Nachhaltigkeits-CheckMineralwasser oder gesprudeltes Leitungswasser – was ist besser?

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Getty Images Frau trinkt aus Wasserglas

Egal ob aus der Leitung oder aus der Flasche – Wasser ist der beste Durstlöscher.

  • In unserer Serie „Nachhaltigkeits-Check” vergleichen wir ähnliche Artikel und überprüfen, welches Produkt besser ist – fürs Klima, die Gesundheit oder weniger Müll verursacht.
  • In der aktuellen Folge geht es dieses Mal nicht um ein Produkt, sondern um etwas ganz existenzielles – um Wasser.
  • Mineralwässer gibt es im Supermarkt in zahlreichen Variationen zu kaufen. Doch muss das überhaupt sein oder ist der Durstlöscher aus der Leitung nicht genauso gut?

Köln – Still, mit Sprudel, aus exotischen Ländern eingeflogen, regional gewonnen oder aus der Leitung: Wasser ist unsere Lebensgrundlage und gibt es zum Trinken in zahlreichen Versionen. Mindestens 1,5 Liter sollte ein Erwachsener jeden Tag davon trinken, die nötige restliche Flüssigkeit von rund einem Liter nimmt er in der Regel über das Essen auf. Doch welches Wasser ist das beste, um den täglichen Durst zu stillen?

Beim Preis, in Sachen Gesundheit und fürs Klima – welches Wasser beim Nachhaltigkeits-Check besser abschneidet

Preis: Leitungswasser ist bis zu 100-mal günstiger als Mineralwasser aus dem Handel, zeigt Lebensmittelexpertin Monika Vogelpohl der Verbraucherzentrale auf. „Leitungswasser kostet pro Liter 0,2 Cent plus Abwasser“, rechnet sie vor. Insgesamt seien das rund 0,4 Cent. „Mineralwasser gibt es ab 10 bis 15 Cent pro Liter – in Plastikflaschen.“ 

Wer sein Leitungswasser lieber mit Kohlensäure versetzt trinkt, benötigt für Zuhause einen Wassersprudler. Gute gibt es ab 60 Euro aufwärts. Damit auch Kohlensäure ins Wasser kommt, ist aber noch ein CO2-Zylinder nötig. Mit den meisten kann der Verbraucher je nach Kohlensäure-Gehalt bis zu 60 Liter Wasser sprudeln. Die Kartuschen kosten rund acht Euro und sind in vielen Drogerie- und Supermärkten erhältlich. Wie viel ein Liter Sprudelwasser aus dem eigenen Sprudler kostet, variiert – je nach Anschaffungspreis und gewünschtem Kohlensäure-Anteil. Im Schnitt kommen Modellrechnungen aber auf folgendes Ergebnis: Ein Liter heimisches Sprudel-Wasser kostet in etwa so viel wie ein Liter Mineralwasser aus dem Discounter, ist in jedem Falle aber günstiger als höherpreisiges Marken-Wasser.

Gesundheit: Wer Mineralwasser kauft, weil er seinen Körper mit guten Mineralien versorgen will, wird jetzt enttäuscht sein: „Leitungswasser ist genauso gesund“, fasst Mineraloge Udo Neumann von der Uni Tübingen zusammen. In Mineralwasser sind je nach Herkunft zwar unterschiedliche Mineralien gelöst – aus der Leitung kommt aber ebenfalls mineralstoffreiches Wasser. 

Der Unterschied zwischen den Wässern: Mineralwasser stammt direkt aus dem Untergrund, ist ungefiltert. Leitungswasser ist aufbereitetes und gereinigtes Trinkwasser – es wurde quasi „bearbeitet“. Leitungswasser ist in Deutschland das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt – dank unserer Trinkwasserverordnung. „Je nachdem aus welchem Reservoir ein Mineralwasser stammt, weist es mal mehr Sulfate oder mal mehr Magnesium auf“, so Neumann. „Das macht den Unterschied im Geschmack aus.“ Gesünder ist es deshalb nicht. Für den normalen Gebraucht reiche Leitungswasser vollkommen für einen gesunden Körper. Einzige Ausnahme: „Hochleistungssportler sollten besser Mineralwasser trinken. Dort sind mehr Salze enthalten, die der Körper bei großer Anstrengung zuvor ausgeschwitzt hat.“

