UnterschriftenaktionGlamping-Pläne in Dahlem lösen Besorgnis aus

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Die Freizeitanlage am Kronenburger See macht einen vernachlässigten Eindruck (Bild vom Dezember 2019). Hier soll „Eifel Glamping“ entstehen.

Die Freizeitanlage am Kronenburger See macht einen vernachlässigten Eindruck (Bild vom Dezember 2019). Hier soll „Eifel Glamping“ entstehen.

Dahlem-Kronenburg – Eine Unterschriftenaktion der „Interessengemeinschaft Freizeitanlage Kronenburger See“ sorgt speziell in Kronenburger Hütte für Unruhe: 86 Anwohner sprachen sich Ende April gegen die geplante Glamping-Anlage auf der jetzigen Freizeitanlage aus. Sie fühlen sich von den Planungen übergangen.

„Man hätte uns vorher informieren müssen. So haben wir das aus der Zeitung erfahren!“ Monika Kutsch macht nicht den Eindruck, dass sie bereit ist, sich mit Dingen abzufinden, die sie für nicht rechtens hält. Die Anwohnerin von Kronenburgerhütte meint in diesem Fall den geplanten Bau von „Glamping Eifel“ durch einen saarländischen Investor, der auf dem Gelände der derzeitigen Freizeitanlage diesseits der Staumauer in Kronenburgerhütte auf einem 2,5 Hektar großen Gelände 30 halbrunde kleine Ferienwohnungen bauen will.

Gemeinderat hat Verkauf zugestimmt

Die Pläne hatte der Betreiber und Inhaber der „Glamping Eifel GmbH“, Jens Stannek, der schon die Glamping GmbH in Kleinblittersdorf im Saarland betreibt, mit der Gemeinde verhandelt. „Der Gemeinderat hat dem Verkauf des Geländes an Stannek einstimmig zugestimmt“, so Bürgermeister Jan Lembach.

Dagegen hat Monika Kutsch im April in drei Tagen 86 Unterschriften in Kronenburgerhütte gesammelt und die Listen an die Gemeindeverwaltung geschickt. Kopien gingen an Landrat Günter Rosenke, die Glamping GmbH in Kleinblittersdorf und den Zweckverband Kronenburger See. Tenor ihrer Forderung: „Wir sehen eine solche Anlage als erhebliche Beeinträchtigung unseres Wohnwertes an. Mit einer Steigerung des Verkehrsaufkommens mit allen seinen Folgeerscheinungen.“

Monika Kutsch und Roland Krüger befürchten weiteres Verkehrsaufkommen und noch mehr parkende Autos in ihrem kleinen Ort.

Monika Kutsch und Roland Krüger befürchten weiteres Verkehrsaufkommen und noch mehr parkende Autos in ihrem kleinen Ort.

Der so vom sich bildenden Widerstand alarmierte Investor Jens Stannek will seine Pläne deshalb nicht stoppen. Er erklärte auf Anfrage, dass der „Projektablaufplan in Arbeit ist, das Planfeststellungsverfahren ebenso“. Der Kaufvertrag für das Gemeindegrundstück werde gerade vom Notar geprüft und Änderungen seitens der Gemeinde eingearbeitet. Baubeginn ist nach seinen Angaben aber nicht mehr – wie ursprünglich geplant – in diesem Herbst, sondern spätestens im Herbst des kommenden Jahres. „Die Inbetriebnahme soll im Frühjahr 2022 sein“, so Stannek.

Freizeitanlage liegt brach

Für die Gemeinde Dahlem ist das Projekt eine ideale Lösung für eine Altlast. Die Freizeitanlage würde nicht mehr nachgefragt. Das habe der Verwaltung auch die Geschäftsführung des oberhalb gelegenen Ferienparks bestätigt. „Weil sie nicht mehr zeitgemäß ist“, so Bürgermeister Lembach. „Die mögliche Glamping-Anlage wäre eine inhaltlich und wirtschaftlich passende und sinnvolle Nachnutzung der Fläche im Sinne einer zukunftsfähigen und erfolgreichen Tourismusentwicklung“, meint der Rathauschef. Das hat er so auch allen 86 Anwohnern in Kronenburgerhütte schriftlich mitgeteilt, die sich gegen die Glamping-Pläne wehren.

