AufnahmenHistorische Bilder aus dem alten Euskirchen

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Am heutigen Basingstoker Ring stand damals die belgische Schule (Mitte). Rechts im Bild ist die Franziskus-Schule zu sehen.

Am heutigen Basingstoker Ring stand damals die belgische Schule (Mitte). Rechts im Bild ist die Franziskus-Schule zu sehen.

Euskirchen – 

Ab 1946 hatten die Belgier in Euskirchen die Besatzungsmacht. Für die Euskirchener Bevölkerung waren die Soldaten aus dem Nachbarland aber zunächst eine Belastung.

Beschlagnahmungen von Häusern und Wohnungen nährten dieses Empfinden. Im Auel, in der Franz-Sester-Straße und in der Paul-Keller-Straße wurden für die belgischen Soldaten zahlreiche Reihenhäuser errichtet.

Erst Mitte der 1950er-Jahre entspannte sich das deutsch-belgische Verhältnis ein wenig. Dazu trugen nicht zuletzt die kulturellen Einrichtungen für die Belgier bei. Sie nahmen auch immer mehr am Alltagsleben der Euskirchener teil, und bei den zahlreichen Regimentsfesten durften die Deutschen einen Blick hinter die Kasernenkulissen werfen.

Die belgischen Soldaten präsentierten in Euskirchen, hier am Annaturmplatz, gerne ihre militärische Stärke. Mitunter hatten die Soldaten auch einen Ziegenbock dabei.

Die belgischen Soldaten präsentierten in Euskirchen, hier am Annaturmplatz, gerne ihre militärische Stärke. Mitunter hatten die Soldaten auch einen Ziegenbock dabei.

Ganz eng zusammen rückten Euskirchener und Belgier in den Monaten nach dem 24. Februar 1967, der in die Kriminalgeschichte der Kreisstadt eingehen sollte.

Mord an einem belgischen Soldaten

Gegen 22.30 Uhr überraschte auf dem Parkplatz des „belgischen Hochhauses“ an der Straße „Am Appelsgarten“ der belgische Sergeant Theodore Scalais einen Autoknacker, der daraufhin auf den Soldaten einstach. Scalais erlag wenige Tage später seinen Verletzungen.

Die Ermittlungen verliefen zunächst erfolglos. Knapp neun Monate später, am 4. Oktober 1967, kam dann aber Bewegung in den Fall. Ein Kreisstädter gestand den Mord an dem belgischen Soldaten. Die Feuerwehr staute sogar das Wasser des Veybachs, damit Experten nach der Tatwaffe suchen konnten – mit Erfolg. Am 21. Dezember wurde der Euskirchener zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. (Tom Steinicke)

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Als im Hotel Joisten noch Bälle und Feste stattfanden

Das Hotel Joisten am Alten Markt

Das Hotel Joisten in seiner ganzen Pracht. Es stand viele Jahrzehnte im Zentrum des Euskirchener Gesellschaftslebens.

Das Hotel Joisten in seiner ganzen Pracht. Es stand viele Jahrzehnte im Zentrum des Euskirchener Gesellschaftslebens.

Viele Jahre lang spielte sich im Hotel Joisten am Alten Markt in Euskirchen ein Teil des gesellschaftlichen Lebens ab.

Bälle und Feste fanden dort statt, der Kreistag kehrte nach der Sitzung auf einen Absacker ein, und nach dem Theater traf sich der Euskirchener Landadel zum Essen. „Unsere Küche war toll. Daran erinnern sich noch viele Euskirchener“, erzählte Inge Moll. Gemeinsam mit ihrem Ehemann leitete Inge Moll das Hotel Joisten von 1963 bis zum Abriss zehn Jahre später.

Der große Saal des Hotels hat viele Feste gesehen, vom Karnevalsball der Narrenzunft bis hin zu den Bällen des Eifelvereins.

Der große Saal des Hotels hat viele Feste gesehen, vom Karnevalsball der Narrenzunft bis hin zu den Bällen des Eifelvereins.

