Wenn die Temperaturen spürbar sinken, mehren sich Halskratzen, Infekte und trockene Haut. Viele greifen nun zu Mitteln aus der Drogerie und Apotheke. Doch auch der eigene Garten oder Balkonkasten liefern kraftvolle Rezepturen.
Rezepte aus der GartenapothekeMit Rettich, Rosmarin und Ringelblume gestärkt durch die kalte Jahreszeit

Die heilende Kraft aus dem Garten: Aus Rettich, Ringelblume und zahlreichen Kräutern lassen sich kleine Mixturen anfertigen, um die Gesundheit über den Winter ein wenig zu boostern. . RND
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Die Pflanzenwelt beschenkt uns reichlich mit Heilkräften, die wir zur Unterstützung unseres Wohlbefindens nutzen können. „Viele Heilpflanzen wachsen völlig unerkannt im heimischen Garten“, sagt Marion Putensen, zertifizierte Kräuterfachwirtin aus der Lüneburger Heide. Das Wissen über ihre Wirkung sei über die Jahrhunderte zunehmend in Vergessenheit geraten. „Doch mit wenig Aufwand können wir aus Pflanzen wie Rettich, Kräutern und der Ringelblume natürliche Hausmittel zubereiten, die uns durch Herbst und Winter begleiten.“
Rettich-Hustensaft: Sanfte Hilfe bei Husten
Der schwarze Rettich ist ein eher unscheinbares Wintergemüse, das es jedoch in sich hat. „Schon seit Jahrhunderten gilt er als bewährtes Mittel bei Erkrankungen der oberen Atemwege“, erklärt die Kräuterexpertin. In alten Hausrezepten habe er zudem als Reinigungsmedizin für Körper und Haus gegolten, um negative Energien fernzuhalten. Heute weiß man: „Seine Senföle wirken antibakteriell und schleimlösend, wodurch er auch festsitzenden Husten lösen kann.“
Und so gelingt der Hustensaft:
- Einen schwarzen Rettich gründlich waschen und den oberen Teil als Deckel abschneiden.
- Mit dem Löffel eine Vertiefung aushöhlen, das Fruchtfleisch klein schneiden.
- Ein kleines Loch in den Boden bohren und das Fruchtfleisch zurück in den Rettich geben.
- Rettich auf ein Schraubglas stellen, die Vertiefung mit Honig füllen und den Deckel wieder aufsetzen.
- Nach einigen Stunden sammelt sich im Glas ein wirkungsvoller Saft, der löffelweise eingenommen werden kann.
Der süß-scharfe Hustensaft hält sich im Kühlschrank zwei bis drei Tage und kann bei Bedarf neu angesetzt werden. Vorsicht: „Für Säuglinge und Kleinkinder unter einem Jahr ist der Hustensaft nicht geeignet, da diese keinen Honig zu sich nehmen sollen“, so Putensen.
Kräuter-Oxymel: Süß-saurer Immunbooster
„Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet ‚Sauerhonig‘“, erklärt Putensen. Das traditionelle Hausmittel vereint die antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkungen aus Essig und Honig und war schon in der Antike bekannt. Werden dem Tonikum noch Gartenkräuter hinzugefügt, entsteht ein kräftigendes Hausmittel für das Immunsystem: „Rosmarin wirkt entzündungshemmend und stimulierend, Thymian ist als Schleimlöser bekannt, Zitronenmelisse und Lavendel wirken beruhigend und Salbei hat sich gegen Halsschmerzen bewährt“, lauten die Tipps der Kräuterexpertin.
Zubereitung des Kräuter-Oxymels:
- Drei Teile Honig mit einem Teil Apfelessig verrühren.
- Je nach Bedarf und Geschmack getrocknete oder frische Kräuter aus dem Garten hinzufügen.
- Das Kräuter-Oxymel in einem sauberen, verschlossenen Glas eine Woche ziehen lassen.
- In ein ausgekochtes Glas abseihen und verschließen.
- Zur Einnahme täglich einen Esslöffel pur oder verdünnt mit Wasser genießen.
Die fertige Mischung schmeckt angenehm süß-sauer und ist eine hervorragende Alternative zu industriell hergestellten Tonika. „Oxymel unterstützt den Körper in der Erkältungszeit und eignet sich auch als belebendes Getränk zwischendurch“, betont Putensen.
Ringelblumensalbe: Balsam für rissige Winterhaut
Auch die Haut wird durch kalte Temperaturen und trockene Heizungsluft stark beansprucht. Besonders Hände, Gesicht und Lippen werden nun schnell spröde und neigen zu feinen Rissen. Hier kommt die Ringelblume ins Spiel: „Früher glaubte man, dass die Calendula das Böse fernhält und Häuser, Ställe und Menschen vor Krankheit schützt“, erläutert Putensen. „Heute schätzt man die Blüten vor allem für ihre entzündungshemmenden und hautberuhigenden Inhaltsstoffe, die in Form einer selbst gemachten Salbe ausgezeichnet pflegen.“
So setzen Sie die Ringelblumensalbe an:
- 2 Teelöffel getrocknete Ringelblumenblüten (alternativ etwa eine Handvoll frische) in ein ausgekochtes Schraubglas geben.
- Mit hochwertigem Pflanzenöl (zum Beispiel Oliven- oder Mandelöl) komplett bedecken.
- Alles bei geringer Hitze ins Wasserbad stellen und eine Stunde im warmen Öl ziehen lassen.
- Danach den Herd ausstellen und die Blüten über Nacht im Öl ziehen lassen.
- Den fertigen Öl-Auszug durch ein Sieb abseihen und im Wasserbad mit etwas Bienenwachs verschmelzen, bis eine geschmeidige Konsistenz entsteht.
- Die noch flüssige Salbe in sterilisierte Salbentiegel füllen, abkühlen lassen und erst dann verschließen.
„Die Ringelblumensalbe gehört in jede naturheilkundliche Hausapotheke und hilft bei rissigen Händen, trockenen Lippen, kleinen Wunden und gereizter Winterhaut“, so Putensen.