Aktuell befinden sich dort noch ein Tennisplatz, Tischtennisplatten, ein Basketballfeld, Bocciabahnen, ein Spielplatz, eine Minigolfanlage sowie ein Bolzplatz. Alles wirkt vernachlässigt und ungepflegt. „Kein Wunder, wenn man erst anrufen muss, um sich einen Schläger auszuleihen, dann kommt auch keiner zum Minigolf“, kritisiert Monika Kutsch, die Initiatorin der Unterschriftenaktion, etwa den Zustand der Anlage.

Kronenburgerhütte wird zum Großparkplatz

Sie will vor allen Dingen wissen, was mit dem Bolzplatz auf dem künftigen Glamping-Gelände geschehen soll: Seit der Schließung der Freibäder im nahen Stadtkyll und in Blankenheim hat die Nutzung am Kronenburger See an heißen Sommertagen deutlich zugenommen. Das ist unstrittig, und der Ortsbereich Kronenburgerhütte wird zum Großparkplatz. Selbst der Bolzplatz als Ausweichparkplatz reicht dann kaum noch aus. Die Stellflächen hier fallen aber mit „Eifel Glamping“ weg. Auf dem Gelände entstehen 30 neue Parkplätze – für die Glamping-Bucher.

So soll es im „Eifel Glamping“ aussehen.

So soll es im „Eifel Glamping“ aussehen.

Die Gemeinde will daher für den Kronenburger Ortsteil ein Verkehrs- und Parkkonzept erstellen. Vorbereitende Gespräche fanden vor einer Woche mit dem Straßenverkehrsamt des Kreises statt. Demnach habe die Gemeinde, so Bürgermeister Lembach, mehrere Alternativen. Wie etwa zum Kronenburger Weihnachtsmarkt könnte die Zufahrt nach Kronenburgerhütte von der B 421 gesperrt werden, Autofahrer müssten sich andere Parkplätze suchen. Auch kann sich die Gemeinde vorstellen, die Straßen in Kronenburgerhütte selbst teilweise für Parker zu beschränken. Der Neue Weg könne zur Parkverbotszone werden, sagt Lembach: „Wenn die Anwohner das wollen.“ Als reine Anwohnerstraßen würden die Straßen In der Hüll und Auf dem Plan ausgewiesen, zudem eine gemeindeeigene Fläche für weitere Parkmöglichkeiten vergrößert.

Bürgerversammlung fiel aus

Was im Schmidtheimer Rathaus noch nicht entschieden wurde, ist die Frage, wann man diese Pläne der Bevölkerung in Kronenburgerhütte vorstellen will. Wegen der Corona-Beschränkungen musste eine für April geplante Bürgerversammlung erst einmal ausfallen. „Wir machen das jetzt vielleicht einfach im Sommer draußen“, schlägt Bürgermeister Lembach vor. Er stellt fest: „Wir müssen und werden die Bevölkerung mit Beteiligungsrunden im Rahmen des planungsrechtlichen Verfahrens einbinden.“

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Investor Stannek will dann auch ein 3D-Modell des geplanten „Eifel Glamping“ vorstellen: „Natürlich planen wir nicht einfach über die Köpfe der Anwohner hinweg. Wir wollen sie mitnehmen, das ist unsere Philosophie.“

Monika Kutsch bleibt skeptisch: Unterm Strich entstehe eine geschlossene Ferienanlage. Und ein der Öffentlichkeit zustehender Platz werde dieser weggenommen, das seien doch die Fakten.

Den Vorwurf versucht die Gemeindeverwaltung wenigstens teilweise zu entkräften: „Wir planen eine Ersatzspielfläche für die Kinder und auch eine andere Bolzplatzfläche“, so Bürgermeister Jan Lembach.

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