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Reptilien in der EvolutionDer Gecko verlernt das Klettern

Lesezeit 2 Minuten

Der Gecko hat einzigartige Fähigkeiten.

Ein Gecko ohne Klebefüße – das ist ungefähr so schwer vorstellbar wie ein Chamäleon ohne Farbwechsel und ein Krokodil ohne Zähne. Denn wir kennen diese Echse als Kletterkünstler, der selbst Glaswände hochlaufen kann. Winzige Härchen an den Füßen machen es möglich. Doch viele Geckos haben jetzt offenbar diese bemerkenswerte Fähigkeit verloren, wie Wissenschaftler der Universität von Kalifornien herausgefunden haben.

Kletterkünste zugunsten anderer Fähigkeiten aufgegeben

Das amerikanische Forscherteam hat 14 Geckoarten in einer der Hochburgen dieser Reptilienfamilie untersucht, nämlich in Namibia. Dabei zeigte sich, dass vier von ihnen offenbar ihre Kletterkünste aufgegeben haben, glatte Glaswände sind für sie nur noch ein unüberwindbares Hindernis. „Doch dafür können sie schneller laufen und besser graben als die anderen Geckoarten“, betont Studienleiter Timothy Higham.

Sie haben also offenbar ihre Kletterkünste zugunsten anderer Fähigkeiten aufgegeben.

Nachts Farben sehen

Für Higham ist das keine Überraschung. Denn in der Evolution werde bei jeder Fertigkeit knallhart abgewogen, ob ihr Nutzen wirklich den Energieaufwand lohnt, den man für ihren Erhalt betreiben muss. „Sofern diese Rechnung nicht mehr aufgeht, wird die Eigenschaft im Laufe der Zeit zurückentwickelt“, so der Biologe.

Für den Gecko bedeutet das: Wenn er nicht mehr an hohen Wänden hochklettern muss, muss er auch nicht mehr kleben können – und dann werden eben die Hafthaare an den Füßen zurückgebildet.

Im Zuge der Evolution

In Namibia sind die Kletterkünste überflüssig geworden, weil viele Geckos ins flache Land gezogen sind. Stattdessen haben einige Arten größere Füße bekommen, damit sie schneller laufen können. Und anderen sind Schaufelfüße gewachsen, mit denen sie sich bei Bedarf zügig in den Boden eingraben können.

Fossilien-50 Millionen Jahre alte Geschichte

Nichtsdestoweniger darf sich auch ein Gecko ohne Kletterkünste noch der Geckofamilie zugehörig fühlen. Denn Fossilien zeigen, dass es in ihrer 50 Millionen Jahre alten Geschichte schon immer Epochen mit weniger guten Kletterkünstlern gab.

Das heißt: es gehört sozusagen zu ihrem Konzept, dass ihre Mitglieder nicht nur gut klettern, sondern diese Fähigkeit auch je nach Bedarf ein- und ausschalten können. „Dies unterscheidet sie beispielsweise von den Schlangen“, so Higham, „die während ihrer Geschichte die Gliedmaßen verloren, ohne sie jemals wiederzubekommen“.

In der Dunkelheit Farben erkennen

Außerdem gibt es ja noch andere Fähigkeiten, die den Gecko einzigartig machen. Die bemerkenswerteste: Er kann nachts Farben sehen. Die Zapfen seiner Netzhaut sind circa 350-mal lichtempfindlicher als die des menschlichen Auges, und dadurch kann er selbst in tiefer Finsternis erkennen, ob jemand grüne oder blaue Augen hat.

Kein anderes Wirbeltier kann das, damit steht der Gecko absolut alleine da.