Das Halbfinale war ein Duell der Unterschiede. Dabei vereint Bessenich und Schöneseiffen, dass sie in ihren Ligen im Abstiegskampf stecken.
Fußball-KreispokalBessenich ist gegen Schöneseiffen brutal effektiv

Artistisch: Das 5:1 erzielte Moritz Hartmann per Seitfallzieher.
Copyright: Thomas Schmitz
SV Schöneseiffen – SV Rhenania Bessenich 1:6 (1:4). Die einen liegen am Rande des Kreises Düren, die anderen sind der letzte Ort auf dem Weg nach Belgien. Da kommt es schon mal zu geografischen Verwicklungen. „Ich wusste noch nicht mal, wo Schöneseiffen liegt“, gab Bessenichs Ex-Bundesligaprofi Moritz Hartmann ehrlicherweise zu. Und sein Teamkollege Athanasios „Saky“ Noutsos ergänzte: „Ich hätte nicht gedacht, dass das noch im Kreis Euskirchen ist.“
36 Kilometer beträgt die Distanz zwischen den beiden Dörfern im Nord- und Südwesten des Landkreises. Da kann man auch mal zu spät kommen. Wie Rechtsverteidiger Samson Sayongo, der deshalb nicht nur auf der Bank Platz nehmen musste, sondern dessen Auto vom Stadionsprecher ausgerufen wurde, weil er schlecht geparkt hatte.
Bei Schöneseiffen gilt: einmal Grün-Weiß, immer Grün-Weiß
Und auch der Unterschied zwischen den Teams ist eklatant. Für die meisten Schöneseiffener gilt: einmal Grün-Weiß, immer Grün-Weiß. Mit Torben Hörnchen stand am Mittwoch nur ein Spieler mit Erfahrung auf Verbandsebene im Kader, blieb aber 90 Minuten auf der Bank. Ganz anders Bessenich: Siggi Kunst, Moritz Hartmann, Saky Noutsos, Stefan Ristovski und Ersatztorwart Eamonn Klein haben alle mindestens schon auf Mittelrheinliga-Niveau gespielt. In einer Sache sind beide Mannschaften aber vereint: Sie stecken momentan im Abstiegskampf der Kreisliga A und der Bezirksliga.

Bessenichs Schlussmann Emrullah Yasar fischt einen Eckball aus der Luft.
Copyright: Thomas Schmitz

Das 1:0: Schöneseiffens Torwart Tobias Heinen streckt sich bei einem Noutsos-Freistoß aus 30 Metern, der im Winkel einschlägt, vergeblich.
Copyright: Thomas Schmitz
Das wären eigentlich die perfekten Zutaten für eine Überraschung gewesen, zumal der Rasenplatz, der wegen eines Wolkenbruchs am Nachmittag tief war, eher Arbeitern wie Schöneseiffen zugutekommt. Der Regen hatte übrigens die abgezeichneten Linien weggewischt, weshalb nachgekalkt werden musste, wodurch sich der Anpfiff um 15 Minuten verzögerte.
Bezirksligist aus Bessenich bestrafte jeden Fehler des Kreisligisten
Doch um es kurz zu machen: Bessenich wurde der Favoritenrolle gerecht. Das Team, das am Mittwoch von Stefan Storb ohne dessen Trainerpartner Can Celik betreut wurde, bestrafte jeden Fehler der Gastgeber und war brutal effektiv. Zwar hatte Schöneseiffen die erste Chance, Timo Bornewasser scheiterte aber an Emrullah Yasar.
Ab dann zeigte sich auch die individuelle Klasse der Rhenania-Spieler: Noutsos, der bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute beinahe fehlerfrei agierte, zirkelte einen Freistoß aus 30 Metern zum 1:0 in den Winkel (11.), beim 2:0 bestrafte Jehon Vatovci einen Fehler im Aufbauspiel (20.) und dem 3:0 ging ein schönes Kombinationsspiel von Ristovski und Hartmann voraus, das Tobias Rick vollendete (26.).
Schöneseiffen nutzte die eigenen Möglichkeiten nicht
Allerdings: Schöneseiffen gab nie auf, hängte sich rein, egal wie hoch der Rückstand war. Das beeindruckte auch den Gästetrainer Storb, der zugab: „Wenn die ihre Chancen besser nutzen, dann wird es schwer.“ Aber die Grün-Weißen nutzten nur einmal eine Möglichkeit. Nach einer Ecke war Torwart Yasar schon geschlagen, Ozan Kesen rettete auf der Linie. Doch die Szene war noch nicht vorbei: Einen satten Schuss von Kapitän Marcel Hupp wehrte Yasar nach vorne ab, wo Bornewasser stand und traf (29.). Sechs Minuten später stellte Hartmann den Vorsprung wieder her. Ristovski hatte zunächst gezaubert, dann aber den Ball an einen Abwehrspieler verloren, der ungewollt die Vorlage gab.
In der zweiten Hälfte war Schöneseiffen am Drücker, traf aber nicht das Tor, sondern nur das Außennetz. „Das ist auch in der Liga unser Problem“, sagte Trainer Heiko Zimmer. Stattdessen bekamen die Zuschauer Kunststücke von Hartmann zu sehen. Ein Fallrückzieher führte noch nicht zum Erfolg, ein Seitfallzieher nach Flanke von Vatovci dann aber schon (77.). Letzterer setzten den Schlusspunkt, als er eine Flanke von Liyenge Bafalanga artistisch ins Tor beförderte (87.).