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Leserfragen zu GeldanlagenETF für den Enkel - Experten geben Tipps zum Sparen mit Fonds

8 min
ARCHIV - 30.03.2022, Baden-Württemberg, Stuttgart: Städtetag zu Investitionen. (zu dpa: «Städtetag warnt vor Hürden bei Investitionen») Foto: Marijan Murat/dpa/dpa-tmn +++ dpa-Bildfunk +++

Was ist eine gute Möglichkeit, um für mein Enkelkind Geld anzulegen, fragte ein Leser.

Der DAX hat seit Jahresbeginn rund 20 Prozent zugelegt, trotz geopolitischer Krisen und unberechenbarer US-Zollpolitik. Trotzdem herrscht bei Sparern und Anlegern Unsicherheit. Fonds-Experten geben Tipps. 

Bei einer KStA-Telefonaktion haben jüngst Fachleute vom deutschen Fondsverband BVI Fragen von Leserinnen und Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ rund um Geldanlagen beantwortet. Was die Experten David Krahnenfeld, Reinhold Riese und Armin Schmitz Anruferinnen und Anrufern rieten, haben wir hier zusammengefasst. 

Aus einem Immobilienverkauf habe ich 300.000 Euro und möchte daraus eine monatliche Zusatzrente von 1000 Euro haben. Wie sollte ich das Geld anlegen?

Ein Teil des Geldes sollte kurzfristig verfügbar bleiben, etwa auf einem Tages- oder Festgeldkonto. Für die laufenden Auszahlungen kommen defensive Mischfonds oder Euro-Rentenfonds infrage. Ein weiterer Teil kann längerfristig und renditeorientierter angelegt werden, etwa in dynamische Mischfonds oder Aktienfonds. Zu einem späteren Zeitpunkt lässt sich dieser Teil dann in den schwankungsärmeren Fonds umschichten. Das hat den Vorteil, dass Sie zwischenzeitlich Erträge erzielen können und dadurch den Kapitalverzehr reduzieren. Somit reicht das Geld länger.

Wie unterscheiden sich dynamische von defensiven Mischfonds?

Mischfonds kombinieren verschiedene Anlageklassen, in der Regel Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Dadurch streuen sie das Risiko breiter als reine Aktien- oder Rentenfonds.

Defensive Mischfonds investieren nur einen kleinen Teil in Aktien und gelten daher als vergleichsweise schwankungsarm. Bei dynamischen Mischfonds liegt der Schwerpunkt auf Aktien. Damit steigen die Ertragschancen, aber auch das Risiko von Kursschwankungen.

Mit Aktionfonds oder ETF für das Enkelkind sparen

Was ist eine gute Möglichkeit, um für mein Enkelkind Geld anzulegen?

Wenn Sie langfristig für Ihr Enkelkind Vermögen aufbauen möchten, ist ein Fondssparplan eine sinnvolle und flexible Option. Schon mit kleinen monatlichen Beträgen lässt sich ein solides Polster schaffen, zum Beispiel als Unterstützung zum Studienbeginn oder zum Start ins Erwachsenenleben. Wichtig ist, auf eine breite Streuung zu achten, etwa mit einem global anlegenden Aktienfonds oder ETF.

Wie kann ich das Anlageangebot meiner Hausbank überprüfen lassen, möglichst unabhängig?

Sie haben mehrere Möglichkeiten: Eine Zweitmeinung können Sie sich bei einer anderen Bank oder Sparkasse einholen. Oder Sie können einen zertifizierten Honorarberater aufsuchen, der zu einem festen Honorar arbeitet und keine Provisionen erhält. Eine neutrale Beratung bieten die Verbraucherzentralen.

Sollte ich meine Aktienanlage jetzt stärker auf Europa ausrichten?

Der US-Aktienmarkt hat über viele Jahre die besseren Ergebnisse erzielt, in diesem Jahr – Stand Juli 2025 – liegen europäische Märkte vorn. Ob das so bleibt, lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen. Für langfristig orientierte Anleger ist es daher wichtiger, die passende Aktienquote im Gesamtvermögen zu bestimmen. Wer gezielt einzelne Regionen stärker berücksichtigen möchte, sollte über Interesse und Wissen der Kapitalmärkte verfügen. Wer das selbst nicht kann oder möchte, fährt mit einem global anlegenden, aktiv gemanagten Fonds meist besser. Hier übernimmt das Fondsmanagement auch die regionale Steuerung.

