Nach ZerwürfnisYücel gründet neue Autorenvereinigung PEN Berlin

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Deniz Yücel PEN

Christoph Nix, PEN- Mitglied, steht neben Deniz Yücel (l), Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrums Deutschland, zu Beginn der Mitgliederversammlung am Rednerpult.

Berlin – Der Autor Deniz Yücel sowie 231 andere Schriftsteller, Übersetzer und Publizisten gründen die Autorenvereinigung PEN Berlin. Man wolle „einen zeitgemäßen und diversen PEN“ ebenso wie „einen PEN von und für Kolleg:innen, die sich für Meinungsfreiheit und einen offenen Diskurs einsetzen“, teilten die Gründerinnen und Gründer am Dienstag in Berlin mit.

Sie beziehen sich damit auf Streitigkeiten im deutschen PEN-Zentrum in Darmstadt. Statt eines Präsidenten und anderer Titel solle es flache Hierarchien geben. Die formale Gründung solle am 10. Juni erfolgen.

Streit in der Schriftstellervereinigung

In den vergangenen Monaten hatten der Führungsstil der Spitze des in Darmstadt ansässigen PEN sowie interne Unstimmigkeiten zu einem heftigen Streit in der Schriftstellervereinigung geführt. Der deutsch-türkische Journalist Yücel war nach kurzer Amtszeit Mitte Mai als Präsident zurückgetreten. Auch der ganze Vorstand legte sein Amt nieder.

Der neue PEN wolle eine Nichtregierungsorganisation sein, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichtet und „im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen“, für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen stehe. Der Fokus von PEN Berlin soll nach eigenen Angaben auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Kollegen liegen, da die Meinungsfreiheit weltweit bedrohter sei als jemals zuvor. Der neue PEN wolle gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangern.

Zahlreiche prominente Gründer

Unter den Gründern sind zahlreiche prominente Namen: Schriftsteller wie Wladimir Kaminer, Eva Menasse, Christian Kracht, Nora Bossong und Thea Dorn ebenso wie die Verleger Klaus Schöffling und Jo Lendle. Unterzeichnet haben auch die Journalisten Gert Scobel und Can Dündar. Psychologe Ahmad Mansour zählt ebenso zu den Gründern wie die Philosophin Svenja Flaßpöhler und der Soziologe Armin Nassehi. Einige der Unterzeichner waren zuletzt im PEN-Zentrum in Darmstadt Mitglied.

PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Weltweit sind mehr als 150 Schriftstellervereinigungen im PEN International zusammengeschlossen. Die 1921 in England gegründete Vereinigung versteht sich als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Yücel selbst saß wegen angeblicher Terrorpropaganda von Februar 2017 bis Februar 2018 in türkischer Untersuchungshaft. (kna)

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