Neues Warnsystem eingeführtCell Broadcast soll künftige Katastrophen verhindern – wie es funktioniert

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Eine Frau tippt auf einem Smartphone.

Alle Besitzer eines Mobiltelefons in Deutschland werden in den kommenden Tagen mit einer SMS über das neue Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast informiert.

Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 gab es viele Tote. Ein neues Warnsystem soll so eine Tragödie künftig verhindern. Alle Fragen und Antworten dazu.

Es ist ein schriller Ton, der Leben retten könnte: Das Warnsystem Cell Broadcast steht seit Donnerstag nach Auskunft der Handynetzbetreiber bundesweit zur Verfügung. Man sei bereit, hieß es von Vodafone, Telefónica (O2) und von der Deutschen Telekom. „Kein anderes System erreicht im Notfall so viele Menschen in einem Gefährdungsgebiet“, sagte Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teilte mit, es sei „ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes erreicht“. 

Was ist „Cell Broadcast“?

Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind – daher der Name Cell Broadcast.

Wie kommt die Warnung auf mein Handy?

Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Man muss auch keine Mitteilungs-App für das Lesen von SMS öffnen, da der Warntext ohne Zusatz-Anwendung auf dem Bildschirm erscheint. Mit dem Eintreffen des Warntextes ertönt auch ein lautes Tonsignal.

Warum gibt es noch ein neues Warnsystem?

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland waren die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021, bei denen es über hundert Tote gab. Die Flutkatastrophe hatte gezeigt, dass die Warn-Apps und klassischen Sirenen nicht ausgereicht haben, um die Bevölkerung flächendeckend vor der Gefahr zu warnen. In anderen EU-Staaten ist Cell Broadcast bereits im Einsatz. Nach dem Unglück im Ahrtal und anderen betroffenen Gegenden entzündete sich eine Diskussion, warum die Einführung von Cell Broadcast so viel Zeit in Anspruch nimmt. Allerdings hatte der Gesetzgeber den beteiligten Providern und Smartphone-Herstellern eine Frist bis zum Februar 2023 eingeräumt, um das Warnsystem technisch umzusetzen.

Diese Frist haben sie nach eigenen Angaben nun eingehalten. Bei einem bundesweiten Warntag Anfang Dezember wurde das System erprobt. Diesen bewerteten die Telekommunikationsfirmen als insgesamt erfolgreich. In diesem Jahr führten die Netzbetreiber weitere Tests durch. Es seien Ergebnisse gesammelt und Optimierungen vorgenommen worden, sagte ein Telekom-Sprecher. Die Kosten für den Betrieb bekommen die Betreiber vom Staat zurück. Ausgelöst werden die Warnmeldungen von den für Katastrophenfälle zuständigen Landesbehörden.

Geht die Warnung auch an ausgeschaltete Handys?

Nein. Damit die Menschen in Deutschland die Warnhinweise empfangen können, muss ein Handy oder Smartphone, das mit Cell Broadcast kompatibel ist, eingeschaltet und empfangsbereit sein. 

Können alle Smartphones Cell Broadcast empfangen?

Nein. Bei den Smartphones von Apple wird das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts funktionieren, sofern ihr Betriebssystem auf dem jeweils neuesten Stand ist (derzeit iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.1). Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Android-Version 11 an aufwärts kompatibel. Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Smartphones läuft allerdings mit einer älteren Version, die kein Cell Broadcast empfangen kann.

Muss ich Cell Broadcast am Handy aktivieren?

Jein. Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden. Beim iPhone findet man die Einstellungen über den Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz unten in der Rubrik „Cell Broadcast Alerts“. Auf Android-Geräten findet man die Einstellungen in der Regel über ein Untermenü wie „Sicherheit und Notfall“ im Einstellungen-Menü. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten der Nachricht heißt dann je nach Hersteller „Drahtlose Notfallwarnungen“ oder „Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte“. (dpa)

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