Auch nach zwei Jahren PandemieDiese Fehler machen viele Menschen beim Corona-Test

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Selbsttest Corona Symbolbild

Bei einem Corona-Selbsttest kann viel falsch gemacht werden.

Köln – Deutschland steht bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie vor einem Problem: Die Laborkapazitäten für PCR-Tests werden aufgrund der hohen Fallzahlen knapp. Vielen Bürgerinnen und Bürgern bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf Selbsttests zurückzugreifen. Es ist nun also umso wichtiger, dass diese korrekt angewendet werden. Wie wird das Teststäbchen richtig eingeführt, reicht der Nasenabstrich? Und wie war das nochmal mit dem Essen und Trinken vor dem Test? Ein Überblick über häufige Fehler beim Selbsttest.

Wartezeit

Nachdem man Sekret und Testflüssigkeit auf die entsprechende Stelle der Kassette geträufelt hat, heißt es erst einmal warten. Aber wie lange? Der Kontrollstreifen entwickelt sich oft relativ schnell, dem Teststreifen sollte man jedoch noch einige Minuten Zeit geben. Wie viele dies genau sind, steht auf den Beipackzetteln der Tests. In der Regel ist eine Wartezeit von einer Viertelstunde vorgegeben, dies kann aber von Test zu Test variieren. Ergebnisse, die zu früh oder zu spät abgelesen werden, sind ungültig.

Ergebnis ablesen

Viele werden es mittlerweile wissen, doch auch beim Ablesen des Testergebnisses kann man viel falsch machen. Vor allem, weil eine Fehlinterpretation naheliegt: Das C auf der Testkassette steht nicht für Corona, sondern für Control. Entwickelt sich hier ein Streifen, bedeutet dies nicht, dass der Test positiv ist, sondern, dass er funktioniert hat. Schnelltests, egal ob positiv oder negativ, haben nur eine Aussagekraft, wenn ein Streifen bei dem Buchstaben C erscheint. In allen anderen Fällen sind sie ungültig.

Erscheint neben dem C ein roter Streifen, kommt es auf den zweiten Buchstaben auf der Testkassette an: das T, es steht für Test. Erscheint hier kein Streifen, ist das Ergebnis negativ. Bildet sich jedoch ein Streifen, ist der Test positiv. Auch, wenn dieser nur schwach ist. Denn auch dann sind in dem entnommenen Sekret Coronaviren vorhanden.

Negative Tests heben positive nicht auf

Ein negativer Schnelltest ist kein Freifahrtschein. Denn viele der im Handel erhältlichen Produkte können nicht nur keine Quote von 100 Prozent aufweisen, was das Erkennen von Infektionen angeht. Beinahe jeder fünfte fällt in einer Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sogar durch, erkennt bei hoher Viruslast weniger als drei von vier positiven Fällen.

Ist die Viruslast etwas geringer, sinkt bei allen Tests die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Infektion auch als solche erkennen. Zudem fallen Schnelltests gerade zu Beginn einer Infektion oft noch negativ aus, obwohl man womöglich bereits ausreichend Viren in sich trägt, um andere anzustecken. Auch durch Anwendungsfehler können Tests negativ ausfallen, obwohl die Person infiziert ist. Aus all diesen Gründen kann ein einzelnes negatives Schnelltestergebnis auch kein positives Ergebnis aufheben.

Nase oder Rachen?

Abstrich ist nicht gleich Abstrich. Nicht nur in Schnelltestzentren, auch bei der privaten Anwendung finden sich viele verschiedene Methoden. Dabei ist es essenziell, dass der Abstrich korrekt ausgeführt wird, damit man ein korrektes Ergebnis bekommt. Wie dieser genau auszusehen hat, steht auf den Beipackzetteln der Tests. In der Regel ist dies ein Nasenabstrich, für den ein Stäbchen in beide Nasenlöcher muss – eins reicht nicht. Denn in dem Fall bekommt man womöglich zu wenig Sekret an das Teststäbchen, das Ergebnis ist nicht aussagekräftig.

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Prinzipiell ist es auch möglich, einen Abstrich im Rachen zu machen. Virologin Sandra Ciesek rät davon allerdings ab. „Ich bin da immer ein bisschen skeptisch bei Laien, gerade, wenn es kleine Kinder sind“, sagte sie im NDR-Podcast „Coronavirus Update“. Um einen guten Abstrich über den Mund hinzubekommen, müsse man an die Rachenhinterwand gelangen, erklärte sie. Pflegepersonal aus dem Krankenhaus beispielsweise wisse natürlich, wie man Abstriche macht und komme an die Rachenhinterwand. „Und das ist sicher gut. Aber für Laien ist das schwer erreichbar.“ Hält man sich an die Anleitung in der Packungsbeilage, ist man auf der sicheren Seite.

