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Hohe StudiengebührenPrivate Hochschulen boomen

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Sie ist eine der großen Privaten in Köln: Die Fresenius Hochschule. Kürzlich feierte Geschäftsführer Marcus Pradel mit 1500 Gästen den zehnten Geburtstag der Hochschule.

Köln – Boom oder Strohfeuer? Die Statistik spricht erst einmal für die privaten Hochschulen. Gab es in den 1970er Jahren gerade einmal zehn private Hochschulen, waren es 2008 schon 80 und in diesem Jahr 113, teilt der Verband Privater Hochschulen mit. Auch in Köln lassen sich immer mehr Privat-Hochschulen nieder. Erst Anfang Oktober hat die Unternehmensgruppe Klett die Praxis-Hochschule für Gesundheit und Soziales an der Neusser Straße eröffnet. Die Dortmunder Hochschule für Management plant für 2014 eine Zweigstelle in der Kölner Innenstadt – wo, ist derzeit aber noch offen. Weiter ist da die Hochschule für Ökonomie und Management (FOM), die im Dezember 2012 eine Filiale im Rheinauhafen gegründet hat.

Von den mehr als zwei Millionen Studenten in Deutschland lernen knapp 100 000 an privaten Hochschulen. Durch den doppelten Abiturjahrgang und die damit verbundenen steigenden Zulassungsbeschränkungen hätten die privaten Hochschulen derzeit Konjunktur, sagt Dietmar Goll vom Wissenschaftsrat. Pro Jahr gebe es zehn Anträge für Neugründungen, nicht alle aber würden vom Wissenschaftsrat zugelassen.

Gute Ausstattung und Unterricht im kleinen Kreis: Das ist für die Sprecherin des Verbandes für private Hochschulen, Piret Lees, der Schlüssel zum Erfolg der privaten Hochschulen. „In der Regel kennt jeder Professor jeden Studenten mit Namen“, sagt Lees. „Den Prof kann man auch mal auf dem Handy anrufen, wenn eine Frage auftaucht.“ Kein Wunder also, dass die Abbrecher-Quoten in Privat-Hochschulen mit sieben Prozent weit unter denen der staatlichen Hochschulen (20 Prozent) liegen.

FOM-Geschäftsführerin Anika Klages führt den Erfolg der privaten Hochschulen darauf zurück, dass sie Angebote in Nischen machen, die von den staatlichen Hochschulen nicht abgedeckt werden. Die FOM hat sich beispielsweise auf die Duale Ausbildung spezialisiert, richtet also ihr Studium für Menschen aus, die mitten im Job stehen. Vorlesungen und Studienberatung finden daher abends oder am Wochenende statt.

30 000 Euro für sechs Semester

Kritiker rüffeln allerdings die hohen Studiengebühren an den privaten Hochschulen. An der FOM zahlen Studenten bis zu 450 Euro pro Semester für einen Masterstudiengang. Die 1500 Studierenden der Macromedia Hochschule müssen für sechs Semester gar 30 000 Euro zahlen. „Das ist eine Investition in die Zukunft“, verteidigt Macromedia-Sprecherin Inga Heins die Gebühren. Wer die Summe nicht auf einmal aufbringen könne, habe die Chance, den Betrag in Raten abzustottern oder sich nach Möglichkeiten zur Unterstützung durch BAföG oder Stipendien beraten zu lassen.

Trotz der hohen Kosten könnte der Trend zur privaten Hochschule anhalten. Immer mehr Akademiker, die sich weiterbilden wollten, und immer mehr Senioren drängten an die Hochschulen, so die Autoren der Studie „Rolle und Zukunft privater Hochschulen“ des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft und der Unternehmensberatung Mc Kinsey (2012). Die Autoren schätzen weiter, dass der Markt für die betriebliche Weiterbildung von 2004 auf 2007 jährlich um knapp sechs Prozent auf 10,7 Milliarden Euro gewachsen sei.

Wer aber sich an einer privaten Hochschule einschreiben will, sollte sich genau informieren, so Experte Goll. Studenten sollten darauf achten, ob die Hochschule staatlich anerkannt ist und die Studiengänge als staatlich akkreditiert gekennzeichnet sind.