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Klima: Alles, was wir tun, verbraucht Ressourcen – auch Wasser trinken. Und dieser Ressourcenverbrauch wird oft mit dem sogenannten CO2-Fußabdruck ausgedrückt: Wie viel Kohlenstoffdioxid, das unser Klima schädigt und aufheizt, verbraucht unsere Trinkwasserproduktion? Das Zertifizierungsunternehmen GUTcert hat das aufgeschlüsselt und macht einen eindeutigen Gewinner aus: Leitungswasser ist deutlich umweltfreundlicher als Mineralwasser. Die Treibhausgas-Emissionen, die durch die Förderung und Aufbereitung von Leitungs- und Mineralwasser entstehen, seien zunächst erst einmal so gut wie gleich. Allerdings verbrauche die Abfüllung, der Transport und die Verteilung von Mineralwasser viel mehr Energie, wodurch deutlich mehr Treibhausgase an die Atmosphäre abgegeben werden. Je nach Verpackung und Transportweg unterscheiden sich die Mineralwässer aber: Je weiter der Weg für das Wasser, desto schlechter die CO2-Bilanz. Nach Leitungswasser hat die wohnortnah produzierte PET-Flasche einen noch recht kleinen CO2-Fußabdruck. 

Zudem zeigt die Statistik, wie der Verbraucher die CO2-Bilanz seines Trinkwassers beeinflussen kann: Fährt er mit dem Auto zum Supermarkt, steigen die Emissionen nochmals. Am Beispiel Berlin macht GUTcert klar: Im Schnitt produziert Mineralwasser 210 Gramm Treibhausgase – Leitungswasser 0,35 Gramm. „Zudem entfallen beim Leitungswasser die besonders umweltbelastenden Punkte wie Verpackung, Spülen und Transport“, so Friederike Farsen von der Verbraucherzentrale NRW. Wer sein Wasser übrigens lieber sprudelnd mit Kohlensäure versetzt trinkt, kann auf Wassersprudler für Zuhause zurückgreifen. „Der Umwelt zu Liebe sollten sie allerdings mehrere Jahre genutzt werden“, sagt Farsen. 

Schadstoffe: Wasser besteht aus Sauerstoff und Wasserstoff – aber es können abgesehen von gelösten Mineralstoffen auch andere Teilchen dabei sein. So hat etwa die Lebensmittelchemikerin Darena Schymanski von der Universität Münster winzige Plastikteilchen in Wasser aus Mehr- und Einwegflaschen aus PET nachgewiesen. Dieses Mikroplastik fand sie besonders häufig in Mehrwegflaschen; in Getränkekartons und Einwegflaschen deutlich weniger. „Wir vermuten, dass es sich bei den Mehrweg-PET-Flaschen tatsächlich um einen Abrieb oder ein Herauslösen von winzigen Stückchen der Flaschen oder Deckel handelt“, so Schymanski in einem Interview mit der Universität. 

Wer beim Stichwort Schadstoffe an das in der Kritik stehende Nitrat denkt, kann erst einmal aufatmen: Das Grundwasser in Deutschland ist zwar wegen der ausgebrachten Dünger in der Landwirtschaft teilweise zu hoch mit Nitrat belastet. Doch die Wasserversorger bereiten das Grundwasser auf, aus dem ein großer Teil unseres Trinkwassers gewonnen wird, um es genießbar zu machen. Das Wasser wird je nach Bedarf gefiltert oder auch desinfiziert. „Die Wasserversorger stellen sicher, dass das Trinkwasser in Deutschland fast allerorten unbelastet ist“, versichert das Umweltbundesamt. Wichtig sei nur, dass das Nitrat im Boden nicht zunehme - dann müssten die Wasserversorger das Nitrat technisch reinigen, was aufwändig sei.

Fazit: Das Leitungswasser liegt laut Expertenmeinung vorne. Wer noch unsicher ist, ob die Wasserrohre gut genug in Schuss sind, sollte eine Fachfirma zu Rate ziehen. Verzinkte Leitungen können verrostet sein und das Wasser verunreinigen. 

Zum Schluss bleibt nur noch die Frage des Geschmacks: Dieser lässt sich zwar durch Zitronen, Limetten oder Orangen veredeln, für manche ist auch ein Sirup eine Möglichkeit, den gängigen Gusto abzuwandeln. Wem das Leitungswasser trotzdem einfach nicht schmeckt, hat im Getränkemarkt die große Auswahl, auch wenn das Fazit der Verbraucherzentrale NRW eindeutig ist: „Leitungswasser ist umweltfreundlich, preiswert, sicher und jederzeit frisch verfügbar - kurz, ein idealer Durstlöscher.“

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