StilkolumneFrench Chic – wie bleibe ich auch jenseits der 40 stilvoll gekleidet?

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French Chic Eiffelturm

French Chic – nicht nur vor dem Eiffelturm ein passender Look

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • Diesmal beantwortet Eva Reik die Frage, wie Frau sich bis ins hohe Alter stilvoll kleiden kann – Stichwort French Chic.

Köln – Kein Mensch redet heute mehr von der schönen Illusion. 60 ist die neue 40, 50 die neue 30. Die Diskussionen über Jugendwahn, Selbstoptimierung und ein Aussehen zur Silberhochzeit wie mit 20 erhalten nur dann noch mal Nahrung, wenn mittelalte Talkshow-Moderatorinnen im Fernsehen so verzerrt lächeln, dass man auf der Stelle wegschalten möchte. Man lernt: Augenlidkorrekturen gehen eher gründlich daneben, als dass sie dem Zuschauer nicht auffallen. Ansonsten ist die Debatte über die ewige Jugend mit dem Einfall von Sneakers in die Vorstandsetagen weitgehend versiegt, und seit der Gender-, Queer- und Fluid-Diskussion ist sie vollkommen überholt. Intellektuelle Auseinandersetzungen über Sein und Aussehen entstehen heute ganz woanders. Könnte man meinen.

Umso erstaunlicher ist es, dass immer wieder neue Styleguides auf den Markt kommen, die der Frauenwelt zeigen sollen, wie’s geht. Bücher, die vor allem den Pariser Chic definieren, weil dieser offenbar der einzige Style ist, der vom ersten Tag mit eigenem Kleiderschrank bis zum Tod im hohen Alter funktioniert. Junge Frauen lässt er sexy, aber ordentlich aussehen. Älteren Ladys dient er dazu, sich eine gewisse Lässigkeit zu erhalten – jenseits von Beige und gemustertem Hauskleid.

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Modeexpertin Eva Reik

In diesen Büchern zeigen Musen und Ikonen wie Inès de la Fressange, Carine Roitfeld oder Caroline de Maigret ihren mühelosen Kleidungsstil, in einer Art Zusammenfassung ihrer Instagram-Accounts. Ihr Stil impliziert jedoch viel mehr als das scheinbar in die DNA hineingewobene Breton-Shirt oder ein locker übergeworfenes Chanel-Jäckchen. Weil die Schönheiten, auf die die 60/40-50/30-Regel locker zutrifft, ihr Alter, ihre Falten und sonstige Makel einfach ignorieren und weglächeln. Ja, Lachfalten um die Augen dürfen deutlich erkennbar sein.

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Die Frage, ob man Minirock mit 50 noch tragen kann/soll/darf, wird in den Fibeln zum Pariser Chic nie debattiert, weil die echte Pariserin jenseits der 20 einen Bleistiftrock immer dem kürzeren Modell vorzieht. Den vielzitierten Musen ist jedoch gemein, dass sie viele Jahre große Couture auf dem Laufsteg zeigten und auch im fortgeschrittenen Alter noch über begehrte Modelqualitäten verfügen.

Cover die beste Zeit für guten Stil

„Die beste Zeit für guten Stil“ von Susanne Ackstaller

Wer andere Voraussetzungen hat und trotzdem Orientierung sucht, könnte sich das neueste Werk in Sachen Stiloptimierung vornehmen. In ihrem Buch „Die beste Zeit für guten Stil“ hat die Autorin Susanne Ackstaller Frauen quer durch die Republik versammelt, die beruflich wie angeboren eine hohe Modeaffinität haben und diese lustvoll, mutig und experimentierfreudig ausleben. Sie eröffnen einen Blick in den Kleiderschrank wie ins Privatleben. Allesamt sind sie jenseits der 40 und deutlich älter, mit und ohne Modelmaße – und das ist mal wirklich so erfrischend wie neu im Genre Styleguide.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

Man lernt, der Pariser Chic wurde von ihnen voll adaptiert, zur Basic-Ausstattung gehört auch bei ihnen das gestreifte Shirt Breton, weiße Blusen, ein paar Kleider, roter Lippenstift und Sneakers. Denn nichts ist nun mal so unsexy wie ein unguter Gang auf zu hohen Hacken. Es muss ja auch etwas Positives haben, keine 20 mehr zu sein. Ein paar Dinge sind inzwischen eben doch gelernt.

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