Drastischer Anstieg in EuropaGefährliche Pilzinfektion breitet sich in Deutschland aus

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Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale, aufgenommen in einem Labor.

Der Pilz Candida auris breitet sich in Deutschland immer mehr aus. Er kann eine schwerwiegende Vergiftung verursachen.

Weltweit melden Ärzte einen drastischen Anstieg mit der Erkrankung Candida auris. Auch deutsche Forscher fordern erste Maßnahmen.

Ärzte weltweit warnen vor einem drastischen Anstieg der Infektionen mit der gefährlichen Pilzart Candida auris. Alleine in Europa habe es zuletzt mehr als 600 Infektionen mit dem Pilz gegeben, vor allem in Italien und Spanien seien der Anstieg der Fälle deutlich zu sehen. Auch in Deutschland wurden in 2021 und 2022 deutlich mehr Pilzinfektionen registriert.

Candida auris kann eine Vergiftung auslösen, vor allem frisch operierte Patienten sind akut gefährdet. Der Pilz hält sich vergleichsweise lang auf Oberflächen und kann vor allem in Krankenhäusern zu einem Problem werden. Denn wird die Pilzart erstmal festgestellt, breitet sie sich oft sprunghaft aus.

Candida auris: Gefährlicher Pilz breitet sich in Deutschland aus – sprunghafter Anstieg in Europa

In Italien sorgte ein Ausbruch Ende 2021 für 277 Infektionen binnen kürzester Zeit. In Europa häufen sich die Infektionen mit Candida auris. Laut Angaben der europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC wurden 2021 mit 655 Fällen fast halb so viele Infektionen festgestellt, wie im gesamten Zeitraum zwischen 2009 und 2021 (1377).

In Deutschland sind die Fallzahlen vergleichsweise gering, zwischen 2021 und 2022 wurden zwölf Fälle erfasst. Die Dunkelziffer könnte weitaus höher sein, denn bei vielen Menschen wird der Befall mit Candida auris durch fehlende Symptome selten bemerkt. Das Deutsche Ärzteblatt warnt in einer Analyse vor einem „deutlichen Anstieg“ – und beobachtet zudem ein weiteres Phänomen.

Gefährlicher Pilz: Deutsche Ärzte warnen vor Ausbruch von Candida auris

So seien 2021 erstmals Übertragungen innerhalb Deutschlands festgestellt worden, zuvor konnte ein Großteil der Fälle auf Auslandsaufenthalte zurückgeführt werden. Der infektiöse Pilz ist vor allem in Spanien und Italien weit verbreitet, aber auch in den USA gibt es tausende Fälle pro Jahr.

Der Hauptautor der Ärzteblatt-Studie, Oliver Kurzai, sagt gegenüber dem „Spiegel“: „Die Daten, die wir veröffentlicht haben, zeigen, dass wir Fälle nur unvollständig erfassen.“ Er fordert eine Meldepflicht und eine schnelle Alarmbereitschaft in Laboren, um bei einem Ausbruch möglichst schnell reagieren zu können.

Candida auris wird immer resistenter – Forscher fordert Meldepflicht

Zwar sei Candida auris kein „Killerkeim“, allerdings wäre ein Ausbruch in einem Krankenhaus deutlich folgenreicher als beispielsweise mehrere Infektionen mit dem Coronavirus. Es müsste bei einer Pilzinfektion mehr Einzelzimmer und Schutzkleidung geben, dazu müssten ständig Abstriche genommen werden.

Neue Analysen aus den USA zeigen zudem: Candida auris wird immer resistenter. Seine Herkunft ist ebenfalls mysteriös: 2009 trat der Pilz das erste Mal in den USA auf, die Herkunft ist nach wie vor unklar. Alle Forschungen nach einer Zoonose, also der Übertragung durch ein Tier, liefen bisher ins Leere. (shh)

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