Eine Aktion mit ganz viel HerzEuskirchener Lehrer setzt Zeichen der Dankbarkeit

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Nachahmenswert: Christoph Rendenbach, hier mit seinen Töchtern Clara (l.) und Amilia, will andere zum Mitmachen animieren.

Nachahmenswert: Christoph Rendenbach, hier mit seinen Töchtern Clara (l.) und Amilia, will andere zum Mitmachen animieren.

Euskirchen – Ist es ein Zeichen der Liebe und der Solidarität, ein herzlicher Gruß an jeden, der vorbeikommt, oder etwa ein Symbol der Dankbarkeit für alle Helferinnen und Helfer, die an den Supermarktkassen und im Gesundheitswesen die Stellung halten?

Seit einigen Wochen zieren rote Herzen die Münstereifeler Straße ab dem Stadtwald. Sie hängen in Bäumen und Sträuchern oder stecken auf kleinen Hölzern im Mittelstreifen der Straße oder in den Grünflächen am Gehsteig.

Gestartet hat die Aktion Christoph Rendenbach. Zunächst hatte sie einen persönlichen Hintergrund, wurde dann aber im Laufe der Corona-Entwicklung zu einem besonderen Zeichen der Dankbarkeit. „Nachdem die Schulen geschlossen hatten, hatte ich viel Zeit, mich damit zu beschäftigen“, erzählt Rendenbach.

Neues Hobby an der Stichsäge

Der 40-Jährige arbeitet als Lehrer an der Gemeinschaftshauptschule Zülpich. An der Stichsäge fand schnell eine neue Freizeitbeschäftigung. Einige Wochen lang hat er um die 70 Herzen gesägt, bemalt und an den Abenden im Umfeld der Straße verteilt. „Einige Passanten haben mich gefragt, welchen Hintergrund die Aktion habe und ob ich das für die Ärzte mache“, erinnert sich Rendenbach. Schließlich liegt das Krankenhaus in unmittelbarer Nähe.

Mit den Herzen wollen Christoph Rendenbach denen einen Zeichen geben, die den „Laden“ am Laufen halten.

Mit den Herzen wollen Christoph Rendenbach denen einen Zeichen geben, die den „Laden“ am Laufen halten.

Der Gedanke, dass die Herzen als Zeichen der Dankbarkeit verstanden werden könnten, gefiel dem Euskirchener sehr und er begann damit, seine Aktion auszuweiten. „Das ist eine Geste, die man schnell zum Explodieren bringen kann“, sagt er. Er bestellte zusätzlich einen großen Satz kleiner Herzchen im Internet, die er dann am Krankenhaus in einer Kiste auslegte: Mitnehmen und Verteilen erwünscht!

Mehr Bastler schließen sich an

Schnell fanden die Herzchen neue Standorte auf Stromkästen, an Gartenzäunen oder an Laternenpfählen und werden mittlerweile auch weit über die Münstereifeler Straße hinaus gesehen. Auch große Herzen kamen hinzu. „Die, die ab dem Krankenhaus stadteinwärts hängen, gehen nicht auf meine Kappe“, stellt Rendenbach klar und lacht. Stattdessen haben sich ab hier einige Bastler angeschlossen und den Herz-Radius erfolgreich vergrößert. Die Aktion hat sich also verselbstständigt und wächst von Tag zu Tag. Auch in den Dörfern werden inzwischen fleißig Herzen verteilt.

Es gibt noch viele Herzen, die verteilt werden können.

Es gibt noch viele Herzen, die verteilt werden können.

Initiator Christoph Rendenbach ist jedenfalls angenehm überrascht: „Ich freue mich sehr, wenn andere Menschen sich an der Aktion beteiligen.“ Man bleibe kreativ beschäftigt und es sei sehr wichtig, in die sorgenvollen Gesichter auch hin und wieder ein Lächeln zu zaubern, befindet er – ob es nun die Menschen seien, die an den Supermarktkassen die Grundversorgung sichern, in den Krankenhäusern arbeiten oder wegen der Isolation einen lieben Gruß gebrauchen können.

So hat der Vater zweier Kinder auch am Seniorenheim „Carpe Diem“ in Euskirchen, dessen Bewohner ja derzeit auf Besuch verzichten müssen, einige Herzen verteilt. Die solle jeder so verstehen, wie er es in seiner speziellen Situation möchte. Rendenbach animiert unterdessen andere zum Mitmachen und hat dazu auch schon spontan ein großes Schild gebastelt. „Mach doch mit!“, steht darauf. Das Schild ist natürlich ebenfalls in Herzform gestaltet.

Denn wenn vor allem Schülerinnen und Schüler oftmals nichts mit ihrer freien Zeit anzufangen wüssten, so könnten sie doch statt der Herzen in den Sozialen Netzwerken lieber ein paar Herzen in der Stadt verteilen, regt der Lehrer an. „Dazu braucht es nicht viel, und das kann man auch alleine machen. Ein bisschen Sperrholz, rote Farbe — fertig“, erläutert Rendenbach. Und wer nicht selbst sägen will, der wird auch in den Baumärkten fündig. Einige hätten inzwischen Holzherzen im Sortiment.

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