Fußball-BezirksligaZülpich hat Chancen im Überfluss, macht aber das zweite Tor nicht

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Tohuwabohu im Birkesdorfer Strafraum. Zülpichs Torwart Robin Metternich, der mit nach vorne geeilt war, kommt mit dem Kopf an den Ball.

In der Schlussoffensive der Zülpicher ging auch Torwart Robin Metternich (in Blau) mit nach vorne und kam sogar zum Kopfball.

Spitzenreiter TuS Zülpich verliert zu Hause gegen Viktoria Birkesdorf. Dominik Spies verschießt den Elfmeter, der zum Ausgleich geführt hätte.

TuS Zülpich – Viktoria Birkesdorf 1:2 (1:1). Der Spitzenreiter ist gestrauchelt. Zülpich verliert zu Hause 1:2 gegen den stark ersatzgeschwächten Aufsteiger Birkesdorf. Ein Ergebnis, das über die gesamte Spielzeit betrachtet unverdient war.

Die Ersatzbänke: Zülpich voll besetzt, viel Platz bei Birkesdorf

Nicht zu verwechseln mit dem Bickendorfer Büdche ist die Birkesdorfer Bank. Der Unterschied ist nicht nur geografischer Natur. Im Büdchen ist auch mehr los. Wegen Krankheiten, Verletzungen und sonstigen Ausfällen standen Birkesdorf gerade mal zwei Wechseloptionen zur Verfügung. Eine davon war der 41-jährige Co-Trainer Oliver Hemboch, der in der Nachspielzeit sogar eingewechselt wurde und sein Saisondebüt gab.

Devin Nickisch hat den Ball. Von hinten bedrängt ihn ein Gegenspieler, ein zweiter nähert sich ungestüm.

Devin Nickisch wird von gleich zwei Spielern, Julius-Jonathan Kretschmer und Idrissa Camara, attackiert und im Strafraum zu Fall gebracht. Ein berechtigter Elfmeter.

Voll besetzt hingegen: die Zülpicher Bank. Und auch wenn das TuS-Lazarett Zuwachs bekommen hat (Maurice Hilger fällt mit Kreuzbandriss nun auch langfristig aus), standen David Sasse Optionen zur Verfügung, die in fast jedem anderen Team der Liga zu den Stammkräften gehören dürften.

Die erste Halbzeit: Zülpich dominiert, vergibt aber zahlreiche Chancen

Die Heimmannschaft hatte keine Zeit zu verlieren und schaltete direkt in den fünften Gang. Heißt: Zülpich stürmte, Zülpich machte das Spiel – aber vergab viele gute Chancen, etwa durch Thomas Leßenich oder Lucas Carell. Auffallend: Die Einwürfe von Devin Nickisch sind eine Waffe. Allein dafür gäbe es bei den Bundesjugendspielen die Ehrenurkunde. Dass Nickisch aber auch eine gute Technik mit dem Fuß hat, zeigte er, als er im Strafraum seinen Gegenspieler umspielte wie ein Trainingshütchen. Es folgte ein Pass auf Luca Ohrem, der erfolgreich das rechte untere Eck anvisierte. Das 1:0 (16.) war hochverdient.

Doch die Freude dauerte nur zwei Minuten. Ein Freistoß, von links außen getreten durch Nikolaos Chouliaras, fand irgendwie am langen Pfosten den früheren ETSC-Jugendspieler Lukas Kirschbaum, der den Ausgleich erzielte. Zülpich ließ sich wenig beirren und spielte weiter nach vorne, meist mit langen Bällen auf Luca Ohrem, die laut David Sasse so nicht geplant waren. Aber die dickste Chance hatte danach der Gast. TuS-Schlussmann Robin Metternich rettete.

Die zweite Halbzeit: Birkesdorf zerstört den Spielfluss

Vom schönen Spielfluss der Heimelf war nicht mehr viel zu sehen. Wenn etwas ging, dann über rechts außen. Ein offensives Mittelfeld war ebenso wenig existent wie die linke Seite, auf der sich Marlon Große ein ums andere Mal verhedderte. Birkesdorf tat alles dafür, dass kein Spielfluss aufkommen konnte und setzte auf Konter. Und das mit Erfolg. Eine Großchance wehrte Metternich noch bravourös ab. Doch die Viktoria blieb am Ball und Julio Pereira Oliveira trifft zum 1:2 (71.).

Dominik Spies bei der Ausführung des Elfmeters, den er nicht verwandelte.

Dominik Spies verschießt in der 73. Minute einen Strafstoß.

