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In der Scheune angefangenEuskirchener gehört zu größten Tischtennistalenten in Deutschland

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt das Tischtennistalent während des Trainings.

Jonas Schmaul-Klaiber gehört zu den besten 24 deutschen Tischtennisspielern im Alter von zehn Jahren.

Ein Zehnjähriger des TTV Euskirchen gehört zu den besten Tischtennisspielern. Nun geht es nach Thüringen zur deutschen Rangliste.

Angefangen hat es in einer Scheune. An einer ausrangierten Tischtennisplatte des Vereins, in dem Mutter Berit spielt. Drei Jahre später ist Jonas Schmaul-Klaiber einer der besten Tischtennisspieler seines Alters in Deutschland. Der Lohn: Der Zehnjährige nimmt vom 30. Mai bis zum 1. Juni in Bad Blankenburg in Thüringen an der deutschen Rangliste teil.

Dort wird sich der Grundschüler, der wie seine Mutter beim TTV Euskirchen aktiv ist, mit den 24 größten Talenten aus ganz Deutschland messen. Und Jonas ist ehrgeizig. „Ich will das gewinnen“, sagt er. Mutter Berit sieht es aus ihrer Sicht ein wenig realistischer, wenn sie sagt: „Ein Platz unter den ersten zehn ist drin.“

Jonas Schmaul-Klaiber ist großer Fan des 1. FC Köln

Die Konkurrenz sei groß und vor allem sehr gut, berichtet die Grundschullehrerin aus Weilerswist. Das eine oder andere Talent stehe teilweise sechs Stunden an der Platte – jeden Tag. Das ist dann selbst Jonas, der sportverrückt ist, etwas zu viel. Aber auch der Zehnjährige trainiert fünfmal in der Woche. Und spielt zusätzlich noch Tennis und Fußball. Und ist riesiger Fan des 1. FC Köln. Kein Wunder, dass der Grundschüler einen Tag nach dem Aufstieg seines Lieblingsvereins beim Training ein Trikot des Jetzt-wieder-Bundesligisten trägt.

Darauf muss er bei der deutschen Rangliste verzichten. Die Vorgaben des Westdeutschen Tischtennisverbands (WTTV) sind nämlich streng. „Das Tragen von anderer Kleidung als die zur Verfügung gestellte Ausrüstung sind beim Training und während der gesamten Veranstaltung nicht erlaubt“, heißt es in der offiziellen Einladung des WTTV. Und die Vorgabe des Verbands könnte Jonas Schmaul-Klaiber dann doch etwas stören, denn auf die Frage, ob er lieber Tischtennis spiele oder den FC gucke, fällt die Antworten zugunsten des 1. FC Köln aus.

Zehnjähriger fährt ohne seine Eltern zur deutschen Rangliste

Und so könnte es sein, dass sich doch ein Trikot seines Lieblingsvereins in die Reisetasche nach Bad Blankenburg verirren wird – es gibt ja schließlich auch noch Zeit zwischen Training und Wettkampf. Die Tasche wird er mit seiner Mutter gemeinsam packen, die Fahrt nach Thüringen selbst wird er alleine antreten.

Der WTTV hat einen Bus gechartert, die Tischtennistalente werden die gesamte Zeit über von Trainern des Verbands betreut. Dass seine Eltern während des Turniers nicht dabei sind, störe ihn nicht großartig, sagt der Zehnjährige. Dass sie mit seinem Bruder Julian währenddessen aber bei einem Dartsturnier im Publikum sitzen dann schon. Ein großer Dartsfan ist Jonas nämlich auch noch.

Das Bild zeigt Jonas Schmaul-Klaiber bei der Rückhand.

Der Spieler des TTV Euskirchen tritt bei der deutschen Rangliste in Bad Blankenburg in Thüringen an.

Im Sommer wird der Schüler wahrscheinlich auch noch an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Mit seinem Bruder will er erneut bei der Racketlon-Weltmeisterschaft starten. Die besteht aus den vier Disziplinen Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis. Die Regeln in Kurzform: vier Sätze bis 21 Punkte – je ein Satz im Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis; jeder Punkt zählt, egal welcher Spieler aufschlägt; Gesamtpunkte zählen – Sieger ist der Spieler, der nach den vier gespielten Sätzen insgesamt am meisten Punkte gesammelt hat. Es kann also auch ein Spieler als Sieger vom Platz gehen, wenn er drei Sätze verloren hat.