„Wenn am Nürburgring Rennen stattfanden, tanzte für die Euskirchener Gastronomen der Bär“, berichtete Inge Moll im März 2013 im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Nachfrage nach Zimmern war so groß, dass man im Hotel Joisten sogar Liegestühle im Speicher vermietete. Dazu wurde im Akkord gekocht.

Das Ende des geschichtsträchtigen Hauses kam schließlich an einem Freitag, am 13. Juli 1973.

1973 endete die Ära Joisten am Alten Markt. Vielleicht ist es bezeichnend, dass der Abriss an einem Freitag, dem 13., begann.

1973 endete die Ära Joisten am Alten Markt. Vielleicht ist es bezeichnend, dass der Abriss an einem Freitag, dem 13., begann.

Sieben Jahre später wäre es durch das Denkmalschutzgesetz unmöglich gewesen, ein Haus wie das Hotel Joisten abzureißen. Alte Häuser dieser Art werden heute aufwendig saniert und weiter genutzt.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Als in Euskirchen noch Bier gebraut wurde.

Bierbrauen in Euskirchen

Das Bierbrauen hat in Euskirchen eine lange Tradition, heute sind davon nur noch wenige Spuren sichtbar.

„Der Ursprung liegt im Brauhaus «Auf’m Bau», das von Familie Baum betrieben wurde. Gestanden hat das Brauhaus Am Markt 12, rechts neben dem späteren Hotel Joisten“, sagt die Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Gabriele Rünger.

Dort wo jetzt der Rüdesheimer Platz erstrahlt und früher viele Euskirchener bei Schumacher/Prumbaum die ersten Tanzerfahrungen sammelten, stand die Brauerei von Heinrich Josef Baum nebst Gaststätte.

In den 1960er Jahren entstand die „Rheinische Bürger-Bräu GmbH“ mit Sitz im Winkelpfad 14.

Ab 1966 zog das Unternehmen in die Roitzheimer Straße um. Eine zweite Euskirchener Biermarke, das Löwen-Bräu, geht auf die Familie Schroers zurück, die die gleichnamige Brauerei gründete.Während die Reste der anderen Brauereien verschwunden sind, kann man diese auch heute noch in Euskirchen bewundern – zumindest äußerlich.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Schützen aus dem Jahr 1415.

600 Jahre St. Sebastianus-Schützenbruderschaft

Wie alt die Euskirchener St. Sebastianus-Schützenbruderschaft wirklich ist, weiß man nicht genau. Doch laut einer Urkunde gab es die Bruderschaft schon im Jahr 1415.

2015 feierten die Schützen deshalb ihr 600-jähriges Bestehen.

Das Bild zeigt den Festzug im Jahr 1963. Er wird von der Jugend der Schützenbruderschaft angeführt.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Flüchtlinge in den 1950er Jahren in Euskirchen.

Flüchtlinge im Kreis Euskirchen

Das Thema Migration ist zwar auch im Kreis Euskirchen aktueller denn je, doch bereits vor 40.000 Jahren zogen Eiszeitjäger wegen der Beute und damit ihrer Nahrungs- und Lebensgrundlage in die Eifel hinterher. Dies ist auch Thema in der Jahresschrift 2015 des Kreisgeschichtsverein mit dem Titel „Kommen. Gehen. Bleiben.“.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts halfen italienische Arbeiter beim Bau der Urfttalsperre. Später kamen auch zahlreiche Bürger der damaligen DDR in den Kreis.

Unser Bilder zeigt Flüchtlinge, die in den 1950er Jahren vor dem Kolpinghaus ankamen.

Bereits in den 1950er Jahren kamen Flüchtlinge in Euskirchen an – wie hier am Kolpinghaus. Sie waren aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reichs vertrieben worden.

Bereits in den 1950er Jahren kamen Flüchtlinge in Euskirchen an – wie hier am Kolpinghaus. Sie waren aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reichs vertrieben worden.

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