In Sachen LiebeHilfe! Unsere Verwandten schenken den Kindern viel zu viel – was tun?

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Mädchen hält einen Berg Geschenk im Arm

Schon wieder so viele Geschenke?

Von der Familie des Ex-Mannes werden die Kinder mit Geschenken überhäuft. Eine Mutter fragt sich, ob es ok ist, ein paar Pakete vorzuenthalten.

Seit Jahren bitte ich die große Familie meines Mannes, von dem ich getrennt lebe, unseren Kindern nicht so viele Weihnachtsgeschenke zu schicken. Ohne Erfolg, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wir ersticken an Spielzeug. Darf ich den Kindern ein paar Pakete vorenthalten und sie ihnen im Laufe des Jahres geben? (Ela, 37 Jahre)

Fangen wir mal etwas weiter vorne an: Wenn Ihre Kinder mit Geschenken überhäuft werden – welche Gefühle springen dann bei Ihnen an? Was stört Sie? Was ärgert Sie? Und wie wirken diese vielen Geschenke Ihrer Meinung nach auf Ihre Kinder? Ist es so, dass Sie das Gefühl haben, die Kinder könnten das einzelne Geschenk gar nicht würdigen? Beobachten Sie, dass sie ein Paket nach dem anderen aufreißen und den Inhalt dann achtlos beiseitelegen, um sich das nächste Geschenk zu greifen? Dass sie überfordert sind, sich nicht entscheiden können, womit sie überhaupt spielen wollen und am Ende auch nicht mehr durchblicken, wer ihnen eigentlich was geschenkt hat?

Sie haben vielleicht erlebt, dass den Kindern der bisherige Geschenkeregen viel zu viel war und sie sich gar nicht einer Sache widmen konnten, sondern eher unruhig wurden und sich nach dem ganzen Auspacken so eine Leere eingestellt hat.

Sollen die Geschenke einen Mangel ausgleichen?

Auf der anderen Seite nehmen Sie bewusst und die Kinder vielleicht unbewusst noch etwas anderes wahr, das hinter der Geschenkeflut aus der Familie Ihres Mannes stecken könnte: Haben Sie das Gefühl, die Familie möchte einen Mangel, der an anderer Stelle entstanden ist, durch die Geschenke ausgleichen? Vielleicht dass sie zu wenig Zeit für die Kinder haben, sie selten sehen und/oder dass Ihr Mann ein schlechtes Gewissen wegen der Trennung hat? Oder haben Sie den Eindruck, dass die Familie mit Ihnen in Konkurrenz geht und Sie ausstechen möchte, indem sie zahlreichere und größere Geschenke macht als Sie? Fühlen Sie und Ihre Familie sich dadurch selbst unter Druck, auch so viele und große Geschenke machen zu müssen?

Es ist gut, sich solche Fragen zu stellen und erst mal einen Blick auf den eigenen Unwillen zu werfen. Und es ist nicht schlimm, wenn Sie einen Teil der Fragen mit Ja beantworten.

Geht es vielleicht auch um Konkurrenz?

Mehr noch: Wenn Sie das Gefühl haben, dass es da um Konkurrenz geht oder einfach nur, wenn Sie sich selbst unter Druck gesetzt fühlen – nehmen Sie ruhig nochmal das Gespräch auf und erklären Sie, warum Ihnen selbst die Geschenkeflut nicht so gut gefällt. Sprechen Sie von Ihrem Gefühl, dass es da unter Umständen noch um etwas anderes geht als darum, die „nette Verwandtschaft“ sein zu wollen; etwas, was den Verwandten womöglich selbst gar nicht so bewusst ist. In freundlicher Atmosphäre kann man das durchaus ansprechen. Und erklären Sie auch noch einmal in Ruhe, warum darüber hinaus ein Übermaß an Geschenken  den Kindern aus Ihrer Sicht nicht so guttut.

Zu Ihrer konkreten Frage: Ja, Sie können den Kindern ein paar Pakete vorenthalten, aber nur in Absprache mit beiden Seiten. Das heißt: Mit den Schenkenden besprechen, dass sie das tun und ihnen auch erklären, warum Sie so verfahren: Dass sie sehen, dass es die Kinder überfordert, dass die Kinder gar nicht mehr in der Lage sind, sich über das Einzelne zu freuen und es zu würdigen. Sprechen Sie ruhig auch ab, wann Sie den Kindern die weiteren Geschenke geben. Gleichzeitig müssen Sie auch den Kindern sagen, dass viele Geschenke gekommen sind und dass Sie sie etwas aufteilen. So haben sie mehrmals eine Freude über etwas Neues. Das ist wichtig, damit es nicht passiert, dass die Kinder von den einbehaltenen Geschenken durch die Verwandten erfahren. Das würde ihr Vertrauen Ihnen gegenüber beschädigen.

Um sich erst gar nicht auf diese Weise zwischen die Kinder und die Verwandtschaft Ihres Mannes stellen zu müssen und zugleich eine Brücke zu bauen, können Sie vielleicht sogar den Verwandten und Ihrem Ex-Mann den Vorschlag machen: „Kommt doch ruhig häufiger vorbei und bringt dann ein Geschenk mit! So bekommen die Kinder nicht alles auf einmal und gleichzeitig haben Sie etwas von Euch.“

Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de

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