Zurück zum Tischtennis: Das Hobby des Zehnjährigen verlangt den Eltern viel ab. Trainiert Jonas nämlich nicht in Euskirchen, stehen Stützpunkttrainings in Jülich, Düsseldorf oder ab und an auch Bonn auf dem Programm. Pro Woche kommen so laut Mutter Berit Schmaul-Klaiber mal schnell 400 Kilometer zusammen. „Wir sind natürlich unheimlich stolz auf ihn und seine Leistungen, aber es ist auch anstrengend“, sagt sie.

Während der Gegner mit sich hadert oder sich mit den Umständen beschäftigt, ruht Jonas in sich.
Nico Betram, Trainer

Eine der großen Stärken des Zehnjährigen ist laut Trainer Nico Bertram die Ruhe und Ausgeglichenheit, mit der er an der Platte steht. Er lasse sich praktisch nicht aus dem Konzept bringen. „Während der Gegner mit sich hadert oder sich mit den Umständen beschäftigt, ruht Jonas in sich“, berichtet der Coach. Das sei für sein Alter schon außergewöhnlich.

Aber das Talent könne auch anders, fügt Mutter Berit hinzu: „Wenn er gegen Erwachsene spielt, ist das ganz anders. Da ist er immer total aufgedreht.“ Und wenn er gegen seinen Bruder verliere, dann könne es auch schon mal „unschön“ werden, wie die ehemalige Regionalligaspielerin berichtet. Die meisten Bruderduelle gehen aber an Jonas. Gegen Mutter Berit zieht er aber noch den Kürzeren. Die macht sich aber schon auf die Wachablösung gefasst. „In einem Jahr hat er mich“, sagt sie.

Timo Boll ist wenig überraschend das große Vorbild

Fragt man den Zehnjährigen nach seinem Vorbild, kommt wie eine schnell gezogene Vorhand die Antwort „Timo Boll“. Das ist für ein junges Tischtennistalent aus Deutschland wohl wenig überraschend. Zumal Boll genau wie Jonas Linkshänder ist.

Was hingegen überrascht: der grüne Belag auf einer Seite des Schlägers. Eine Seite des Spielgeräts muss schwarz sein, die andere darf mehr oder weniger frei gewählt werden. „Grün ist meine Lieblingsfarbe“, erklärt Jonas. Als er aber von Trainer Nico Bertram darauf aufmerksam gemacht wird, dass er den „Gladbach-Belag“ schön findet, kommt der Zehnjährige ins Stutzen. Und man sieht es ihm förmlich an: Bis zur deutschen Rangliste könnte sich die Farbe dann doch vielleicht zu Rot verändern.

Wir sind uns alle bewusst, dass Jonas wahrscheinlich nicht bis zu seinem Karriereende in Euskirchen spielen wird.
Berit Schmaul-Klaiber, Mutter von Jonas

Da Jonas Schmaul-Klaiber nicht genug vom Tischtennis bekommen kann, wird er in der kommenden Saison gleich für mehrere Teams des TTV Euskirchen spielen. Mit der Jugend wird der Zehnjährige in der Bezirksoberliga an der Platte stehen. Er wird aber auch in der U19 und den Senioren um Punkte für den Verein kämpfen, den seine Mutter vor einigen Jahre mitgegründet hat.

„Wir sind uns alle bewusst, dass Jonas wahrscheinlich nicht bis zu seinem Karriereende in Euskirchen spielen wird“, sagt Berit Schmaul-Klaiber. Derzeit schätze man vor allem das familiäre Umfeld des TTV, die Trainingsmöglichkeiten in der Turnhalle der Franziskusschule und das Engagement der Trainer Nico und Fynn Bertram.

Und wie beschreibt sich ein zehnjähriges Ausnahmetalent vor dem ersten großen Turnier seiner Karriere selbst? „Ich bin eine coole Socke“ sagt Jonas, bevor er mit Mannschaftskollege Tim Bälle spielt, die schnell und präzise auf der Platte landen. Und von denen man nicht meint, dass sie von einem Zehnjährigen gespielt werden.