.

Denkbar ist beispielsweise auch, eine passwortgeschützte Website über die eigene Familie anzulegen. So haben auch andere Familienangehörige sowie die nachfolgenden Generationen etwas von den eigenen Recherchen. Und es macht Spaß: „Wenn man einmal anfängt mit der Familienforschung, mag man oft gar nicht mehr aufhören“, sagt Monika Degenhard. (dpa)

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