Zülpich hätte es diesmal wie Birkesdorf in Hälfte eins machen können. Denn nur zwei Minuten nach der Führung wurde Nickisch im Strafraum von den Beinen geholt. Ein Birkesdorfer Gemeinschaftswerk. Aber der schwache Dominik Spies verschoss. Fortan stand Gästekeeper Max Rogge im Mittelpunkt, der in der Schlussphase einen Ball nach dem anderen hielt, sogar vor dem mit nach vorne geeilten Metternich – und sogar noch Zeit hatte, die Zuschauer hinter dem Tor nach dem Ergebnis des FC-Spiels zu befragen.

„Wursttor“: Das sagt Zülpichs Trainer David Sasse zur Niederlage

„Es war ein hektisches Spiel. Wir wussten, dass die erfahrenen Spieler von Birkesdorf uns aus der Fassung und Ordnung rausbringen wollen“, sagte David Sasse. „Aber wir haben 15 bis 18 Chancen. Der Torwart hält vier Hundertprozentige plus den Elfmeter. Dann schießen wir noch drei-, viermal knapp drüber. Ich kann meiner Mannschaft nur den Vorwurf machen, dass sie kein zweites Tor geschossen hat. Das Spielglück war einfach nicht da. Wir kriegen dann ein Wursttor und laufen hinterher.“


SV Nierfeld – BW Kerpen 4:2 (2:1)

Dass Kerpen kräftig mitgeholfen hat beim einzigen Sieg eines Kreisvereins in der Bezirksliga an diesem Spieltag, dürfte hinter keinen stören. Denn mit nun 25 Punkten hat die Mannschaft von Dirk Scheer schon sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. „Der Sieg war verdient“, sagte der Trainer.

Es war ein Doppelschlag von Marcel Heinrich, der das Toreschießen eröffnete. Allerdings einer, über den der Kerpener nur zu 50 Prozent glücklich sein dürfte. Zunächst brachte er sein Team in Führung (18.). Nur zwei Minuten später erzielte er aber auch den Ausgleich für Nierfeld. Es sollte nicht das letzte Eigentor an diesem Sonntag gewesen sein. Niclas Hampel brachte die Heimelf dann in Führung (29.). 

Mit der Bank waren wir 24 Mann, davon haben drei vorher schon bei der Zweiten und zwei vorher bei der A-Jugend gespielt.
Dirk Scheer

Den Ausgleich von Kerpen durch André Winkels (59.) steckte Nierfeld aber gut weg. Der erst zwei Minuten zuvor eingewechselte Jonas Küpper brachte die Gastgeber 20 Minuten später wieder in Führung. Kerpens Keeper Lucas Thiel setzte toremäßig den Schlusspunkt, indem auch er ins eigene Tor traf, auch wenn Scheer es eher Jonas Küpper zusprechen wollte. In der Schlussphase war der Gast nach einer Gelb-Roten Karte nur noch zu zehnt.

Zwei Phasen im Spiel erkannte Dirk Scheer, in der seine Mannschaft das Spiel beinahe aus der Hand gegeben hätte. „Läuferisch, körperlich und spieltechnisch waren wir Kerpen aber überlegen“, sagte Scheer, der als ehemaliger Torwart den Kerpener Schlussmann lobte: „Wir hätten zur Halbzeit 4:1 führen müssen, aber Lucas Thiel hat genial gehalten.“

Begeistert war Scheer aber vor allen Dingen von seiner Truppe. „Das war als Team genial. Mit der Bank waren wir 24 Mann, davon haben drei vorher schon bei der Zweiten und zwei vorher bei der A-Jugend gespielt.“ Herausheben möchte der Übungsleiter eigentlich niemanden, höchstens die Laufleistung von Niclas Hampel der „auf der Außenbahn Kilometer gemacht hat“.

SV Weiden – SV Bessenich 4:3 (2:2)

Zurückgelegen, zurückgekämpft und die Führung wieder abgegeben. Bessenich war kurz vor einem dringend benötigten Erfolgserlebnis, steht nach 90 Minuten aber mit leeren Händen da. „Wir verpennen leider wieder komplett den Start“, resümiert Teammanager Frank Marwitz. Die Folge ist die 1:o-Führung für Weiden durch Enno Buermeyer (10.) nach einem individuellen Fehler. Acht Minuten später fand ein abgefälschter Schuss von Fabio Schortmann den Weg ins Bessenicher Tor. „Da standen wir dann mit dem Rücken zur Wand“, so Marwitz.

