Alopecia AreataDiese Krankheit steckt hinter dem Haarausfall von Jada Pinkett Smith

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Jada Pinkett Smith und Will Smith bei der 94. Oscar-Verleihung. Sie leidet unter kreisrundem Haarausfall.

Köln – Eine Ohrfeige bei der Oscar-Verleihung am Sonntagabend, 27. März, sorgt dafür, dass eine Erkrankung, unter der auch rund 1,5 Millionen Deutsche leiden, in aller Munde ist: Alopecia Areata (AA), besser bekannt als kreisrunder Haarausfall. Und das kam so: Hollywood-Star Will Smith schlug dem Komiker Chris Rock bei der Gala vor laufender Kamera ins Gesicht, nachdem der sich über den kahlgeschorenen Kopf seiner Ehefrau Jada Pinkett Smith lustig machte. Denn die Frisur war kein modisches Statement, sondern geht auf die Alopecia  zurück, an dem die 50-Jährige seit einigen Jahren leidet. Wir beantworten wichtige Fragen zum kreisrunden Haarausfall.

Erst kürzlich hatte Jada Pinkett Smith bei Instagram über ihre Erkrankung berichtet und schon 2018 in ihrer Facebook Talkshow Red Table Talk öffentlich über ihren Haarausfall gesprochen. Als die Schauspielerin (u.a. Bad Moms) das erste Mal unter der Dusche eine ganze Hand voller Haare hatte, sei das furchterregend gewesen, sagte sie damals. Heute ist sie sichtbar gelassener. 

Was genau ist Alopecia Areata? 

Alopecia Areata (AA) ist eine häufige Form von örtlichem Haarausfall, bei dem meist kreisrunde Bereiche nicht mehr mit Haaren bedeckt sind. Betroffen ist zu 80 Prozent der Kopf, kann aber auch bei Männern im Bereich des Bartes oder der Körperbehaarung auftreten. Bei den meisten Menschen entwickeln sich nur wenige kahle Stellen. Rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von der AA betroffen. Laut dem Deutschen Endokrinologischen Versorgungszentrum (DEVZ) führen die damit einhergehenden psychischen Belastungen nicht selten zu einem erheblichen Leidensdruck und Folgeerkrankungen. 

Was sind die Ursachen des kreisrunden Haarausfalls?

Diese Form des Haarausfalls setzt meist akut und unvermittelt ein. Die Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht. Da Alopecia Areata aber häufig von einer Entzündung begleitet ist, vermuten Expertinnen und Experten, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, sprich: dass immunologische Faktoren am Krankheitsverlauf beteiligt sind. Dabei scheinen T-Lymphozyten, die bei der körpereigenen Abwehr eine Rolle spielen, die Haarfollikel anzugreifen. Auch eine genetische Komponente wird diskutiert, da bei 20 Prozent der Patienten mindestens ein Familienmitglied ebenfalls betroffen ist.  Zudem können Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielen. Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Stress und Alopecia Areata hinwiesen, werden laut Alopecia Areata Deutschland e.V. (AAD) sehr kontrovers diskutiert. Dennoch könne richtiges Stressmanagement dazu beitragen, die Betroffenen emotional zu stabilisieren.

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Gibt es verschiedene Formen des Haarausfalls?

Endokrinologinnen und Endokrinologen unterscheiden neben der Alopecia Areata, zwischen der Alopecia Totalis, wenn alle Kopfhaare ausgefallen sind, der Alopecia Universalis, wenn die Kopfbehaarung inklusive Augenbrauen, Wimpern und Nasenhaare und auch die Körperbehaarung betroffen ist und der Alopecia Ophiasis, wenn die Haare an den Schläfen, über den Ohren bis in den Nacken am gesamten Haarkranz ausgehen. 

Leiden mehr Frauen unter kreisrundem Haarausfall?

Die Alopecia Areata kann bei Frauen und Männern jeden Alters gleichermaßen betreffen, tritt betrifft aber bei jungen Menschen sehr viel häufiger erstmals in Erscheinung und wird auch nicht selten schon im Kindesalter diagnostiziert.

Wie wird kreisrunder Haarausfall behandelt?

Die Prognose der Alopecia areata ist laut DEVZ schwierig. Häufig wachsen die Haare nach Monaten spontan wieder nach, aber die Gefahr eines erneuten Haarverlustes sei groß. Da die Ursache nicht bekannt ist, ist auch die Behandlung problematisch. Oft verordnen Ärztinnen und Ärzte im Rahmen einer entzündungshemmenden Therapie kortisonhaltiges Haarwasser und Kortison-Medikamente zum Einnehmen, um die selbstzerstörerischen Aktivitäten des Körpers gegen die Haarfollikel zu stoppen. Teilweise werden die befallenen Stellen mit flüssigem Stickstoff (Vereisung) oder mit einer speziellen Säure behandelt, beziehungsweise mit UV-Licht (PUVA-Therapie) bestrahlt. Diese Verfahren rufen quasi künstlich eine Entzündung hervor, um die  Immunabwehr von den Haarwurzeln abzulenken, damit diese sich wieder erholen können. Nachteil dieser Behandlung ist, dass sie nur während der Anwendung wirkt. Danach können die Haare erneut ausfallen. Oft dauert die Behandlung jahrelang, weshalb es nicht selten zu allergischen Reaktionen am ganzen Körper kommt. 

Kann man diesem Haarausfall vorbeugen?

Nein. Wann und ob jemand von der Alopecia Areata betroffen ist, ist laut Expertinnen und Experten nicht vorhersehbar. Daher kann man also auch nichts vorbeugend unternehmen.

Wo finde ich Hilfe bei Alopecia?

Der Alopecia Areata Deutschland e.V. (AAD) versteht sich als Anlaufstelle bei kreisrundem Haarausfall und setzt sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, die zwischen Betroffenen und Selbsthilfe­gruppen, Ärzten, Krankenkassen und Perückenfirmen vermitteln. Auf seiner Homepage bietet der Verein sämtliche Informationen über die Krankheit Alopecia, über Therapien, Selbsthilfegruppen und den Stand der Wissenschaft.

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