Neues FormatMit der Nachtwächterin in Kronenburg unterwegs

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Vor „lichtscheuem Gesindel“ hatten die Nachtwächter ihre Orte zu schützen. Nun hatte Sabine Petri ihre 14-köpfige Gruppe, mit der sie durch Kronenburg zog, humorvoll so getauft.

Vor „lichtscheuem Gesindel“ hatten die Nachtwächter ihre Orte zu schützen. Nun hatte Sabine Petri ihre 14-köpfige Gruppe, mit der sie durch Kronenburg zog, humorvoll so getauft.

Dahlem-Kronenburg – „Luna Wacht“ ist die Nachtwächterin von Kronenburg. Sie waltete ihres Amtes, als sie mit 14 Teilnehmern einer neuen „Kult-Tour“ eine einstündige, frühabendliche Runde durch den idyllischen Burgort drehte.

Ein dicker schwarzer Woll-Umhang, ein Kuhhorn als Signalgeber, den Stab mit der Kerzenlaterne in der Hand: Sabine Petri ist seit sieben Jahren während der Touristensaison in idyllischen Eifel-Orten als „Nachtwächterin Luna Wacht“ unterwegs. Nach zweijähriger Pause ist sie jetzt auch wieder in Kronenburg. Dort gab es nun zu ihrer Führung ein Drei-Gänge-Menü in drei Gaststätten. Die Veranstalter, die Inhaber der „Villa Kronenburg“, wollen damit ein neues Format testen.

Gefolge aus Köln und vom Niederrhein

„Luna Wacht“ stammt aus Amel in Ostbelgien, ihr Gefolge an diesem Abend reiste aus Bonn, Köln und vom Niederrhein an.

Nachtwächter, das sei einst allerdings alles andere als ein angesehener Beruf gewesen, so die Fachfrau: „Übler beleumundet waren nur die Scharfrichter und Totengräber.“ Nachtwächter hatten in Kronenburg – es war einst allerdings ein reiner Männerjob – auch die fünf Tore zur einstigen Burg der Herrschaft Kronenburg auf dem Felssporn zu kontrollieren.

Stundenruf für die Bevölkerung

Unterwegs erfuhren die Teilnehmer – alle hatten wie „Luna Wacht“ eine kleine Laterne mit Kerze in der Hand, die ihnen im Laufe der Begehung den Weg leuchten sollte – Interessantes aus der Ortsgeschichte. Dass etwa Kronenburg im Laufe der Jahrhunderte immer ein Grenzort gewesen sei. Er gehörte sogar mal zu Spanien, und nach dem Zweiten Weltkrieg war er britische Besatzungszone. Etwa drei Kilometer weiter fing schon die französische Zone an.

Sie stimmte gleich zu Beginn um kurz nach 18 Uhr – also sechs Uhr – den einst üblichen Stundenruf für die Bevölkerung an: „In sechs Tagen schuf Gott die Welt, da war alles gut bestellt.“ Das „lichtscheue Gesindel“, vor dem der Nachtwächter einst die Bevölkerung zu schützen hatte, hatte sie im Schlepptau, als es zum Nordtor ging. „Das war früher der einzige Zugang zum Ort“, so „Luna Wacht“.

Im Burgbering leben heute ganze 40 Kronenburger – wenn es um den Erstwohnungssitz geht. Doch am Wochenende kommen nicht nur viele Touristen, um die malerische Kulisse zu besichtigen, sondern auch zahlreiche Zweitwohnungsbesitzer dazu. Vor Jahrhunderten bevölkerten zudem Hühner die Gassen, und das liebe Vieh sah aus dem Stall, der in der Regel unmittelbar ans Wohnhaus gebaut war. Auch die Misthaufen vor den Häusern gehörten damals in den Orten zum gewohnten Bild, wie „Luna Wacht“ ihren Zuhörern erklärte.

Unter dem Bogen des Nordtores, wo eine in das Kopfsteinpflaster eingelassene Plakette mit einer Jakobsmuschel auf Kronenburgs Tradition als Station auf dem berühmten Pilgerweg hinweist, stieß die Nachtwächterin dann ins Kuhhorn, um das früher übliche Warnsignal zu demonstrieren. Daraus wurde jetzt ein geknarztes Quietschen.

Da war es mit der historischen Treue bei dieser Ortsbegehung auf einmal doch vorbei – und es ging lieber zügig weiter zur Tellgasse nahe der sehenswerten Pfarrkirche.

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