Bis 2050 sollen fast vier Milliarden Erwachsene übergewichtig sein. Dr. Magnus Heier erklärt, warum es sich lohnt, etwas dagegen zu tun.
Große AuswirkungenSo entscheidend ist das Gewicht im mittleren Alter für die Gesundheit

Wer im mittleren Alter etwas gegen sein Übergewicht tut, kann langfristig große Auswirkungen auf die eigene Gesundheit erreichen.
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Ein Forscherteam der Universität Helsinki hat drei Kohortenstudien über Körpergewicht analysiert: Insgesamt über 23.000 Menschen waren in diesen Studien über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten beobachtet worden. Diese Daten wurden von den finnischen Forschern jetzt aber neu eingeordnet. Grundlage und Grenzwert der Analyse ist ein Bodymaßindex (BMI) von 25. Das ist genau der Grenzwert zwischen dem Normalbereich und dem Beginn von Übergewicht.
Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Größe in Metern. Eine komplizierte Rechnung: Ein Mensch, der 1,80 Meter groß ist und 81 Kilogramm schwer, hätte einen BMI von 25 (81 geteilt durch 1,80x1,80). Den gleichen BMI hätte ein kleinerer Mensch von 1,70 Meter mit 72 Kilogramm.
Einige Krankheiten werden durch Übergewicht häufiger
In der Studie aus dem Fachmagazin JAMA, die gerade in der Ärztezeitung zitiert wurde, wurden vier Gruppen gebildet: Die mit einem konstanten BMI von unter beziehungsweise von über 25. Und die, deren Teilnehmer im Beobachtungszeitraum zunahmen (von unter auf über 25) beziehungsweise abnahmen (von über 25 auf unter 25).
Schon lange ist bekannt, dass einige Krankheiten durch Übergewicht häufiger werden: Typ-2-Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Krebs, Asthma und eine Lungenkrankheit (COPD). Die Frage war nun, welche Gruppen nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 23 Jahren am Ende häufiger oder seltener an diesen Krankheiten erkrankt oder gar verstorben waren.
Sterberisiko bei Gewichtsabnahme um ein Fünftel geringer
Der Zusammenhang war erheblich. Die Krankheitswahrscheinlichkeit sank. Und die Wahrscheinlichkeit zu sterben ebenfalls. Zum Teil erheblich: Die Wahrscheinlichkeit chronischer Krankheiten war in einer Studie bei den Teilnehmern, die Gewicht verloren, um fast die Hälfte geringer als bei denen, die dauerhaft übergewichtig waren.
Und dabei ging es nicht um den bekannten Diabetes, der war herausgerechnet worden. Auch andere Krankheiten werden häufiger. In einer anderen Studie war das Sterberisiko bei Gewichtsabnahme um ein Fünftel geringer. Natürlich gibt es auch andere Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen. Aber der Effekt ist beeindruckend groß.
Schon eine leichte Gewichtsreduktion hat eine große Auswirkung
Wichtig ist: Die Patienten begannen die Studie im „mittleren“ Alter, das heißt hier: Bei Beginn waren sie im Durchschnitt zwischen 39 und 42 Jahren (je nach Studie). Was ebenfalls wichtig ist: Sie nahmen ab oder hielten das Gewicht, ohne die heute verbreiteten Abnehmhilfen zu nutzen – keine chirurgische Fettreduktion, kein Absaugen, keine Abnehmspritze.
Das heißt umgekehrt: Es ist nicht klar, ob etwa die Abnehmspritze die gleichen Wirkungen hat, wie „echtes“ Abnehmen. Aber es bleibt bemerkenswert, dass schon eine leichte Gewichtsreduktion im „mittleren“ Alter eine so große Auswirkung auf das weitere Leben hat. Umgekehrt ist die Vorstellung erschreckend, dass Übergewicht so stark zunimmt, dass es in wenigen Jahrzehnten fast die Regel sein wird. Es lohnt sich, dem gegenzusteuern – nicht erst im Alter.