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TV TotalNicole heizt an, Raab übernimmt

Lesezeit 4 Minuten

Die Sendung „TV total“ wird von Stefan Raab moderiert.

Kreis Euskirchen – „Und jetzt begrüßen Sie bitte Ihren Moderator: STEFAAAN RAAAB!“, schallt es in exzellenter Studio-Akustik durch das mit rund 200 Gästen gefüllte „TV total“-Studio in Köln-Mülheim. Doch anstatt des Entertainment-Multitalents Stefan Raab betritt seine rundum vollgepackte Aufnahmeleiterin Nicole die Bühne. „Wie Sie sehen, bin ich nicht Stefan Raab“, stellt sie augenzwinkernd fest, ehe sie damit beginnt, das Publikum auf die folgende, etwa einstündige Fernsehaufzeichnung der ProSieben-Latenight-Show vorzubereiten.

„Wer aufstehen muss, weil es ihm nicht gut geht, steht bitte nicht abrupt auf, sondern schaut erst mal nach diesem Schwenkkran“, erklärt sie, während sie auf die Kameravorrichtung neben der Tribüne deutet. „Das sieht zwar sehr spektakulär aus, wenn die Kamera über die Köpfe rast. Allerdings nur solange, bis sie einen Kopf trifft.“ Nicole versteht es, das Publikum zu unterhalten, die ersten Lacher dieses Nachmittages hat nicht etwa Showmaster Raab auf seiner Seite, sondern seine quirlige Kollegin.

Spitzer Aufschrei

Die nächsten Lacher sind ihr sicher, als sie zwei junge Frauen, die Kaugummi kauen, in Großaufnahme auf den großen Bildschirm hinter Raabs Couch zoomen lässt. Die Frauen, sichtlich erschrocken, sind spätestens jetzt an ihrem peinlich berührten, spitzen Aufschrei im Saal zu verorten. Ertappt. Beide schlucken vor lauter Scham und Aufregung sofort ihre Kaugummis herunter.

„Den Anfangsapplaus brauche ich noch mal“, hallt es aus unsichtbaren Lautsprechern von der Decke, und Nicole spurtet sofort die Treppen wieder hinauf: „Also noch mal: Und hier ist ihr Moderator.... STEFAAAAN RAAAAB!“ Das Publikum gibt sein Bestes, nun allerdings tatsächlich für Stefan Raab. Mit gewohnt breitem Grinsen und seiner typischen Jeans-Jackett-Kombi schreitet er die Treppen ins Studio herunter. Es folgt ein bisschen Geplänkel mit den „Heavytones“, der hauseigenen Band, dann probt Raab mit den Zuschauern seinen Applaus, der zum Einsatz kommen soll, wenn es in wenigen Minuten richtig losgeht. Mit einer leichten Fußbewegung signalisiert er uns, seinen Zuschauern, wann wir abrupt damit aufhören sollen, in die Hände zu klatschen.

So schlecht es im Warm up auch funktioniert, bei der Aufzeichnung der Show sitzt es schließlich bis auf die Millisekunde genau. Raab zuckt mit dem Fuß, das Publikum friert ein. Es folgt die typische, kleine „Stand up“-Einlage des Entertainers, anschließend begrüßt Raab die Gäste: Cartoonist Joscha Sauer, Lutz van der Horst, bekannt aus der „Heute Show“ (ZDF) und von 1Live, sowie Christiane Stenger, ein junges Gedächtnisgenie, die ab Januar eine eigene Show auf ZDF neo hat.

Während den Werbepausen spielen die „Heavytones“ kleine Minikonzerte, Raab tratscht derweil mit dem Publikum oder mit seiner Aufnahmeleiterin Nicole.

Noch viereinhalb Minuten

Am Ende der Sendung, die rote Uhr unter der Frontkamera zeigt noch viereinhalb Minuten, tritt die dänische Band Lukas Graham mit ihrem aktuellen Hit „Drunk in the Morning“ auf. Auch hier überzeugt die fantastische Studio-Akustik. „Heute Mittag habe ich ihn erst für einen Probensänger gehalten. Ich dachte, der richtige kommt erst noch“, bringt Raab nach Beendigung der Sendung das Publikum zum Lachen. „Dann habe ich ihm erst mal gesagt, er soll sich bitte einen vernünftigen Pulli anziehen für unsere Aufzeichnung.“ Graham tat es offenbar nicht.

Dass Raab auch bei einer 100 Prozent routiniert ablaufenden Aufzeichnung noch die ein oder andere Überraschung auf Lager hat, zeigt sich, als er Nicole nach dem offiziellen Ende um ein Mikro und den Songtext bittet und spontan den zuvor gehörten Lukas-Graham-Titel mit den „Heavytones“ vorträgt. Schwer zu sagen, wer besser war – das Original oder die Fälschung.

Wer das erste Mal im „TV total“-Studio zu Gast ist, wird sich wundern, wie klein der Raum doch tatsächlich und wie verschoben manche Proportionen sind. Tickets kann man im Internet bestellen. Die 15 Euro Eintritt lohnen sich auf jeden Fall, denn der Spaß, der ist auch im Studio noch genau der gleiche.