Harvard-ForscherBabys schreien, damit Eltern keine Geschwister zeugen

Lesezeit 2 Minuten
Das ist alles Strategie: Babys schreien, damit ihre Eltern keine Geschwister zeugen und sie die ungeteilte Aufmerksamkeit haben, wie ein Harvard-Professor schreibt.

Das ist alles Strategie: Babys schreien, damit ihre Eltern keine Geschwister zeugen und sie die ungeteilte Aufmerksamkeit haben, wie ein Harvard-Professor schreibt.

Was wäre das für eine Idylle, könnten frischgebackene Eltern einfach mal durchschlafen. Das Glück über das Neugeborene wäre wahrscheinlich gleich dreimal so hoch. Doch dass Babys nachts so oft schreien, hat womöglich einen triftigen evolutionären Grund: Sie wollen verhindern, dass ihre Eltern weiteren Nachwuchs – und damit mögliche Konkurrenten – zeugen.

Mütterliche Müdigkeit als Strategie des Babys

So argumentiert jedenfalls der Harvard-Professor David Haig, der seine Forschungsergebnisse kürzlich im Oxford-Fachjournal „Evolution, Medicine, and Public Health“ veröffentlicht hat. Für seinen Artikel hat er zahlreiche Studien zum Thema analysiert. Die Schreihälse machen demnach nicht nur Krach, damit sie gefüttert werden. „Die mütterliche Müdigkeit kann als Teil der Strategie des Kindes gesehen werden, den Abstand zwischen den Schwangerschaften zu verlängern“, schreibt der Evolutionsforscher. Diese Erschöpfung verhindere schließlich, wie die Daily Mail süffisant schlussfolgert, „einen romantischen Abend“ der Eltern. Gerade im zweiten Halbjahr des ersten Lebensjahres halten Babys ihre Eltern nach Angaben von Haig auf Trab.

Nächtliches Stillen lässt Menstruation ausbleiben

Und: Je öfter, die Mutter nachts stillt, desto länger bleibt sie unfruchtbar. Nächtliches Stillen verlängert das Ausbleiben der Menstruation nach der Geburt, wie der Wissenschaftler nahe legt. Kürzere Abstände zwischen Geschwistern werden schon länger mit einem höheren Risiko für Kindssterben in Verbindung gebracht - insbesondere in Umgebungen, wo Ressourcen knapp sind und die Infektionsraten hoch.

Je länger der Säugling die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern hat, desto höher sind seine Überlebenschancen. Auf diesen Zusammenhang habe die Evolution also reagiert, erklärt der Biologie-Professor.

Verhalten ist Teil unseres biologischen Erbes

Auch wenn die Umstände heute in vielen Gegenden, und gerade in unserer westlichen Welt, weniger dramatisch sind, sei dieses Verhalten Teil unseres biologischen Erbes. Das Baby schreit und behauptet damit seine Monopolstellung - zumindest für eine gewisse Zeit.

„Das letzte, wonach sich ausgebrannte frischgebackene Mütter fühlen, ist, direkt ein weiteres Kind zu zeugen“, zeigt sich Siobhan Freegard, Gründerin der britischen Eltern-Website „Netmums“ im Gespräch mit Daily Mail erleichtert. „Jetzt haben sie die Entschuldigung dafür, nämlich, dass die limitierte Liebe zu einem Kind im ersten Jahr von der Natur einfach vorgesehen ist.“

Ein weiterer Coup der schreienden Babys: Laut einer japanischen Studie sollen sie das Weinen auch vortäuschen können - und sich damit die Aufmerksamkeit der Mutter erschleichen. (rer)

KStA abonnieren