Fußball-LandesligaSo lief die Hinrunde für den SC Germania Erftstadt-Lechenich

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Erftstadt-Lechenichs Fußballer Memo Sahin klatscht mit einem Mitspieler mit der Nummer 10 ab.

Memo Sahin (r.) ist einer der wenigen Akteure, die den SC Germania Erftstadt im Sommer nicht verlassen haben.

Ein personeller Umbruch im Sommer und eine Verletztenmisere sorgten für ereignisreiche Monate für Erftstadt-Lechenich.

Der SC Germania Erftstadt-Lechenich ist der am höchsten spielende Verein des Fußballkreises Euskirchen. Beim Landesligisten, der mittlerweile seine neunte Spielzeit hintereinander in dieser Klasse absolviert, fand im Vorfeld der laufenden Meisterschaft ein gravierender personeller Umbruch statt, was nicht nur für Karsten Kochems in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer extrem ereignisreiche Monate zur Folge hatte.

Die Sommerpause: Leistungsträger gingen, 16 Neue im Kader

Dass ein oder zwei verdiente Akteure eine Mannschaft nach einer Saison verlassen, ist absolut nichts Ungewöhnliches. Was sich bei den Schwarz-Gelben in der jüngsten spielfreien Zeit ereignete, dagegen schon. Mit Dustin Esser, Jannik Straube, Rene Mager (alle drei beendeten ihre Karriere), Burak Hendem und Sandrio Singh kehrten dem Klub gleich fünf Spieler den Rücken, die das Gesicht der Germania über einen langen Zeitraum geprägt hatten. Da sich dem Quintett noch einige weitere Leute anschlossen und im Gegenzug gleich 16 Neuzugänge verpflichtet wurden, war die Runderneuerung des Kaders perfekt.

„Die Veränderungen waren alternativlos. Wir mussten neue Impulse setzen, auch weil bei einigen der Ehrgeiz etwas abhandengekommen war“, sagt Kochems, der mit Teammanager Paul Esser und dem Sportlichen Leiter Dirk Manns eine Menge zu tun hatte. Der Fokus bei der Zusammenstellung des neuen Aufgebots lag auf der Entwicklungsfähigkeit und nicht auf den bereits erworbenen Verdiensten. „Uns war klar, dass die Jungs noch keine Landesligaspitze verkörpern, aber das war auch nicht unser Anspruch. Wir wollten talentierte, hungrige Spieler“, ergänzt der 42-jährige Trainer.

Der Saisonstart: Auf zwei Siege folgte das erste kleine Tief

Ein optimaler Auftakt mit zwei Dreiern aus den beiden ersten Duellen ließ Großes erwarten und auch aus dem ersten kleinen Tief, als aus den folgenden drei Partien nur ein Pünktchen hängen blieb, kam die Mannschaft schnell wieder heraus. Ein beachtliches Remis vor heimischem Publikum gegen das Ausnahmeteam aus Weiden, den aktuellen Spitzenreiter, veredelten die Germanen durch zwei Erfolge über Kohlscheid (6:0) und die Reserve des Regionalligisten 1. FC Düren (1:0).

Nach dem zehnten Spieltag standen die Erftstädter mit starken 17 Zählern auf dem sechsten Rang – lediglich vier Zähler hinter dem Tabellenführer. Alles schien in bester Ordnung zu sein, ehe der totale Einbruch den eventuell aufgekommenen Träumereien von höheren Weihen einen dicken Strich durch die Rechnung machte.

Der Negativlauf: Acht Niederlagen hintereinander machten Angst

Ab Mitte Oktober war der Faden beim SC gerissen. Das 3:4 im Hennes-Weisweiler-Sportpark gegen die Sportfreunde Düren leitete eine beängstigende Niederlagenserie ein, die bis zum Ende der Hinrunde nicht nur in den Meisterschaftspartien anhielt, sondern auch im Freundschaftsspiel gegen A-Ligist Fliesteden oder im FVM-Pokal bei Bezirksligist Eicherscheid, also gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten, ihre Fortsetzung fand. Erst zum Auftakt der Rückrunde gegen den VfL Sindorf gelang nach acht Pleiten hintereinander mit dem 1:1 zumindest wieder ein Teilerfolg.

„Bei den vielen jungen Burschen war durchaus damit zu rechnen, dass es irgendwann zu einem Leistungseinbruch kommen kann. Dazu beigetragen haben auch andere Dinge, wie der Umstand, dass von fünf Innenverteidigern plötzlich nur noch einer einsatzfähig war“, erläutert Kochems. Wegen der Personalnot mussten mit Christopher Fuhl und Pascal Schiffer zwei Urgesteine in der zentralen Verteidigung aushelfen, die auf der linken Außenbahn beziehungsweise in der Offensive ihren angestammten Einsatzbereich haben.

Die Pechvögel: Vier der fünf Innenverteidiger verletzten sich

Vor allem beim Personal in der hintersten Reihe haben die Lechenicher momentan die Seuche am Fuß. Nico Dzierzok, Neuzugang vom SC Rheinbach, war in den ersten fünf Begegnungen in der Viererkette gesetzt, ehe sich der 20-Jährige einen Kreuzbandriss zuzog.

Wenn 20.000 Fans im Eishockeystadion anwesend sind, ist er mit Sicherheit derjenige, der den Puck abbekommt.
Karsten Kochems

Kurz nach seiner Rückkehr aus einer 18-monatigen Zwangspause erlitt Abwehrkollege Marcel Böhnen, der seit Jahren vom Pech verfolgt ist, die gleiche Verletzung und steht ebenfalls vorerst nicht mehr zur Verfügung. „Wenn 20.000 Fans im Eishockeystadion anwesend sind, ist er mit Sicherheit derjenige, der den Puck abbekommt“, beschreibt der SC-Coach das Dilemma des 26-jährigen Defensivspezialisten.

Immerhin gibt es zwei kleine Lichtblicke: Routinier Daniel Jacoby plant sein Comeback für den Zeitraum nach der Winterpause ebenso wie Talent Silas Leidenfrost, dem Kochems einen Stammplatz in der Landesliga locker zutraut.

Der Ausblick: Die ersten Verstärkungen sind schon verpflichtet

Sollte es den Verantwortlichen gelingen, in der spielfreien Phase einen Innenverteidiger und einen Sechser an Land zu ziehen (Kochems hätte gerne auch noch einen weiteren Schlussmann), wären die Schwarz-Gelben aus Sicht des sportlichen Leiters für die kommenden Herausforderungen bestens gerüstet. Trainingsbeteiligung und die allgemeine Einstellung der Mannschaft sind nämlich nicht zu beanstanden.

„Auch wenn die Hinrunde durchwachsen war, haben sich die Jungs in keiner Begegnung willenlos gezeigt oder sich vorzeitig aufgegeben“, lobt Kochems, der mit Jan-Philipp Schmitz und Yann Nguemo vom SSV Merten (spielt in der anderen Landesliga-Staffel) bereits zwei Neuverpflichtungen präsentieren kann. Mithilfe des Duos ist der Übungsleiter sehr zuversichtlich, dass die vor der Saison ausgegebene Wunschplatzierung – ein Rang zwischen fünf und zehn – auch erreicht werden kann.

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