Ich möchte 30.000 Euro anlegen, brauche das Geld aber in ein bis zwei Jahren für einen Autokauf. Was empfehlen Sie?

Bei so kurzer Anlagedauer sollte das Geld sicher und möglichst schwankungsarm geparkt werden. Neben einer Festgeldanlage kommen dafür auch Geldmarktfonds infrage. Sie investieren in kurzfristige, liquide Wertpapiere und gelten als relativ sicher. Ihre Rendite ist variabel und orientiert sich an den aktuellen Marktzinsen im Handel zwischen Banken. Ein wesentlicher Vorteil ist die schnelle Verfügbarkeit des investierten Kapitals.

Wie sicher ist mein Geld?

Wie sicher ist mein Geld in einem Fonds? Es gibt ja keine Einlagensicherung wie bei Tages- oder Festgeld...

Rechtlich werden Fonds als sogenanntes Sondervermögen geführt und sind so vor einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt. In der Regel sind die Anleger die Eigentümer des Fondsvermögens, nicht die Fondsgesellschaft. Im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft fällt das Fondsvermögen also nicht in die Konkursmasse, sondern bleibt in voller Höhe erhalten. Anleger könnten in so einem Fall auch weiter über ihre Fondsanteile verfügen.

Mein Anlageberater hat mir geraten, einen Teil meiner Ersparnisse in Gold zu investieren. Ist das derzeit sinnvoll?

Gold wird häufig als Absicherung gegen Krisen genutzt. Bei der Anlage in Gold sind verschiedene Faktoren zu beachten: Gold, ob als Barren oder Münzen, bringt keine laufenden Erträge wie Dividenden oder Zinsen. Die Wertentwicklung ist abhängig vom aktuellen Goldpreis sowie von der Wechselkursentwicklung zwischen US-Dollar und Euro. Wer Gold erwirbt, muss außerdem mit Kosten für die Anmietung eines Bankschließfachs rechnen. Gold sollte als Ergänzung im Portfolio nicht mehr als zehn Prozent Ihres Gesamtvermögens ausmachen.

Monatlich spare ich 500 Euro mit einem ETF-Sparplan auf den MSCI World. Wegen der veränderten politischen Lage bereitet mir der hohe Anteil an US-Aktien Sorgen. Welche Alternative gibt es im ETF-Bereich?

Je nach Ihrer Präferenz gibt verschiedene Möglichkeiten, den US-Anteil in Ihrem ETF-Portfolio zu verringern. Für Anleger, die bewusst US-Werte meiden möchten, ist ein ETF auf den MSCI World ex USA eine gute Wahl. Dieser Index schließt US-Werte aus und umfasst über 800 Unternehmen aus 22 Industrieländern. Eine weitere Möglichkeit ist, gezielt einen ETF auf europäische Aktienindizes, wie den Euro STOXX 50 oder den STOXX Europe 600, ins Depot aufzunehmen. Dadurch erhöht sich der Anteil an europäischen Werten deutlich.

ETF ohne US-Werte

Ich bin Anfang 50 und möchte rund 200.000 Euro für die Altersvorsorge in ETFs anlegen. Viele Aktien stehen derzeit auf Höchstständen. Sollte ich den Betrag trotzdem auf einen Schlag anlegen?

Aktieninvestments haben sich in der Vergangenheit langfristig ausgezahlt – über Zeiträume von 15 Jahren lag die Jahresrendite von weltweit anlegenden Aktienfonds im Schnitt bei rund sieben bis acht Prozent. Trotzdem ist es ratsam, größere Beträge nicht auf einmal anzulegen, sondern schrittweise, in Teilbeträgen über mehrere Monate. Alternativ lässt sich auch ein Sparplan einrichten.

Ich habe gelesen, dass es jetzt auch aktive ETFs gibt. Worin unterscheiden sie sich von den herkömmlichen ETFs?

Klassische ETFs bilden einen Index wie den DAX oder MSCI World passiv nach. Sie kaufen automatisch die im Index enthaltenen Wertpapiere in entsprechender Gewichtung.

Aktive ETFs dagegen werden von einem Fondsmanagement gesteuert. Die Verantwortlichen greifen also aktiv ein, kaufen gezielt bestimmte Titel oder gewichten Branchen und Länder um. Dadurch sind aktive ETFs in der Regel etwas teurer. Diese Produktkategorie ist in Europa allerdings noch relativ jung; Auswahl und Erfahrung sind bislang begrenzt. Daher lässt sich über die Leistungen dieser ETFs bisher kaum etwas sagen.

