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Aus der PraxisWann sind Kopfschmerzen ein Notfall?

Lesezeit 2 Minuten

Dr. Magnus Heier ist Neurologe und Wissenschaftsautor.

Der Kopf tut weh. Und nun? Muss man zum Arzt? In die Notaufnahme? Oder gar den Notarzt rufen? Die Entscheidung fällt nicht nur Patienten und Angehörigen, sondern oft auch dem Hausarzt schwer. Ist es ein Notfall? Plötzlich auftretende intensive Kopfschmerzen sind häufig – etwa zwei bis drei Prozent aller Patienten in der Notaufnahme kommen aus diesem Grund. Dort kann mit einer Computertomographie (die Aufnahme in der Röhre), mit einer Untersuchung des Nervenwassers oder einer Röntgenaufnahme der Blutgefäße fast immer eine eindeutige Diagnose gestellt und dann sofort konsequent gehandelt werden. In der Notaufnahme ist der Patient auf der sicheren Seite.

Ottawa-Regel bietet Hilfe

Aber wann ist es angemessen, in die Klinik zu fahren (oder eher sich fahren zu lassen), wann ist es übertrieben? Die wichtigste Entscheidung fällt der Patient im ersten Schritt selbst, nämlich dann, wenn er in die Klinik geht – oder eben einfach abwartet.Einen guten Hinweis darauf, ob es sich bei Kopfschmerzen um einen gefährlichen Notfall handelt, bietet die sogenannte Ottawa-Regel: Hier werden Symptome abgefragt, die auf eine bestimmte Art von Blutung im Kopf und damit auf einen Notfall schließen lassen.

Einer der Punkte: Ist der Schmerz langsam entstanden oder plötzlich wie ein Blitz gekommen? Ein plötzlicher schwerer „Donnerschlagkopfschmerz“ kann lebensgefährlich sein. Auch wenn sich der Hals plötzlich nicht mehr ohne Schmerzen bewegen lässt, ist ein Notfall wahrscheinlich. Kamen die Kopfschmerzen bei Ruhe oder bei körperlicher Aktivität? Aus der Aktivität heraus ist eine Blutung wahrscheinlicher. Und ganz offensichtlich handelt es ich um einen Notfall, wenn der Patient erst über starke Kopfschmerzen klagt und dann das Bewusstsein verliert (dies ist immer ein Fall für den Notarzt, Telefon: 112). Und schließlich ist die Intensität der Kopfschmerzen entscheidend: Üblicherweise lässt man Patienten die Schmerzstärke mit einer Note von eins bis zehn belegen – zehn entspricht den stärksten denkbaren, vernichtenden Schmerzen.

Man kann auch mit dem besten Fragebogen nicht in den Kopf gucken. Aber die genannten Kriterien können helfen, eine Gefahr zu erkennen. Viele Patienten halten nämlich auch schwere Schmerzen gefährlich lange aus, bevor sie zum Arzt gehen. Wenn eines der Ottawa-Kriterien zutrifft, sollte man nicht lange zögern. Im Zweifel ist ein Besuch zu viel besser als einer zu wenig.

Und noch ein Hinweis: Ein Schmerzpatient ist immer ein Notfall, egal ob in Ambulanz oder Praxis: Er darf ausdrücklich nicht mit einem Termin in Tagen oder Wochen vertröstet werden.