Ab 1. JuliMastercard schafft Maestro ab – Was heißt das für meine Girocard?

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Eine Person hält vor einem Geldautomaten eine Girocard in der Hand. Auf der Karte ist das Maestro-Logo zu sehen.

Das Maestro-Logo prangt auf vielen Girocards – allerdings nicht mehr lange.

Mit der Girocard im Ausland bezahlen – das geht nur mit Maestro oder V-Pay. Maestro wird nun abgeschafft. Was passiert mit der Girocard?

Maestro: Diesen Namen dürften viele Deutsche kennen. Weil sie ihn tagtäglich sehen, wenn sie ihre Girocard aus dem Portemonnaie ziehen. Die Funktion von Mastercard sorgt dafür, dass die deutsche Girocard auch im Ausland funktioniert. Ab dem 1. Juli beginnt Mastercard nun aber, diese Funktion einzustellen. Einige Banken haben bereits reagiert, andere noch nicht. Was passiert nun also mit der Bezahlkarte – mitten in der Urlaubszeit?

Beruhigend: erst einmal nichts. Mastercard hatte im Herbst 2021 zwar angekündigt, die Maestro-Funktion zum 1. Juli einzustellen. Allerdings geht es hier um die Ausgabe neuer Karten. Bis Ende Juni ausgehändigte Girocards behalten die Maestro-Funktion auch für den Zeitraum ihrer Laufzeit, die beträgt in der Regel vier Jahre. Die Girocard funktioniert also wie gewohnt im In- und Ausland. Und: Anscheinend hat der US-Zahlungskonzern einigen Banken einen Aufschub gewährt. Laut Handelsblatt gibt es bei Deutscher Bank und der Commerzbank erst einmal auch über den 1. Juli hinaus die Girocard mit Maestro-Funktion.

Irgendwann wird sich dann aber die Frage stellen, wie es mit der Girocard weitergeht. Ihr großer Vorteil ist die große Beliebtheit in Deutschland. Das Unternehmen Euro Kartensysteme, verantwortlich für die Vermarktung der Girocard, teilte erst Anfang Juni mit, in Deutschland seien über 100 Millionen dieser Bezahlkarten ausgegeben worden. Diese Menge sorgt dafür, dass die Kosten des Systems auf viele Transaktionen verteilt werden können, die Gebühren für die Kartenzahlung damit vergleichsweise niedrig sind.

Debitkarte oder Girocard? Das sind die Vor- und Nachteile

Als Mastercard das Aus der Maestro-Funktion angekündigt hatte, reagierten einige Banken schnell. Und versuchten, die Girocards ihrer Kundinnen und Kunden gegen gewöhnliche Debitkarten auszutauschen. Darüber hatte der Kölner Stadt-Anzeiger im vergangenen Jahr berichtet. Statt einer kostenlosen Girocard und einer kostenpflichtigen Debitkarte als Extra, gab es nun eine kostenlose Debitkarte und wahlweise eine kostenpflichtige Girocard zum Konto dazu.

Debitkarten funktionieren quasi wie Girocards, bei Bezahlung wird der Betrag direkt vom Konto abgebucht – anders als bei einer Kreditkarte. Die Debitkarte ist allerdings ein Produkt, das verschiedene internationale Zahlungsunternehmen ausgeben. Im Gegensatz zur rein deutschen Girocard hat das einen großen Vorteil: Das Bezahlen im Ausland ist ohne die Zusatzfunktionen Maestro oder V-Pay (das Maestro-Pendant von Visa) möglich. Und auch im Internet kann man sie benutzen – die Girocard nicht. Nachteil der Debitkarte: Bei der Bezahlung wird sie oft bepreist wie eine Kreditkarte. Die Gebühren für Händler sind höher.

Deshalb kann man in einigen kleineren Betrieben wie Kiosken, Restaurants, bei Handwerkern oder auch in Parkhäusern nicht mit der Debitkarte bezahlen. Bieten Händler Zahlungen mit der Debitkarte an, steigen ihre Betriebskosten. Die holen sie sich von ihren Kundinnen und Kunden zurück – durch höhere Preise.

Den Tausch Girocard gegen Debitkarte, den einige Banken vornehmen wollen, hatte Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg deshalb schon im vergangenen Jahr kritisiert. „Geben Banken keine kostenlosen Girokarten mehr aus, stehen Kundinnen und Kunden, die in Geschäften einkaufen, in denen nur die Girocard akzeptiert wird, vor einem Problem“, sagte sie und erklärte das Dilemma: „Zahle ich in den Geschäften entweder immer in bar, also hole vorher immer Geld am Automaten? Wechsle ich gleich die Bank? Oder bin ich bereit, einen gewissen Betrag im Jahr zu bezahlen für die Girocard?“

Sparkasse setzt weiterhin auf die Girocard

Ihre Befürchtung wird sich aber vorerst nicht bewahrheiten. Vor dem Aus steht die Girocard wohl nicht, im Gegenteil. Erst kürzlich hat die Sparkasse „ein eindeutiges Statement für die Girocard“ abgegeben: Sie wird weiterhin auf die deutsche Bezahlkarte setzen.

Seit August 2022 gibt die Sparkasse die Girocard auch mit Mastercard-Funktion aus, im Oktober folgte die Visa-Debit-Funktion. Damit kann die Girocard weiter zur Bezahlung im Ausland verwendet werden. Und auch im Internet funktionieren die Karten dann. Trotz der neuen Funktion, die denen einer Kreditkarte gleichen, soll die Girocard aber weiter eine Debitkarte bleiben. Zahlungen werden also weiterhin sofort im Konto vermerkt. Bis Jahresende möchte die Sparkasse knapp ein Drittel ihrer 46 Millionen Girocards austauschen.

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