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„Hunde lieben es, wenn ich Kölsch schwaade“Wie es ist, seit 30 Jahren Hundefriseurin in der Kölner Südstadt zu sein

Lesezeit 4 Minuten
Angelika Steinbach mit ihrem Husky Buddy.

Husky Buddy ist immer an Angelika Steinbachs Seite.

Angelika Steinbach ist seit 30 Jahren Hundefriseurin in der Südstadt. In unserer Serie „Wie es ist“ erzählt sie, wofür sie ihren Job so liebt.

  • In unserer Serie „Wie es ist“ erzählen Menschen von einem außergewöhnlichen Schritt in ihrem Leben, einem außergewöhnlichen Hobby, einer Eigenschaft oder einem Beruf.
  • In dieser Folge: Angelika Steinbach, Hundefriseurin seit mehr als 30 Jahren. Seit 24 Jahren hat sie den Hundesalon Rocky in der Südstadt 

„Das Wichtigste ist der Kaffee. Ich stehe früh auf, gehe mit dem Hund, dem Buddy, raus. Danach laufen wir über die Kreuzung in meinen Salon, um alles vorzubereiten und ich schütte den Kaffee für den ganzen Tag auf. Dann kommen auch schon die ersten.

Die Besitzerinnen und Besitzer bringen ihren Hund hier hin und holen ihn dann zu abgesprochener Zeit ab. Manche können auch hier bleiben, wenn ich merke, die brauchen das. Dann sitzen sie auf dem Sofa, können Kaffee trinken und ich stehe in meinem offenen „Häuschen im Haus“ und kümmere mich um den Hund. Dieser kleine abgetrennte Raum mit Schneidetisch, Föhn und Hundekörbchen nenne ich immer das „kleine Häuschen“. Die Abtrennung war mir wichtig, damit die Haare nicht überall rumfliegen.

Als ich vor 24 Jahren den Salon übernommen habe, hat mein Bruder erstmal alles renoviert, hat das Häuschen und ein Fenster eingebaut, damit die Leute mir beim Schneiden zugucken können. Man hört ja schon mal, dass im Hundesalon nicht immer mit den Hunden gut umgegangen wird. Ich hab da nichts zu verstecken, das sollen alle sehen können. Und das macht auch Spaß. Dann kommen immer wieder Leute vorbei und klopfen oder winken, während ich hier meinen Job mache, den ich liebe.

Angelika Steinbach ist Hundefriseurin von Herzen

Das ist wirklich der schönste Beruf, den ich mir vorstellen könnte. Ich mache das jetzt über 30 Jahre. Ich habe Friseurin gelernt, war dann aber selbstständig auf dem Wochenmarkt und fand es so schlimm meinen Hund immer alleine zu lassen. Den und die Hunde meiner Familie hab ich eh schon selbst geschoren – mit anderem Werkzeug, das noch nicht so modern war – und dann meinte eine Hundefriseurin, sie würde mich ausbilden. Das habe ich dann in nur drei Wochen gelernt. Ich hatte da irgendwie ein Händchen für. Ich war schon immer hundejeck.

Und ich würde es noch weitere 30 Jahre machen. Den Job würde ich gegen nichts eintauschen – nicht einmal mit einem Millionär würde ich tauschen. Was hat man vom Geld? Da hat man nicht das, was man von den Hunden kriegt. Die sind immer zufrieden, anders als die Menschen, die immer unzufrieden sind. Das ist ganz einfach: Wenn du nett zu den Hunden bist, sind die nett zu dir.

Die Kundinnen und Kunden meinen immer, ich bin Hundeflüsterin. Die Tiere hören meistens besser auf mich als auf ihre Herrchen und Frauchen. Dann meinen manche, die brauchen einen Maulkorb, aber da höre ich häufig nicht drauf. Ich muss den Hund erstmal kennenlernen. Ich wurde schon zig Male gebissen, aber in den letzten 20 Jahren bestimmt nicht mehr. Man lernt das einzuschätzen, wie man mit den Hunden umgeht.

Ich weiß nicht, woran das liegt, ich muss da nicht extra was machen. Ich glaube, es liegt am Kölschen. Du musst Kölsch schwaade – das lieben die Hunde. Ich quatsche die ja voll. Wir sind hier alleine und dann erzählen wir einander Geschichten. Das ist wie eine Therapiestunde für uns beide. Ich erzähle den Hunden alles, was mir am Herzen liegt, singe, pfeife – das mögen die.

Hundesalon Rocky: Der Hund ist König

Ich knuddel die Hunde auch immer viel, um sie zu beruhigen. Manche haben Angst, gerade beim ersten Termin, aber nach ein paar Küsschen, fühlen die sich auch wohl. Man muss den Hunden einfach Liebe geben, die geben ja auch so viel zurück. Manche Hunde erzählen mir Geschichten mit ihren Augen. Zum Teil ist das traurig, wenn das Hunde aus dem Ausland sind zum Beispiel. Die haben so viel Schlimmes erlebt und das siehst du in deren Augen.

Deshalb verstehe ich auch nicht, warum immer mehr Rassen entwickelt werden. Es gibt ja immer diese Trendhunde. Im Moment zum Beispiel die ganzen Doodles – Goldendoodle, Labradoodle, Bordoodle, Aussiedoodle. Die wurden alle entwickelt und werden als Allergiker-Rassen für teures Geld vermarktet. Dabei kriegt man die Allergie gar nicht über die Haare, sondern über die Schnauze. Und die Hunde werden extra gezüchtet, obwohl wir doch schon so viele tolle Hunde haben.

Aber das sind ja auch tolle Seelen – wie alle Hundeseelen. Deshalb dürfen zu mir auch alle Hunde, alle Rassen. Viele Kundinnen und Kunden, mit großen Hunden, erzählen, dass sie niemanden finden, aber ich behandle alle gleich – außer die von meiner Familie vielleicht. Gerade große Hunde sind oft viel entspannter als kleine, weil die nicht so verhätschelt werden. Das dauert dann halt länger und dann muss der Preis angepasst werden, aber das ist ja kein Problem.

Das ist ja eine kleine Luxussache, wenn die Hunde hier hingebracht werden. Das ist wie bei den Menschen. Wir brauchen auch keine Friseurin, keinen Friseur, trotzdem gehen wir hin. Aber bei meinen Kundinnen und Kunden ist es häufig so, dass der Hund öfter geht, als sie. Bei mir auch: Buddy kriegt öfter einen Schnitt als ich – aber der ist ja auch behaarter als ich.“

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