PilzsammlerPlündern für den Schwarzmarkt

Herbstzeit ist Pilzzeit, aber im Flamersheimer Wald sind Pilzsammler übel aufgefallen und haben sogar einen Förster angefahren.
Copyright: Schmitz Lizenz
Bad Münstereifel-Scheuren – So ganz wohl ist Manuel Schneider (Name geändert) immer noch nicht zumute. Vor anderthalb Wochen hatten rabiate Pilzsammler den Förster auf dem Wanderparkplatz Wolkenbruch zunächst mit einem Messer bedroht und anschließend versucht, ihn mit einem Mercedes zu überfahren. Der 43-Jährige wurde nur leicht am Fuß verletzt. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.
„Das sind kriminelle Banden. Um meine Familie zu schützen, möchte ich weder fotografiert werden noch meinen richtigen Namen in der Zeitung lesen“, so der Förster. Dass er beschimpft, manchmal auch bedroht werde, passiere regelmäßig. Aber eine Situation wie vor anderthalb Wochen hat er selbst noch nicht erlebt. „Vor Jahren ist ein Harvesterfahrer von einem Pilzsammler mit einem langen Messer bedroht worden“, spielt er auf einen Vorfall aus dem Jahr 2005 an.
Zwei Kilogramm Pilze dürfen pro Person und Tag im Wald gesammelt werden. Alleine am Sonntag hat die Polizei rund 40 Kilogramm Pilze sichergestellt, gesammelt von nur zwei Gruppen. „Die Beamten waren drei Stunden hier auf dem Parkplatz und meinten, sie könnten ein Kassenhäuschen aufstellen“, so Schneider. Bereits am Tag der deutschen Einheit hatte eine Gruppe, bestehend aus fünf Personen, 64 Kilogramm dabei. Erwischt wurden nur drei Sammler. Ein Vierter machte sich vor der Polizei aus dem Staub, ein Fünfter wurde ohne Pilze kontrolliert. Schneider ist sich sicher: Der Mann hat die Pilze deponiert und wird sie sich später holen.
Die Pilzsammler bekommen für ihre Ware mittlerweile gutes Geld, die Preise für Steinpilze liegen bei 40 bis 50 Euro pro Kilogramm. „Die kommen ganz früh, wenn es noch dunkel ist, und sind mit Stirnlampen ausgestattet, mit Trillerpfeifen und Funkgeräten verständigen sie sich“, weiß Schneider. Denn nur so schaffen es die Pilzsammler, ihre als „Frische Steinpilze aus der Eifel“ deklarierte Ware auch noch auf den Märkten der Region zu verkaufen.
Finanzamt oder Gewerbeaufsicht
Auch Restaurants greifen gerne zu, so der Förster im Privatwald. Schneider ist der Ansicht, dass nicht nur die Förster in die Pflicht genommen werden dürfen, sondern auch das Finanzamt oder die Gewerbeaufsicht kontrollieren müssten, schließlich handele es sich um einen „Riesen-Schwarzmarkt“.
Dass bestimmte Bereiche des Waldes wegen der Brunft des Rotwildes gesperrt sind, stört die Sammler auch nicht. Genauso wenig der Schaden für den Lebensraum Wald. „Pilze gehen oft eine Symbiose mit Bäumen ein. Nimmt man die Pilze weg, gibt es diese Symbiose nicht mehr“, mahnt Schneider.
Wälder im Nordkreis mehr betroffen
Er findet, dass die Pilzsammler in den letzten 20 Jahren immer extremer vorgehen. Den Eindruck hat Horst Karl Dengel, Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde, auch: „Ich bin seit 14 Jahren hier. Die Zahl der Profisammler hat zugenommen, die Diskussion während der Brunftzeit ist intensiver geworden.“
Dengel hat das Gefühl, dass die Wälder im Nordkreis stärker von Pilzsammlern betroffen sind, auch wenn es jetzt eine erste Beschwerde aus Marmagen gegeben habe. Der Flamersheimer Wald bei Scheuren habe aber scheinbar eine Ausnahmestellung. „Das liegt vermutlich an der guten Verkehrsanbindungen und den Parkmöglichkeiten.“ Schneider und Dengel hoffen, dass die Pilzsaison in spätestens zwei Wochen vorüber ist.