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La GaiolaDiese italienische Insel ist verflucht

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Verfallen thront die Villa auf La Gaiola, der verfluchten Insel.

Zwei Felsen im Meer, verbunden mit einem Steg und umgeben von kristallklarem Wasser, in der Mitte eine prächtige Villa samt wunderschöner Aussicht: Auf den ersten Blick hat La Gaiola alles, was eine echte Trauminsel braucht. Doch der Schein trügt: Auf dem Mini-Eiland direkt vor der Küste im Golf von Neapel  lastet ein Fluch. Das erzählen sich zumindest die Einwohner der umliegenden Orte.

Nicht ohne Grund: Eine Kette von Unglücken reiht sich entlang der Insel-Besitzer. Ob Mord, Ruin oder Unfälle: Verschont blieb keiner von ihnen. Die Einheimischen nennen sie deshalb „isola maledetta“ („verdammte Insel“).

Über die ersten Besitzer ranken sich verschiedene Erzählungen: Im späten 19. Jahrhundert soll sich Luigi de Negri finanziell ruiniert haben, nachdem sein Fischerei-Unternehmen floppte. Besitzer Nummer zwei und drei, Hans Braun oder Praun und Otto Grunback oder Grumbach (bei den Namen sind sich die Quellen nicht einig), erging es in den 1920er Jahren deutlich schlechter: Hans soll tot in einen Teppich gewickelt gefunden worden sein, worauf sich seine Witwe ins Meer gestürzt haben soll. Otto starb an einem Herzinfarkt. Andere Quellen gehen von Selbstmord aus.

Insel-Fluch traf auch den Fiat-Chef

In den 1950er Jahren lebte Maurice-Yves Sandoz, ein Schweizer Schriftsteller, auf der Insel. Er landete in einer psychiatrischen Klinik, in der er sich 1958 umbrachte. Danach soll La Gaiola einem deutschen Industriellen namens Paul Karl (oder Karl Paul) Langheim gehört haben, den sein hemmungslos ausgelassener Lebensstil in den Bankrott getrieben haben soll.

Als nächstes kaufte der Italiener Giovanni Agnelli, Fiat-Erbe und späterer Chef des Autokonzerns, das Eiland. Als er ein Jugendlicher war, starb sein Vater bei einem Flugzeugabsturz, seine Mutter kam bei einem Autounfall ums Leben. Er selbst entging 1952 bei einem Autounfall nur knapp dem Tod. Er soll auf einer kurvenreichen Straße in Südfrankreich viel zu schnell unterwegs gewesen sein. Schuld an dem Unfall soll die verfluchte Insel sein. Zeitlich passt dies jedoch nicht ganz: Agnelli kaufte La Gaiola erst nach dem Unfall. Sein Unglück ging jedoch weiter: Sein einziger Sohn nahm sich das Leben und sein Neffe, den er als Erben heranziehen wollte, starb jung an Krebs.

Getty-Enkel von Mafia entführt

1968 kaufte der US-amerikanische Öl-Magnat und Kunstmäzen Jean-Paul Getty die Insel von Agnelli. Wieder schlug der Fluch zu: Gettys 17-jähriger Enkel John Paul wurde 1973 von der Mafia entführt. Der schwerreiche Öl-Magnat weigerte sich zunächst, Lösegeld zu zahlen. Erst als die Entführer dem Enkel ein Ohr abschnitten und drohten, ihn „stückweise“ freizulassen, zahlte Getty rund drei Millionen Dollar. Sein Enkel wurde erst nach fünf Monaten Gefangenschaft freigelassen- abgemagert und traumatisiert. Später wurde bekannt, dass Getty die Lösegeld-Summe von seinem Sohn mit Zinsen zurückforderte.

1978 wechselte La Gaiola wieder den Besitzer: Der Unternehmer Gianpascale Grappone kaufte die Horror-Insel- er  ging nicht nur pleite, sondern landete auch noch überschuldet im Gefängnis. An dem Tag, als die Insel versteigert wurde, verunglückte seine Frau bei einem Autounfall.

Villa verfällt, Unterwasserpark lockt

Zwar ging die Insel danach in den Besitz der Region Kampanien über. Die Unglückserie war damit allerdings nicht beendet. Italienische Medien brachten den Tod des Unternehmers Francesco Ambrosio und seiner Frau 2009 in Zusammenhang mit der verfluchten Insel. Das Ehepaar war in seiner Villa im neapolitanischen Stadtteil Posillipo ermordet aufgefunden worden. Drei Männer wurden wegen Raubmordes verhaftet- darunter Ambrosios Gärtner.

Heute ist die Villa auf La Gaiola verfallen, die Insel wirkt heruntergekommen. Sehenswert ist dagegen das direkt vor La Gaiola liegende Taucherparadies. In dem geschützten Unterwasser-Areal können Besucher am Meeresgrund Reste aus der Römerzeit bewundern. Vorausgesetzt sie besiegen ihre Angst vor der verfluchten Insel.

(kkl)