Zweifel in der PandemieLadeninhaberin macht sich mit Mode-Geschäft selbstständig

Voller Vorfreude auf ihren neuen Mode-Laden: Blandine Radek.
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Euskirchen/Iversheim – Blandine Radek ist glücklich. Das war in den vergangenen sechs Monaten nicht immer der Fall. „Ich habe geschrien und weinend auf dem Boden gelegen“, sagt die 27 Jahre alte Schneiderin aus Iversheim. Den Glauben an ihr eigenes Mode-Geschäft habe sie aber nie verloren. Spätestens Anfang Juli soll das Rolltor der Gewerbehalle an der Felix-Wankel-Straße mit der Hausnummer 7 aufgehen.
Auf 200 Quadratmetern wird es aber nicht nur Damen-Mode geben. Das sei ihr nicht weitgenug gedacht, zu eintönig, sagt Radek. Und so wird es bei „Blandine Fashion“ zwar immer um Mode gehen, aber es soll unterhaltend sein. „Ich werde einen großen Fokus auf Stilberatungen legen.“ Die müsse nicht zwangsläufig in ihrem Laden stattfinden. „Eine Kleiderschrankanalyse kann da auch zu gehören. Viele Frauen haben so schöne Sachen im Schrank, wissen aber nicht, wie man sie noch besser kombinieren kann.“ Auch Kooperationen mit Kosmetikerinnen könne sie sich vorstellen, Events und Partys.
„Tupperpartys für Klamotten“ mit bis zu 120 Gästen
Doch bis dahin wartet noch ein bisschen Arbeit auf die Power-Frau. Zwar steht schon ein großes, dunkelgrünes Sofa im neuen Laden und auch die ersten Kleidungsstücke hängen an den Stangen, aber weder der Thekenbereich, noch die Umkleiden und schon mal gar nicht die künftige Fotoecke sind fertig. Und auch der große Tisch im Bereich der Küche fehlt. An dem sollen nicht nur Frauen ihren Junggesellinnenabschied mit einer Shoppingtour und ganz viel Spaß verknüpfen können, sondern er soll der Chefin auch als Kreativoase dienen.
Mit „Tupperpartys für Klamotten“ bezeichnet Radek ihre Anfänge auf einem Bauernhof in Billig. Zunächst seien es etwa 20, wenige Veranstaltungen später schon 120 Gäste gewesen. „Es waren keine Freunde dabei, die nur meinetwegen da waren. Es waren Menschen, die ich bis dato nicht kannte“, erinnert sich die 27-Jährige, die sich acht Monate nach der ersten „Tupperparty“ nebenberuflich selbstständig machte.
Radek richtete sich im Hof Lind in Euskirchen ein kleines Modegeschäft ein, das sie freitags und samstags öffnete. Die Boutique wurde so gut angenommen, dass sie sich im Juli 2020 dazu entschied, ihren Hauptberuf in Düsseldorf aufzugeben und ganz auf die Schiene Selbstständigkeit zu setzen.
Kunden haben in der Pandemie Mut gemacht
Und dann schlug die Corona-Pandemie erneut zu. „Und trotzdem habe ich mich dazu entschieden, mich zu vergrößern“, sagt Radek. Im Februar 2021 unterschrieb sie den Mietvertrag für die Halle an der Felix-Wankel-Straße im Euro-Park. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Geschäfte so lange zu haben werden.“ Die Zeit sei hart gewesen. Was ihr Mut und Hoffnung gemacht habe? „Die Kunden aus der Anfangszeit.“
Ihre Kunden seien zwischen 14 und 75 Jahre alt. „Die meisten sind bedarfsorientiert. Kaum jemand kauft sich im Juli eine Winterjacke, auch wenn dann die neue Kollektion rausgekommen ist“, so Radek, die am liebsten ihre Klamotten im Boyfriend-Style trägt – also im Schnitt und Größe so aussieht, als könnte sie vom Freund stammen.
Nächster Schritt: Eine eigene Kollektion
Dass Kunden von den Klamotten im Laden ein Foto mit dem Handy machen, es Freunden schicken oder gar auf Instagram hochladen? Für Radek kein Problem. „Es ist doch ideale Werbung für mich“, sagt sie. Und selbst wenn die Kundin das Oberteil nicht kaufe. „Dann wird vielleicht eine Freundin darauf aufmerksam“, sagt die Expertin.
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Und noch etwas spukt Radek im Kopf herum: eine eigene Kollektion. „Ich habe so viele Ideen, aber jetzt eins nach dem anderen“, sagt die Iversheimerin. Zumal der finanzielle Aspekt bei der Idee „Kollektion“ nicht außer Acht gelassen werden dürfe. „Corona und der neue Laden haben die finanziellen Rücklagen schon schmelzen lassen“, so die Schneiderin, die viele Jahre im Vertrieb von Camel activ tätig gewesen ist.