Abstrich machen

Der Abstrich selbst sollte mit Vorsicht und Gefühl entnommen werden. Das Teststäbchen muss nicht unbedingt bis zum Übergang zwischen Nase und Rachen geschoben werden. Oft genügt es, das Stäbchen zwei bis vier Zentimeter in die Nase einzuführen, auch hier gilt es, die Angaben des Beipackzettels zu beachten.

Und auch auf den Winkel, in dem das Stäbchen in die Nase wandert, sollte man achten. So ist es nicht das Ziel, dem Gehirn möglichst nah zu kommen. Denn die Nasenlöcher führen nicht nach oben, wie es von außen den Anschein macht, sondern nach innen, wie der australische HNO-Arzt Eric Levi auf Twitter erklärt. So sollte das Stäbchen langsam und flach eingeführt werden.

Bei Kindern gilt besondere Vorsicht. Sie wehren sich gerne mal gegen einen Selbsttest – verständlich. Doch auch für die Testung bei Kindern hat Levi Tipps. So kann der zurückgelehnte Kopf des Kindes mit einem über die Schulter gelegten Arm stabilisiert werden. Die Hand, die das Stäbchen führt, kann durch einen an das Kinn des Kinds gelehnten kleinen Finger gestützt werden, sodass keine unnötig schnellen Bewegungen entstehen.

Essen und Trinken, Zähneputzen und Rauchen

Auch die Nahrungsaufnahme wird im Zusammenhang mit Schnelltests immer wieder thematisiert. So bitten Hersteller, Testzentren und Ärzte, vor einem Schnelltest auf Essen und Trinken zu verzichten. Auch das Zähneputzen oder Ausspülen des Munds kann das Ergebnis verfälschen. Auch das Rauchen ist vor einem Schnelltest keine gute Idee. Durch den Verzicht auf diese Dinge, 15 bis 30 Minuten vor dem Test, soll verhindert werden, dass sich der Speichel verändert.

Keine Rolle spielt das allerdings beim selbst durchgeführten Schnelltest, da bei diesem das Sekret in der Nase entnommen wird. Essen, Trinken und Zähneputzen sind hier natürlich kein Problem. Ob dafür Nasenspray oder Pollen die entnommene Probe entscheidend verändern können, ist aufgrund der dünnen Datenlage unklar. Wer sichergehen will, dass das Ergebnis des Tests nicht verfälscht ist, sollte aus Vorsicht kurz vor dem Test kein Nasenspray mehr benutzen. Ist man sich schlussendlich unsicher, ob bestimmte Mittel vor einem Schnelltest noch eingenommen werden können oder nicht, hilft ein Blick auf den Beipackzettel.

Naseputzen

Einigen Anleitungen zufolge ist es sinnig, vor einem Schnelltest die Nase zu putzen. Die Idee dahinter: Sekret und die eventuell darin enthaltenen Coronaviren sollen quasi nach vorne gepustet werden und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Schnelltest im Falle einer Infektion auch einen positiven Fall anzeigt. Diese Vorgabe wird allerdings skeptisch gesehen, da durch das Putzen der Nase auch für den Test benötigtes Sekret aus der Nase befördert wird. 

Hygiene

Ein großes Wort in der Pandemie, und auch bei den Schnelltests spielt es eine große Rolle: die Hygiene. Die Fläche, auf der der Test durchgeführt wird, sollte wie auch die Hände sauber sein. Werden Teile des Tests verschmutzt, kann das Ergebnis verfälscht werden. Etwas kompliziert kann dies bei den Röhrchen mit der Testflüssigkeit werden, sie fallen leicht um. In vielen Verpackungen gibt es vorgestanzte Löcher, in die man diese Röhrchen stellen kann. Ansonsten tun es auch ganz normale Wäscheklammern, die man als Stütze unten an die Röhrchen klemmt. Die können in verschiedenen Farben auch als Namensschilder dienen, wenn beispielsweise in einer Familie viele Personen zeitgleich getestet werden.

Lagerung

Schnelltests sollten weder zu warm noch zu kalt aufbewahrt werden. Welche Temperaturen für die Lagerung in Ordnung sind, steht auf der Verpackung oder dem Beipackzettel. Wichtig ist der Unterschied zwischen Lager- und Anwendungstemperatur. Bei der Durchführung sollten die Tests stets Raumtemperatur haben. Wer die Tests also beispielsweise im etwas kühleren Keller lagert, sollte sie erst auf Raumtemperatur klettern lassen und nicht sofort benutzen.

Zeitpunkt

Im Optimalfall wird der Schnelltest direkt morgens nach dem Aufstehen durchgeführt – denn dann ist die Viruslast am höchsten, erklärt das Bundesgesundheitsministerium. Der Test kann aber auch problemlos zu jeder anderen Tageszeit durchgeführt werden. (mit dpa)

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