Extrem trockene SommerWas wir im Garten tun können, um dem Klimawandel zu trotzen

Lesezeit 5 Minuten
Garten gießen Getty Images

Wer sich im Sommer an Grün im Garten erfreuen will, muss vor allem richtig gießen.

Köln – Trockenheit lässt im Sommer den Boden aufreißen. Pflanzen verdorren, Gemüse stockt im Wachstum. Wenn es regnet, dann oft sehr stark. Das Wasser kann kaum so schnell versickern, es fließt oberflächlich ab. Wintermonate sind nicht von einer weißen Schneedecke bestimmt, sondern von Matsch.

Das Klima verändert sich. Extrem trockene Sommer und Starkregenfälle häufen sich. Der Nationale Klimareport 2019 des Deutschen Wetterdienstes zeigt: Es wird wärmer in Deutschland – um etwa 1,6 Grad in den letzten 139 Jahren. Das bedeutet: weniger eisige, dafür mehr heiße Tage. Es regnet zwar auch mehr, jedoch vor allem im Dezember, Januar und Februar.

Pflanzen blühen früher im Garten

Wer die Natur beobachtet, stellt Veränderungen fest. Pflanzen blühen früher, Früchte sind eher reif. Waren die grünen Blättchen an Birken, die in den 1980er und 1990er Jahren als Maibäume gesetzt wurden, noch winzig, so ist heutzutage das Maiengrün am Beginn des Wonnemonats so gut wie ausgewachsen. Krokusse, einst die bunten Boten zu Ostern, sind heute oft längst verblüht, selbst wenn das Fest zeitig im Jahr liegt. Späte Fröste dagegen können Apfel- oder Quittenblüten, die früh dran waren, komplett zerstören. Ernteausfälle sind die Folge.

Das sind keine Ausreißer oder individuellen Beobachtungen. Nach dem Phänologischen Kalender zeigt die Haselblüte den Beginn des Vorfrühlings an. Heute blühen Haselsträucher rund 16 Tage früher als in einer Referenzperiode 1961 bis 1990, das belegen Zahlen des Nationalen Klimareports. Auch die Holunderblüte und damit der Start des Frühsommers, der einst um den 7. Juni lag, beginnt zehn Tage früher. Die Reife der Holunderbeeren wiederum, Merkmal des einsetzenden Frühherbstes, findet zwölf Tage eher statt als im langjährigen Mittel. Die Winter dagegen werden kürzer. Lagen früher 121 Tage zwischen dem Zeitpunkt, an dem die Stiel-Eiche ihr Laub abgeworfen hat und der Haselblüte, so sind es jetzt 104 – also zweieinhalb Wochen weniger.

Auch im Rheinland wird es wärmer

Kürzere Winter, ein Temperaturanstieg um 1,6 Grad. Das klingt zunächst nicht dramatisch. Doch handelt es sich um Mittelwerte. So kann es regional, aber auch saisonal große Unterschiede geben. In heißen Perioden klettert das Thermometer vielerorts deutlich höher als noch vor 20, 30 Jahren, an die 40 Grad sind keine Seltenheit mehr.

Auch das Rheinland gehört zu den Regionen, in denen es wärmer wird. Fehlen dann noch die Niederschläge, leiden nicht nur Menschen. Für Pflanzen bedeuten solche Sommer Stress. Erst recht, wenn mehrere auf einander folgen. Dann sind selbst die Wasservorräte in den tieferen Bodenschichten aufgebraucht, so dass auch größere Bäume Schaden nehmen.

Ganz wichtig: Richtig gießen

So problematisch Hitze und Wassermangel für Natur und Landwirtschaft sind, im Garten kann darauf reagiert werden. Richtiges Gießen – eher zweimal pro Woche große Mengen als jeden Tag ein bisschen – und eine bedachte Pflanzenauswahl können das Refugium hinter dem Haus auch dauerhaft grün erhalten. Vielleicht sind Rasenflächen irgendwann nicht mehr die beste Idee. Steinwüsten, die auch abends noch Wärme abstrahlen, waren es ohnehin noch nie. Gerade zwischen Häusern wird eine grüne Oase, die Kühle und Feuchtigkeit spendet, wichtiger denn je.

