Die Gamescom zieht normalerweise tausende Besucher nach Köln. In diesem Jahr ist vieles anders.
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In der Corona-Krise haben digitale Angebote und Erlebnisse enorm an Bedeutung gewonnen, so auch Video- und Konsolenspiele.
Traditionell werden im August die Trends der Branche auf der Gamescom in Köln vorgestellt, aufgrund von Covid-19 jedoch dieses Jahr komplett online.
Wie die Messe im Digitalen abläuft, welche Neuheiten Sie erwarten dürfen und welche Spiele in der Krise besonders trenden.
Köln – Nein, so hatten sich die Gamer die Apokalypse nicht vorgestellt. Keine marodierenden Banden, die gegen Spezialeinheiten kämpfen wie in „Tom Clancy’s The Division“. Keine durch die Straßen wankenden Zombies wie in „Resident Evil“. Und Außerirdische lassen sich auch nicht blicken, weder in feindseliger noch in friedlicher Absicht. Stattdessen: ein unsichtbarer, lautloser Killer, der vermutlich noch nicht einmal als Lebewesen gelten kann und sich schon gar nicht dem Kampf von Angesicht zu Angesicht stellt. Statt eine coole Kampfausrüstung zu tragen, muss man sich ein Stück Stoff vors Gesicht binden. Und dann findet auch noch die Gamescom, die weltweit größte Branchenschau, in diesem Jahr nur digital statt (27. bis 30. August) . Entwickler zum Anfassen, lange Schlangen vor den Anspielstationen, überfüllte Gänge bei tropischen Temperaturen – in Zeiten von Covid-19 undenkbar.
Zocken als gemeinsame Sprache
Dennoch sind wohl nur wenige Bevölkerungsgruppen so gut für die Krise gewappnet wie Videospielfans. Schon kurz nach dem Lockdown kursierten im Netz Fotomontagen mit breit grinsenden Gamern, die nun endlich unbehelligt von der wirklichen Welt ihrem Hobby nachgehen durften. Für Jugendliche, die sich um ihr soziales Leben und damit einen wesentlichen Teil ihrer Jugend gebracht sehen, haben solche Memes einen bitteren Beigeschmack.
Doch Videospiele bieten ihnen auch ganz neue Kommunikationswege. „Man loggt sich ins Spiel ein, tritt der Party eines Freundes bei und unterhält sich während dem Spielen über Plattformen wie Discord“, erklärt der 17-jährige Schüler Tim. Gesprächsthemen fänden sich dabei auch jenseits der virtuellen Welt. Probleme, Sorgen, Stress, persönliche Erfolge. Worüber man mit Freunden halt so redet. „Das Geniale an dieser Form der Kommunikation ist, dass sie keine Distanz oder andere Einschränkungen kennt. Ob der beste Freund ein Jahr im Ausland verbringt oder generelle Ausgangssperren die analoge Interaktion verhindert, das gemeinsame Zocken gibt uns die Möglichkeit, zusammen Spaß zu haben.“
Darüber hinaus besuchen die meisten aktiven Spieler Streaming-Plattformen wie Twitch, wo man anderen beim Spielen zuschauen kann. „Es eröffnet einem die Möglichkeit, den eigenen Bekanntenkreis zu erweitern. Sei es im Stream-Chat oder im Spiel selbst, online kommen Menschen mit komplett verschiedenen Interessen zusammen, die ohne das Spiel als Grundlage niemals etwas miteinander zu tun gehabt hätten.“
Die digitalen Kanäle machen sich auch die Veranstalter der Gamescom zunutze. Auf „gamescom now“ findet das Publikum aktuelle Informationen über Trends, Studios und Highlights. Über die „devcom digital conference 2020“ tauschen sich Hersteller, Entwickler und Fachpublikum aus.
Die digitale Gamescom – Das Programm im Überblick
Allgemeine Infos
Ausschließlich virtuell, aber mit viel Programm und mehr als 300 Ausstellern – so präsentiert sich die Gamescom 2020 (27. bis 30. August). Dafür, dass jeder Fan an die Informationen kommt, die ihn interessieren, wird es ein „Content-Hub“ unter dem Namen „gamescom now“ geben. Darin finden sich sämtliche Inhalte von Entwicklern, Publishern und anderen Partnern. Darüber hinaus werden hier alle Aktivitäten der Community und Shows stattfinden.
Das Programm ist in „Areas“ oder „Villages“ unterteilt – unter anderem für Cosplay, Retro- und Indie-Spiele und Merchandise-Angebote. Im Bereich „Campus“ geht es um Karriere- und Bildungsangebote der Branche. Wer sich kostenlos registriert, erhält zusätzliche Informationen wie eine personalisierbare Video-Timeline. Außerdem erhalten Nutzerinnen und Nutzer Zugang zu exklusiven Angeboten und Sonderaktionen der offiziellen Gamescom-Partner.
Beim E-Sports kooperiert die Messe mit der ESL One Cologne, unter anderem ist die „League of Legends Prime League“ Teil des Gamescom-Programms. Die kontinentalen Finals werden am 29. und 30. August auf „gamescom now“ zu sehen sein, ebenso wie ein League-of-Legends-Show-Match am 29. August um 12 Uhr. Das „Team Fordzilla“ wird im Rahmen der Gamescom ein eigenes E-Sports-Turnier in dem Rennspiel „Forza Motorsport 7“ veranstalten.