Das Team bewies allerdings Moral. Nach einer schönen Kombination von Jaouad Chikri und Nurullah Yasar verkürzte letztgenannter (21.). Erneut ein Vorstoß von Chikri kann vom Weider Verteidiger im Fünfmeterraum nur per Foul gestoppt werden. Den fälligen Elfmeter verwandelte Yasar (38.), der mit 21 Treffern nun wieder die Torjägerliste vor dem gesperrten Taner Yalcin (19 Tore) anführt.

Der Einsatz hat gestimmt, der Kampf hat gestimmt, uns fehlt einfach das Spielglück, dass der Ball in gewissen Situationen reingeht.
Frank Marwitz

In der zweiten Halbzeit sah Marwitz eine klare Überlegenheit von Bessenich. Einzig die Belohnungen fehlten. Erst in der 70. eroberte sich der junge Redouan Aissa den Ball und marschierte die rechte Seite entlang, von wo er Jehon Vatovci in Szene setzte, der die Rhenania in Führung brachte. Doch die Freude währte nur wenige Sekunden. Nach dem Weidener Anstoß schläft die Bessenicher Abwehr, Niklas Boedts erzielt den Ausgleich. Chancen auf eine erneute Führung vergeben die Gäste. Stattdessen gelingt Weiden in der 86. Minute eine Traumkombination, die Terrence Suso erfolgreich abschließt.  

„Der Einsatz hat gestimmt, der Kampf hat gestimmt, uns fehlt einfach das Spielglück, dass der Ball in gewissen Situationen reingeht. Wir müssen daran arbeiten, das in den nächsten Wochen zu erzwingen“, so Marwitz. In der nächsten Partie gegen Elsdorf kommt es wegen Yalcins Sperre nicht zum Aufeinandertreffen der beiden Toptorjäger. Wichtiger sind für Marwitz ohnehin die Spiele danach gegen Kerpen und Wesseling-Urfeld. „Da müssen sechs Punkte her, damit wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“ Derzeit allerdings stecke man mitten im Abstiegskampf.

SC Elsdorf – SC Wißkirchen 2:2 (1:2)

Hätte Kevin Greuel jemand gesagt, dass seine Mannschaft aus Elsdorf einen Punkt mitnimmt: „Das hätte ich sofort unterschrieben.“ Das Hinspiel hatte sein Team schließlich 0:10 verloren. Doch nach den 90 Minuten des Rückspiels trauerte der Wißkirchener Trainer eher zwei verlorenen Punkten hinterher.

Es ging schnell: Ben Decker brachte die Gäste nach einem Torwartfehler schon nach zwei Minuten in Führung. Koray Örgün glich per Strafstoß nur sechs Minuten später aus. Wißkirchen ließ sich aber nicht beirren und setzte Nadelstiche, vor allen Dingen durch Goalgetter Deniz Isitmen. In der 37. Minute erzielte er seinen 13. Treffer. 

In meinen Augen haben wir heute unser bestes Spiel abgeliefert und dem Favoriten alles abverlangt.
Kevin Greuel

Nach der Pause bekam Wißkirchen in der Offensive mehr Raum, doch es gelang nicht, das 3:1 zu erzielen. Nico Heuser, Oliver Schäfer, Ben Decker und Deniz Isitmen vergaben hochkarätige Chancen. Stattdessen gab es kurz vor Schluss den Nackenschlag. Charalampos Amanatidis traf in der 88. Minute. Die letzte Chance hatte aber Wißkirchen: Heuser lief allein auf den Torwart zu, der sich nicht bezwingen lässt.

„In meinen Augen haben wir heute unser bestes Spiel abgeliefert und dem Favoriten alles abverlangt. Ich muss den Jungs Respekt zollen, der Auftritt macht mich stolz. Nach der Packung in der Hinrunde hat die Mannschaft eine gute Reaktion gezeigt. Auf diese geschlossene Teamleistung kann man aufbauen“, resümiert Kevin Greuel.

JSG Erft 01 – GW Brauweiler 1:2 (1:2)

Das Spiel in Kuchenheim hatte kaum angefangen, da lief die JSG Erft 01 Euskirchen schon dem Rückstand hinterher. In der ersten Minute erzielte Amadeo Freericks die Führung für Brauweiler, die 20 Minuten später durch Ben König ausgebaut wurde. Beinahe mit dem Halbzeitpfiff gelang Lucas Spilles der Anschlusstreffer (45.). Auf Tore mussten die Zuschauer in Halbzeit zwei verzichten. Stattdessen gab es noch eine Gelb-Rote Karte für Brauweilers Amar Tekin.

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