Viele Produkte betroffenKrankheitserreger in Lidl-Fleisch nachgewiesen – Discounter reagiert

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Einkaufswagen mit dem „Lidl“-Logo stehen vor einer Filiale des Discounters.

In mehreren Lidl-Produkten wurden multiresistente Keime nachgewiesen. Der Discounter reagiert auf die Untersuchungen seiner Eigenmarke „Metzgerfrisch“.

Eine Studie weist zahlreiche multiresistente Keime in Lidl-Produkten nach. Betroffen ist vor allem die Fleisch-Eigenmarke des Discounters.

Mehrere Fleischprodukte des Discounters Lidl sind offenbar mit multiresistenten Keimen befallen. Eine Labor-Untersuchung des Albert Schweitzer Instituts offenbart, dass in 71 Prozent aller Proben der Lidl-Eigenmarke „Metzgerfrisch“ Krankheitserreger gefunden wurden. Untersucht wurden dabei mehrere Hühnerfleisch-Produkte des Discounters.

In 75 Prozent aller Hühnerfleisch-Produkte wurden demnach Koli-Bakterien nachgewiesen. Der Fäkalkeim Escherichia coli kann Magen-Darm- oder Harnwegs-Erkrankungen auslösen, außerdem wurden Enterokokken, Campylobacter und Salmonellen in den Proben der Lidl-Produkte nachgewiesen. Insgesamt untersuchte die Tierschutzorganisation 51 Proben der Eigenmarke „Metzgerfrisch“.

Lidl: Krankheitserreger in zahlreichen Fleischprodukten nachgewiesen

Die Produkte stammen dabei alle aus der Haltungsform-Stufe zwei von vier und wurden in acht zufällig ausgewählten Supermärkten in ganz Deutschland gekauft. Nur sechs Proben seien dabei unauffällig gewesen, heißt es in einer Mitteilung des Albert Schweitzer Instituts. Grund für die hohe Keimbelastung sei die Hühnermast, die Lidl betreibe, heißt es seitens des Instituts weiter.

„Wie man sieht, bedeuten die Bedingungen in den Ställen der Lidl-Lieferanten nicht nur viel Elend für die Tiere, sondern sind auch gefährlich für uns Menschen […]“, erklärt Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung. Die Tierschutzorganisation fordert Lidl auf, seine Haltungsbedingungen zu verbessern und der europäischen Masthuhn-Initiative beizutreten.

Lidl: Discounter reagiert auf multiresistente Keime in Hühnerfleisch

Lidl nimmt die Vorwürfe ernst, verweist aber gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf umfassende Qualitätskontrollen: „Alle Artikel unterliegen umfangreichen Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lieferkette. [...]“, sagt ein Lidl-Sprecher. Einen Fragenkatalog mit Rückfragen zur Untersuchung des Albert Schweitzer Instituts ließ Lidl teilweise unbeantwortet.

Der Discounter wolle dennoch den Ergebnissen nachgehen. Das Unternehmen stehe im engen Austausch mit seinen Lieferanten. „Wir verpflichten unsere Lieferanten zu einem restriktiven Einsatz von Antibiotika nach Rücksprache mit einem Veterinärmediziner“, erklärt ein Lidl-Sprecher weiter. Ein Rückruf sei derzeit nicht geplant.

Lidl gibt allerdings zu, dass „Geflügelfleisch grundsätzlich anfällig für Keimbelastung ist“. Lidl warnt davor, das Fleisch roh zu verzehren. „Im Umgang und bei der Zubereitung von Geflügelfleisch sollten immer grundsätzliche Hygieneregeln eingehalten werden, auf die wir auf allen unseren Geflügelfleischverpackungen ausdrücklich hinweisen“, erklärt ein Sprecher weiter.

Lidl: Discounter will Haltungsform von Geflügel verbessern – Keimbelastung bei Hühnerfleisch hoch

Kritik, dass die Keimbelastung durch die Haltungsform zu erklären sei, weist ein Sprecher aber klar zurück: „Die [...] Keime sind dabei nicht auf die Haltungsform zurückzuführen, sondern stellen vielmehr eine generelle Herausforderung der gesamten Branche im Zusammenhang mit Geflügelfleisch dar. [...]“

Lidl wolle nach jetzigem Stand nicht der europäischen Masthuhn-Initiative beitreten, da der Lebensmittel-Konzern nur Ziele umsetzen wolle, die realistisch erreichbar sein. „Wir halten an unserem bereits bestehenden Engagement in Deutschland fest und werden langfristig unser Frischgeflügel vollständig auf die Haltungsstufen 3 und 4 umstellen“, kündigt ein Sprecher an.

Lidl steht immer wieder wegen Tierhaltungsformen in der Kritik. Im vergangenen Jahr waren problematische Aufnahmen aus Hühnermastbetrieben öffentlich geworden, die mit dem Discounter zusammenarbeiten. Lidl selbst wehrt sich gegen die Kritik und betont, stets hohe Qualitätsstandards bei Fleischprodukten einzuhalten. (shh)

KStA abonnieren