Unter dem Hashtag #HeartOfGaming-Challenge werden auf TikTok Inhalte zum Thema Gamescom und Videospiele veröffentlicht. Auch bei Partnern wie Rocket Beans TV, Freaks 4U Gaming, instinct3 („Gamevasion“), 2nd Wave, flow:fwd, Webedia („Social Gaming Days“), Twitch, IGN, YouTube und Steam wird über die Messe und die dort vertretenen Unternehmen berichtet.
Devcom Digital Conference, Opening Night und Best of Show
Bereits am 17. August 2020 ist die „devcom digital conference 2020“ gestartet. Noch bis zum 30. August tauschen sich hier Entwickler über ihre Arbeit aus und können sich miteinander vernetzen. Am Donnerstag, den 27. August um 19:30 Uhr, startet die „gamescom: Opening Night Live“, die ebenfalls über „gamescom now“ verfolgt werden kann. Um 20 Uhr beginnt die große Eröffnungsshow mit Geoff Keighley und vielen Ankündigungen.
Freitag, Samstag und Sonntag übertragen die deutsch- und englischsprachigen „gamescom studios“ Interviews, News, Analysen, Live-Demos und vieles mehr. Freitag und Samstag werden in den „Daily Shows“ die Highlights des jeweiligen Tages gezeigt. Am Samstag geht es bei der englischsprachigen Sendung „Awesome Indies“ um die besten und innovativsten Spiele unabhängiger Entwickler.
Ihren Abschluss findet die Gamescom 2020 am Sonntag, den 30. August, mit der Abschluss-Gala „Best Of Show“. Darin werden die Highlights der gesamten Messe gezeigt und die Gewinnerinnen und Gewinner des Cosplay Contest und der Gamescom Awards gekürt.
Doch es bleibt eine nicht zu schließende Lücke. „Uns fehlen die Messen, natürlich allen voran die Gamescom“, sagt Bernd Berheide vom Publisher Kalypso Media in Worms. „Für vergleichsweise kleine Unternehmen ist die physische Präsenz besonders wichtig. Spielefans, die uns sonst vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben, kommen zufällig am Stand vorbei und entdecken unser Programm. Das direkte Feedback der Spieler ist für uns unverzichtbar.“ Auch der Business-Bereich, in dem man sich sonst mit Partnern und Medienvertretern trifft, werde schmerzlich vermisst. „Die Strahlkraft der Branche wirkt auf Messen viel stärker, das kann das Internet nie ganz ersetzen.“
Animal Crossing: Heile Kuscheltierwelt trifft einen Nerv
Tatsächlich hat die Corona-Krise der Branche aber auch Auftrieb gegeben. „Das digitale Erlebnis hat an Bedeutung gewonnen, und wir profitieren davon“, so Berheide. „Im Gegensatz zur Tourismusbranche können wir Reisen in virtuelle Welten anbieten, und die sind stärker gefragt denn je. Hier kann jeder ein Stück Freiheit erleben, die Fesseln der Realität abstreifen, ohne sich und andere in Gefahr zu bringen.“
Begehrt waren in den vergangenen Monaten auch Fitness-Spiele, mit denen man dem Bewegungsmangel entgegenwirken konnte. Zu den Gewinnern gehörte auch Nintendos Switch-Konsole, mit der man wahlweise am Fernseher oder auf dem Balkon, im Garten und im Park spielen kann. Sie war plötzlich überall ausverkauft und wurde für bis zu 500 Euro im Netz angeboten.
Eine heile Kuscheltierwelt: Das Switch-Spiel „Animal Crossing: New Horizons".
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Das Switch-Spiel „Animal Crossing: New Horizons“, eine heile Kuscheltierwelt, in dem man sich mit dem Fangen von Schmetterlingen und dem Schmücken seines eigenen Miniaturhäuschens befasst, traf einen Nerv und verkaufte sich bislang 22,4 Millionen Mal.
Offene Welten zum Chillen oder Kämpfen
Wem das zu beschaulich ist, der kann sich in Activisions Free-to-Play-Hit „Call of Duty: Warzone“ gemeinsam mit bis zu 500 Spielern digitales Blei um die Ohren pusten. Schließlich haben Spiele auch eine wichtige Ventilfunktion. Apokalyptische Szenarios gehören da seit jeher dazu. „Wasteland 3“ von Deep Silver setzt eine Serie fort, die das Genre postnuklearer Survival-Games maßgeblich geprägt hat. Das verwüstete Nordamerika aus den Ruinen auferstehen zu lassen, ist eine spannende Herausforderung, hat aber auch einen fast schon meditativen Effekt: Wäre die Menschheit nicht besser beraten, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen? Wie würde eine Zukunft aussehen, in der die Technik endgültig alle Lebensbereiche durchdrungen hat?
Für das Spiel „Cyberpunk 2077" entwarfen die Designer die dystopische Vision einer von Megakonzernen, korrupten Politikern und organisiertem Verbrechen regierten Metropole.
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„Cyberpunk 2077“ des polnischen Studios CD Projekt RED erscheint am 19. November bei Bandai Namco für PC und Konsolen und dürfte eines der absoluten Highlights des Jahres werden. Die Designer entwerfen die dystopische Vision einer von Megakonzernen, korrupten Politikern und organisiertem Verbrechen regierten Metropole. Wer es sich leisten kann, lässt seinen Körper durch medizinische Implantate upgraden. Corona wird im Spiel nicht thematisiert, wie Level Designer Miles Tost erklärt. Dazu sei die Entwicklung des Spiels im Frühjahr schon zu weit fortgeschritten gewesen. Auswirkungen hatte die Krise trotzdem. Eine Vorversion von „Cyberpunk 2077“ konnte im Juni nur einer handverlesenen Gruppe von Medienvertretern und unter großen Sicherheitsvorkehrungen vorgeführt werden.