Als Berufsanfänger frage ich mich, ob sich vermögenswirksame Leistungen lohnen und ob das auch mit Fonds oder ETFs geht?

Für Berufsanfänger sind vermögenswirksame Leistungen (VWL) eine sinnvolle Möglichkeit, Vermögen aufzubauen. Besonders, weil sie vom Arbeitgeber finanziert und eingezahlt werden. Für Beschäftigte mit geringem Einkommen gibt es zudem eine staatliche Förderung.

Mit breit gestreuten Aktienfonds oder ETFs haben Sie langfristig die besten Renditechancen. Wichtig ist nur, dass der gewählte Fonds oder ETF auch „VL-fähig“ ist, also für vermögenswirksame Leistungen zugelassen wurde.

Meine Lebensumstände haben sich verändert und ich kann die 250 Euro monatlich für meinen Fondssparplan künftig nicht mehr aufbringen. Was tun?

Kein Problem, Fondssparpläne sind sehr flexibel und lassen sich ganz einfach anpassen. Sie können die monatliche Rate jederzeit reduzieren oder den Sparplan vorübergehend pausieren. Wenn später wieder mehr finanzieller Spielraum da ist, lässt sich die Sparrate erhöhen oder durch gelegentliche Einmalzahlungen ergänzen.

Kann ich beim Fondssparen mit regelmäßigen Erträgen rechnen?

Das kommt auf die Art des Fonds an. Es gibt ausschüttende Fonds, die Erträge wie Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen regelmäßig an die Anleger auszahlen. Bei thesaurierenden Fonds hingegen werden die Erträge automatisch im Fonds wieder angelegt. So erhöht sich der Wert Ihrer Anteile, aber Sie bekommen kein Geld direkt ausgezahlt. Welche Variante besser passt, hängt davon ab, ob Sie regelmäßige Einnahmen wünschen oder lieber langfristig Vermögen aufbauen möchten.

Ich möchte einen Fondssparplan starten. Welche Fonds haben die beste Rendite?

Genaue Prognosen sind bei Fondsanlagen nicht möglich, dafür schwanken die Kapitalmärkte zu stark. Ein Blick zurück zeigt jedoch: Wer in den vergangenen 20 Jahren monatlich in einen weltweit anlegenden Aktienfonds gespart hat, konnte im Schnitt mehr als sieben Prozent Rendite pro Jahr erzielen. Aus 24.000 Euro an Einzahlungen wären so rund 53.000 Euro geworden.

Garantien für zukünftige Renditen gibt es nicht, aber globale Aktienfonds bieten auch weiterhin gute Chancen auf Wertzuwachs. Einen Überblick über die langfristige Entwicklung verschiedener Fonds finden Sie auf der Website des deutschen Fondsverbands bvi.de.

Garantien für zukünftige Renditen gibt es nicht

Worin soll ich mein Erspartes anlegen?

Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht. Denn es hängt von Ihren Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Zeithorizont ab. Grundsätzlich empfiehlt es sich, neben ausreichend Liquidität auch verschiedene Anlageklassen wie Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen zu berücksichtigten. Fonds sind hierfür gut geeignet, weil sie in viele Werte investieren. Sinnvoll ist eine Struktur aus kurz-, mittel- und langfristigen Bestandteilen, je nachdem, wann Sie auf welchen Teil des Geldes zugreifen möchten. Ein Berater kann Ihnen konkrete Empfehlungen geben.

Ich möchte die Urlaubskasse mit dem Gewinn meiner Aktienfonds aufstocken. Kann ich den einfach rausnehmen?

Ja, das ist grundsätzlich möglich. Sie können Ihre Fondsanteile jederzeit verkaufen, egal ob Sie einen Teilbetrag entnehmen oder den gesamten Fonds auflösen möchten. Bedenken Sie aber: Fonds sind auf eine längerfristige Anlage ausgerichtet. Erst mit ausreichend Zeit können sie ihre Stärken, etwa den Zinseszinseffekt, voll entfalten. Wenn Sie dennoch Anteile verkaufen möchten, achten Sie auf steuerliche Aspekte. Richten Sie möglichst einen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank oder Fondsgesellschaft ein, vorausgesetzt, Ihr Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Person ist noch nicht ausgeschöpft.