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Strahlkraft und SkepsisGames werden mobiler, Gamer immer älter – Die Gamescom 2025 startet

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Ein Schriftzug der Gamescom prangt auf einem Schild an der Messe.

Die Gamescom wird auch in diesem Jahr wieder viele Games-Interessierte nach Köln ziehen. (Symbolbild)

Kurz vor dem Start der Gamescom schauen die Verbände auf die Lage in der Games-Branche. Steffen Haubner gibt einen Überblick.

Deutschland kommt bei der Digitalisierung im EU-Vergleich ein kleines Stückchen voran. Das ist, etwas beschönigend ausgedrückt, das Fazit, das der Branchenverband Bitkom gerade gezogen hat. Unter den 27 Mitgliedstaaten belegen wir Deutschen aktuell den 14. Platz. Im Segment digitale Kompetenzen reicht es gerade mal für Platz 15. Auch die Entwicklung in der Gamesbranche muss man sich ein bisschen schönreden. Nachdem 2024 ein Umsatzrückgang von 6 Prozent zu verbuchen war, stehen die Zeichen laut „game – Verband der deutschen Games-Branche e. V.“ wieder auf Wachstum. Laut dessen Geschäftsführer Felix Falk ist die Hardware mit 17 % Zugewinn ein wesentlicher Motor. Das liegt vor allem am großen Erfolg der im Frühjahr erschienenen Switch 2 von Nintendo. Auch die PlayStation von Sony und die Xbox von Microsoft trügen zur positiven Entwicklung bei, so Falk.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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Doch von dem für 2025 prognostizierten Wachstum des weltweiten Games-Marktes um 3,4 Prozent auf rund 189 Milliarden US-Dollar wird Deutschland wohl abermals nur wenig profitieren. Der Boom der Firmenneugründungen, der durch die 2020 angestoßenen Fördermaßnahmen ausgelöst wurde, ist dem Verband zufolge vollständig abgeebbt. Zum Rückgang tragen „die Konsolidierung des globalen Games-Marktes sowie die nicht zuverlässige Verfügbarkeit der Games-Förderung“ bei. Wie Falk auf einer Pressekonferenz vergangene Woche ausführte, verteuert eine ausbleibende Förderung die Kosten für die Produktion eines Spiels um bis zu 30 Prozent. Schlechte Voraussetzungen, um auf dem umkämpften globalen Markt zu bestehen.

Mobile Spielplattformen sind einer der wichtigsten Trends

Da tut es gut, sich ein paar Zahlen zur Gamescom vor Augen zu führen, die am Mittwoch startet. 1.500 Ausstellende aus 72 Ländern und eine Bruttoausstellungsfläche von rund 233.000 Quadratmetern vermelden die Veranstalter. Unter dem Leitthema „Games – perfekte Unterhaltung“ werden bis zum Sonntag zahlreiche Besucher und Fachbesucher auf dem Gelände der Koelnmesse erwartet. 335.000 waren es 2024, von den vielen, vielen Tausend, die sich über die Medien und das Internet über die auf der Messe gezeigten Neuheiten informieren, ganz zu schweigen.

Begleitet wird die Veranstaltung von einem umfassenden Rahmenprogramm sowie der Entwicklerkonferenz Devcom vom 17. bis zum 19. August. Die Messe hat nicht nur eine große Strahlkraft für die Branche und die Stadt Köln, sondern gibt auch wichtige Anstöße für die zukünftige Entwicklung. Im Zentrum des Interesses werden unter anderem mobile Spielplattformen stehen, die der Verband als einen der wichtigsten Trends ausgemacht hat. Dazu gehört die bereits erwähnte Switch 2, die man zuhause an den Fernseher anschließen, aber auch unterwegs nutzen kann.

Die sogenannten Handhelds sind inzwischen so leistungsstark, dass man darauf auch PC-Spiele in ausgezeichneter Qualität spielen kann. Geräte wie das „Steam Deck“ von Valve, das „ROG Ally Z1“ von Asus oder das „Lenovo Legion Go“ zeugen vom Bedürfnis der Menschen, sich schnell mal aus einer zunehmend als belastend empfundenen Wirklichkeit ausklinken zu können. Ein Wunsch, von dem sich aktuell sicher kaum jemand freisprechen kann. Entsprechend wichtig bleiben Handy-Games. Den Mammutanteil am Umsatz machen inzwischen In-Game- und In-App-Inhalte aus, also bezahlte Zusatzinhalte für ansonsten kostenlose Gratis-Games auf Smartphone und Tablet.

Gamer werden immer älter – Skepsis bleibt

Abseits der jährlichen Begeisterung über die Kölner Branchenschau trifft man aber immer wieder auf Vorurteile wie dieses: Videospiele seien nur etwas für junge Leute. Dabei liegt das Durchschnittsalter der Gamer inzwischen bei 39,5 Jahren! Die Anzahl derer, die mit über 60 Jahren zum Gamepad greifen, ist 2024 von 6,4 auf 7,7 Millionen Menschen angewachsen. Das sind fast 20 Prozent der 37,5 Millionen Gamesfans, von denen wiederum knapp die Hälfte Frauen sind. Sechs von zehn Deutschen – Gamer wie Nicht-Gamer – sind der Meinung, die Gamesbranche sei eine treibende Kraft bei der Entwicklung von technischen Innovationen. 56 Prozent meinen, Wissen sei über das Medium leichter zu vermitteln.

Außerhalb von Großereignissen wie der Gamescom ist digitale Unterhaltung trotzdem oft nur ein Randthema. Kino und Streaming via Netflix & Co. genießen deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Das ist umso bemerkenswerter, als zwei von drei Deutschen Games als das Entertainmentmedium unserer Zeit betrachten. Doch die hierzulande immer noch anzutreffende Skepsis und Zurückhaltung gegenüber der technologischen Entwicklung – Stichwort digitale Kompetenzen – treten allzu oft auch gegenüber Videospielen zutage. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag immerhin dazu bekannt, die Branche wieder mehr fördern zu wollen. Und Bundesforschungsministerin Dorothee Bär lässt es sich nicht nehmen, bei der Eröffnung der Gamescom am 20. August in die Kameras zu winken. Was aus diesen Bekenntnissen am Ende wird, bleibt allerdings abzuwarten.