In Sachen LiebeMeiner Partnerin fehlt es an Tiefe im Austausch – was meint sie damit?

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Damit eine Beziehung glücklich bleibt, muss man sich umeinander und um sich selbst bemühen – damit man miteinander wachsen kann. 

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  • In dieser Folge erklärt Peter Wehr, wie man mehr Tiefe in eine Beziehung bekommt.

Köln – Ich (59) lebe in einer – wie ich finde – glücklichen Beziehung. Auch meine Partnerin sagt, sie erlebe das so. Aber kürzlich meinte sie, ihr fehle es manchmal an Tiefe im Austausch, und sie habe das Gefühl, sie komme nicht so richtig an mich heran. Ich bin darüber traurig, vor allem aber verunsichert. Ich bemühe mich um Offenheit und Nähe und weiß beim besten Willen nicht so genau, was sie meint.

Sie beide erleben Ihre Beziehung als glücklich und drücken damit ein hohes Maß an Zufriedenheit aus. Und diese wiederum zeigt an, dass Sie sich in Ihrer Beziehung, in der Sie vielleicht schon auf eine lange gemeinsame Zeit blicken, sehr gut eingerichtet haben. Sie fühlen sich miteinander verbunden und vertrauen einander. In der Beziehung gibt es Raum für persönliche und gemeinsame Entwicklung.

Umeinander und um sich selbst bemühen

Neuer Inhalt

Diplom-Psychologe Peter Wehr

Vielleicht ist Ihnen das gemeinsame Wachstum bisher so leichtgefallen, dass Sie gar nicht bemerkt haben, was alles Sie dafür investiert haben. Denn damit eine Beziehung glücklich bleibt, muss man sich umeinander und um sich selbst bemühen – damit man miteinander wachsen kann. Denken Sie einmal zurück: Es gab verschiedene Lebens- und Paarphasen, die jeweils unterschiedliche Herausforderungen mit sich gebracht haben: die Kennenlern- und Verliebtheitsphase, der Übergang in die Phase der tieferen Liebe mit dem Wunsch „Wir wollen ein Paar bleiben“, vielleicht heiraten, eine Familie gründen oder auch nicht, Eltern sein, die Kinder begleiten und wieder loslassen. Sie haben sich auseinandergesetzt, wieder zusammen- und neu gefunden. Vielleicht kennen Sie sich aber noch gar nicht so lange. Doch auch dann geht es um ein stetiges Sich weiterentwickeln.

Möglicherweise gibt es mit dem kürzlich geäußerten Wunsch Ihrer Partnerin gerade wieder eine neue Herausforderung, an der Sie gemeinsam wachsen und auf der Entwicklungsspirale eine Stufe nach oben klettern können. Selbst wenn dieser Wunsch Sie momentan eher verunsichert und die Beziehung ein wenig aus dem Gleichklang bringt, geschieht dies doch auf einer tragenden Basis, wie mir scheint.

Womöglich ein Zusammenhang mit der Corona-Krise

Sie schreiben, Ihre Partnerin habe den Wunsch nach mehr Tiefe erst kürzlich an Sie herangetragen. Womöglich gibt es dafür auch einen Zusammenhang mit den Corona-Kontakteinschränkungen: Ich vermute, Sie verbringen viel mehr Zeit miteinander als sonst. Vielleicht hat Ihre Partnerin in der Vergangenheit Gespräche mit mehr Tiefgang hauptsächlich mit Freundinnen geführt. Da diese Kontakte derzeit weniger geworden sind, möchte sie sie nun mit ihnen führen. Und Sie wissen nicht, wie das gehen soll, was Sie überhaupt damit meint, was sie in dieser Hinsicht unzufrieden macht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Lassen Sie uns mal überlegen, was Ihre Frau mit mehr Tiefe meinen könnte, vielleicht im Gegensatz zu „oberflächlich“, also mehr hin zu dem, was unter der Oberfläche liegt. Welche Assoziationen fallen Ihnen dazu ein? Wie etwa: tiefschürfend, tiefgreifend, tiefgehend, den Dingen auf den Grund gehen, eintauchen in ein Thema, nach dem „Warum“ fragen. Wenn man tief schürft, kann man Gold finden, oder Edelsteine. Tiefseetaucher können in alten Wracks Schätze finden oder Unbekanntes, Schönes, Neues entdecken. Es kann sich also lohnen, in die Tiefe zu schauen, auch in eigene Tiefen, ins Innere, um herausfinden, was einen dort bewegt. Hilfreich für den Weg in die eigenen Tiefen sind unsere Gefühle. Sie bahnen den Weg dorthin.

Leseraufruf

Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben. 

Schicken Sie Ihre Frage an:  in-sachen-liebe@dumont.de

Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht noch verwirrter als vorher. Das Allerbeste ist, Sie fragen Ihre Partnerin, was genau sie denn mit mehr Tiefe meint und woran sie merken würde, dass sie näher an Sie „herankommt“, was Sie dann tun und worüber Sie dann mehr sprechen sollten als bisher.

KStA abonnieren