Interview

Robin Zimmer im Gespräch
Der Kapitän des SC Wißkirchen will Fair Play vorleben

Lesezeit 6 Minuten
Robin Zimmer lässt JSG-Erft-Spieler Prince Yoka stehen.

Erst im Sommer schloss sich Robin Zimmer dem SC Wißkirchen an und wurde sofort Kapitän.

Robin Zimmer, Kapitän des SC Wißkirchen, spricht im Interview über die Unterstützung durch das Dorf, seinen Werdegang und seine Zukunft.

Der SC Wißkirchen hat nach zwei Dritteln der Saison den Klassenerhalt bereits so gut wie in der Tasche. Für einen Verein, der zum ersten Mal überhaupt in seiner Historie auf Verbandsebene unterwegs ist, ist das eine sehr beachtliche Leistung. Warum die Premierenvorstellung bislang so überzeugend war, darüber hat sich diese Zeitung mit Mannschaftskapitän und Neuzugang Robin Zimmer unterhalten.

Darf man Ihnen schon zum Klassenerhalt gratulieren?

Robin Zimmer: In dieser Hinsicht möchte ich nicht vorgreifen, sondern lieber von Spiel zu Spiel ans Ziel kommen. Wenn es dann rechnerisch geschafft ist, nehme ich die Glückwünsche gerne entgegen.

Dennoch ist die Ausgangslage zehn Partien vor Saisonende hervorragend. Wo liegen die Gründe für das gute Abschneiden?

Wir haben im Verein einen sehr guten Spirit. Alle begegnen sich auf Augenhöhe, ein Rädchen greift ins andere. Jeder hat hier seine klare Aufgabe und zieht sie auch bestmöglich durch.

Robin Zimmer findet die Atmosphäre in Wißkirchen familiär

Nur die etablierten Teams aus Brauweiler, Zülpich, Bergheim und Elsdorf sowie die personell überragend besetzten Mitaufsteiger Horrem und Birkesdorf liegen derzeit vor Ihnen. Wie stolz sind Sie auf die Leistung Ihrer Kollegen?

Ich habe immer an das Team geglaubt, aber was wir bisher geschafft haben, kann ich kaum in Wort fassen. Nicht nur die ersten Elf, sondern auch alle, die hintendran sind, haben einen enormen Anteil – genau wie der Trainer, der die Sprache der Spieler spricht. Der Erfolg ist eine Leistung des Kollektivs.

Sie kamen vor der Saison aus Wichterich zum SCW. Wie war der erste Eindruck von den Mitspielern und dem Umfeld?

Es ist total familiär, und ich bin mit offenen Armen empfangen worden. Viel besser kann man sich einen Vereinswechsel nicht wünschen, es war rückblickend die absolut richtige Entscheidung.

Kevin Greuel versucht seit Jahren, Robin Zimmer zu holen

Es ist eher ungewöhnlich, dass man als Neuzugang sofort Kapitän wird. War das so abgesprochen oder sind Sie vom Trainer ins kalte Wasser geworfen worden?

Kevin hatte in den letzten Jahren schon häufiger probiert, mich zu holen. Damals war nicht der richtige Zeitpunkt, aber er blieb hartnäckig. Ich wusste daher, dass er eine Führungsaufgabe für mich vorgesehen hatte, aber das Amt des Spielführers war nicht abgesprochen. Nach der letzten Einheit vor Meisterschaftsbeginn hat das Trainerteam mich und Tobi Esser als Stellvertreter offiziell der Mannschaft vorgestellt. Für mich war das ein riesiger Vertrauensbeweis.

Der Sprung aus der Kreisliga C in die Bezirksliga war ja durchaus ambitioniert. Wie sind Sie mit dem Qualitätsunterschied zurechtgekommen?

Da ich bis zur Winterpause noch in Bessenich gespielt und mich auch danach weiter fit gehalten habe, war die Umstellung nicht ganz so gewaltig. In einem halben Jahr verliert man als Spieler ja nicht seine Technik oder die Intensität, mit der man die Zweikämpfe bestreitet. Dennoch benötigt man natürlich eine gewisse Zeit, um wieder ganz die alte Verfassung zu erreichen.

Vom ETSC über Mechernich, Nierfeld, Bessenich und Wichternach zum SCW

Sie werden im kommenden Monat erst 26, haben in Mechernich, Nierfeld und Bessenich allerdings schon reichlich Erfahrung auf Verbandsniveau gesammelt. Welche Rolle haben die drei Vereine in Ihrer Laufbahn gespielt?