Wenn Gemüse angebaut wird, ist Gießen unerlässlich. Gespart werden kann das Nass aber mit trockenheitsresistenten Stauden und Bodendeckern, die Lücken auffüllen und die Feuchtigkeit im Boden halten. Entscheidend ist, dass der Boden des Beetes möglichst von der Vegetation bedeckt ist, so dass wenig Wasser ungenutzt verdunstet. Balkan- oder Cambridge-Storchschnabel oder auch Polster-Fetthenne sind wertvolle Bodendecker im Garten. Je mehr über die Bedingungen im eigenen Beet sowie die Ansprüche der Pflanzen bekannt ist, desto eher finden sich gelungene, dauerhafte Kombinationen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mediterranen Gewächsen wie Lavendel, Rosmarin, Zistrosen oder Olivenbäumchen behagen die sommerlichen Temperaturen zwar. Doch die feuchten Winter können es diesen Pflanzen so schwer machen, dass viele nicht überleben. Auch später Frost, den es am Originalstandort nicht gibt, beendet ein Leben schnell.

Bäumen kommt künftig eine noch bedeutendere Rolle zu als bisher. Denn sie sind die Schattenspender von morgen. Statt Lustkäufe zu tätigen, sollte man sich jedoch von Fachleuten beraten lassen und bewusst auswählen. Denn das, was heute gut aussieht, muss nicht unbedingt der Baum der Zukunft sein. Schlehen und Weißdorn gelten als robust und geeignet. Doch sind es nicht generell die einheimischen Gehölze, die in den wärmer werdenden Sommern in der Stadt am besten gedeihen können. Zu den sogenannten Klimabäumen gehören eng verwandte Arten und Sorten, die aus heißeren und trockeneren Regionen stammen: Die Zerr-Eiche und die Hopfenbuche etwa sind im südlichen Europa beheimatet, die Purpur-Erle vor mehr als hundert Jahren aus einer Kreuzung zweier Erlen-Arten entstanden. Auch Walnussbäumen kommt das wärmere Klima entgegen, doch Birken mit ihren flachen Wurzeln könnten künftig gefährdet sein.

Neue Pflanzen werden bei uns heimisch

Pflanzen, denen es nicht gut geht, sind anfälliger für Krankheiten, aber auch für Schädlinge. Unter ihnen wiederum gibt es Arten, die, bisher nicht heimisch, sich durch das mildere Klima ausbreiten können. Zu den bekanntesten gehört der Buchsbaumzünsler, der seit knapp 15 Jahren hierzulande anzutreffen ist und Bestände kahl frisst. Schien er anfangs unbesiegbar, so mehren sich mittlerweile Berichte, dass einige Vögel auf den Geschmack gekommen sind und die Raupen dezimieren. Auch Wanzen sind jetzt häufiger unterwegs im Garten, darunter die Grüne Reiswanze und die Marmorierte Baumwanze. Sie stammen aus warmen Regionen Asiens und Afrikas, beide saugen gerne Blätter, Früchte und Gemüse an. Schaden im größeren Stil richtet die Kirschessigfliege an, die aus Asien stammt und Früchte wie Kirschen und Pflaumen, aber auch Beeren befällt und ganze Ernten vernichten kann.

Das wärmere Klima begünstigt aber auch zahlreiche Pflanzen aus anderen Regionen, die bisher eher im geschützten Rahmen von Gärten oder Parks gedeihen konnten. Sie machen sich selbstständig und sind auch in Wald und Flur anzutreffen. Der Götterbaum verbreitet sich seit vielen Jahrzehnten, auch das Springkraut, die Herkulesstaude und die Kanadische Goldrute. Manche finden einen Platz, ohne das Ökosystem zu zerstören. Andere, wie der Japanische Staudenknöterich, nehmen viel Raum ein und verdrängen angestammte Pflanzen. Was könnte sich verselbstständigen? Diese Frage wird künftig Thema sein bei der Planung eines Gartens.

Garten kann dem Klimawandel trotzen

Doch auch wenn sich die Gegebenheiten ändern, ist beim Gärtnern durchaus Zuversicht erlaubt. Mit Verstand gießen. Weniger Flächen versiegeln, dafür aber mehr Pflanzen in die Beete holen, die nicht bei der ersten Hitze eingehen. Vor allem aber: die Schattenspender von morgen pflanzen. Dann kann der Garten dem Klimawandel trotzen.

KStA abonnieren