In bin damals aus der Jugend des ETSC nach Mechernich gekommen, der Sprung in die Bezirksliga der Herren war ziemlich groß, und ich bin relativ wenig eingesetzt worden. Als ich nach Nierfeld gewechselt bin, spielte die Mannschaft noch in der Landesliga. An die vier Jahre und Leute wie Mario Held, Domme Spies oder Maxi Patt erinnere ich mich gerne zurück. Der Verein war ähnlich strukturiert wie der SC Wißkirchen, auf und neben dem Platz war man füreinander da. In Bessenich bin ich nur ein halbes Jahr gewesen. Aufgrund meines Studiums in Köln hat es mit den Trainingszeiten nicht mehr gepasst, ich habe keinen richtigen Anschluss gefunden und mir im November auch noch das Innenband gerissen. Mit Artur Mezler und Benni Warrach habe ich dennoch gute Typen kennengelernt.

Was unterscheidet Ihren jetzigen Klub von den bisherigen Stationen? Was ist typisch SC Wißkirchen?

Die volle Unterstützung des Umfelds, zu den Heimspielen kommt gefühlt das halbe Dorf. Es gibt ein tolles Miteinander, auch wenn es mal nicht so läuft. Leistungsdruck ist hier natürlich auch da, aber er wird von außen ganz gut kompensiert. Keiner wird an den Pranger gestellt, wenn er mal einen Fehler macht. Es wird immer darauf Rücksicht genommen, dass viele Spieler noch mitten in ihrer Entwicklung stecken.

Robin Zimmer regt sich über Unsportlichkeit anderer Spieler auf

Aus der Hinrunde ist eine Szene von Ihnen in Erinnerung geblieben: Im Heimspiel gegen Zülpich haben Sie zugegeben, einen Ball noch leicht mit dem Kopf berührt zu haben, und dem Gegner, der gerade am Drücker war, einen Eckball geschenkt. Mussten Sie lange überlegen oder gehört das zu Ihrer DNA?

Ich bin so aufgewachsen, dass man für Dinge, die man verschuldet hat, geradesteht. Ich denke, dass der Fußball fair bleiben sollte und rege mich über die Unsportlichkeit anderer Spieler auf. Nur wenn ich selbst Fair Play vorlebe, kann ich es zukünftig auch von anderen erwarten.

Die gesamte Mannschaft tritt in dieser Saison anständig auf, kassierte nur zwei Platzverweise. Coach Kevin Greuel betont, dass man Wert auf eine sympathische Außendarstellung legt. Wird das Thema in der Kabine gezielt angesprochen oder sind die Jungs einfach so nett?

Eine nette Truppe haben wir auf jeden Fall, auch wenn der eine oder andere Kollege sicher eine Gelbe Karte mehr kassiert (lacht). Der Trainer will, dass wir grundsätzlich vernünftig mit dem Gegner und dem Schiedsrichter interagieren. Ich persönlich versuche, in hektischen Phasen Ruhe reinzubringen und die Dinge sachlich zu klären, auch wenn mir das nicht ständig gelingt.

Einige Jungs gehen auch über das Limit hinaus.
Robin Zimmer

In einigen Dingen gibt es durchaus noch Luft nach oben. Neben der ausbaufähigen Heimbilanz bemängelte der Trainer mehrfach die konditionelle Verfassung des Teams.

Das sehe ich etwas anders. Gegen Elsdorf haben wir beispielsweise 95 Minuten lang konsequent durchgezogen und hätten kurz vor Schluss fast noch das Siegtor geschossen. Das spricht dafür, dass einige Jungs auch über das Limit hinausgehen.

Was ist mit dem SCW erst möglich, wenn alles optimal läuft?

Auch wenn wir in der Winterpause mit Dustin Oellers und Nico Heuser erfahrene Leute geholt haben, ist die Mannschaft immer noch sehr jung. Deshalb ist langfristig sicherlich noch einiges möglich. Aber ich bin Realist und schaue lieber von Woche zu Woche. Und da kommt mit Horrem am Sonntag eine Riesenherausforderung auf uns zu.

Wie sehen Ihre persönlichen Planungen aus? Bleiben Sie dem Klub erhalten?

Ich habe überhaupt keine Ambitionen, woanders hinzugehen – egal, wo wir am Ende der Meisterschaft landen. Auch wenn es noch keine konkreten Gespräche gegeben hat, werde ich ein Teil der Mannschaft bleiben.

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