EuskirchenUwe Friedl als Bürgermeister verabschiedet

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Das Geschenk von Hans Peter Schick durfte Friedls Enkel Fritz gleich auf der Bühne öffnen.

Das Geschenk von Hans Peter Schick durfte Friedls Enkel Fritz gleich auf der Bühne öffnen.

Euskirchen – Dass die Euskirchener einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann zu ihrem Bürgermeister gewählt hatten, war ihnen bewusst, als Dr. Uwe Friedl am 1. Oktober 1999 seinen Dienst antrat. „Aber würde dieses durchtrainierte, durchstudierte und promovierte Leichtgewicht von der ,schäl Sick’ sich auch im übertragenen Sinne bei den Bördebewohnern Respekt und Ansehen erwerben können?“

So umschrieb Dr. Hans Peter Schick (CDU) mehr als 21 Jahre später die Stimmungslage zu Beginn jener Ära, die jetzt zu Ende gegangen ist. Der Mechernicher Verwaltungsleiter trat am Samstag im Stadttheater – während einer Feier mit Musik, Reden und durchaus auch Wehmut – als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Euskirchen ans Mikrofon, um Friedl in den Ruhestand zu verabschieden.

„Auf Wiedersehen und Cheers“

Die Bürgermeisterin von Euskirchens britischer Partnerstadt Basingstoke and Deane, Diane Taylor, und ihr Ehemann Andy verabschiedeten sich von Uwe Friedl mit einer Videobotschaft, die im Theater auf einer über der Bühne platzierten Leinwand gezeigt wurde.

„Für uns warst du das Gesicht von Euskirchen“, sagte die Engländerin auf Deutsch. Zum Abschluss prosteten die Eheleute – mit gefüllten Gläsern in der Hand – Friedl zu und riefen: „Auf Wiedersehen und Cheers!“

Auch Thomas Huyeng, früherer CDU-Fraktionsvorsitzender im Euskirchener Rat und später Erster Beigeordneter der Kreisstadt, steuerte einen kurzen Film bei. Er erzählte unter anderem vom Antrittsbesuch, den er mit dem gerade ins Amt eingeführten Bürgermeister Uwe Friedl in Basingstoke absolvierte. Im Rathaus habe Betty Holmes, die später Euskirchener Ehrenbürgerin wurde, das neue Stadtoberhaupt erstaunt mit den Worten „Oh, what a young man“ („Was für ein junger Mann“) begrüßt. (ejb)

Der neue Mann an der Spitze der Kreisstadt habe sich nach seiner Wahl recht schnell als „Ritter ohne Furcht und Tadel“ entpuppt, „als hochkompetent und volksnah zugleich“, sagte Schick über seinen Parteifreund. „Er kämpfte mit offenem Visier und war auch nicht bange auszuteilen – nicht nur dem vermeintlichen politischen Gegner, sondern auch in Richtung Kreishaus.“

Enkel Fritz mit auf der Bühne

Schick hob auch Friedls Zielstrebigkeit hervor, sein Verhandlungsgeschick, ebenso seinen Familiensinn: „Bei aller faktisch-rationalen Rede und Handlung bleibt bei dir vor allem die Menschlichkeit nicht auf der Strecke.“ Dafür gebühre ihm die Achtung seiner Amtskollegen, sagte der Mechernicher, bevor er Friedl als Geschenk unter anderem einen großen Spielzeug-Traktor überreichte. Er war aber nicht etwa für den 65-Jährigen gedacht, sondern für dessen Enkel Fritz, den Friedl zum Auspacken gleich auf die Bühne holte.

An der Verabschiedungsfeier nahmen corona-bedingt nur knapp 90 Gäste teil. Neben den Stadtratsmitgliedern und einer Reihe von Verwaltungsmitarbeitern waren unter anderem Vertreter des öffentlichen Lebens und der Verbände und Gesellschaften mit von der Partie, mit denen die Stadt verbunden ist.

Kölner Stadionhymne als Zugabe

Für die Musik während der Abschiedsfeier zeichnete Mary’s Rockband verantwortlich, eine eigens zusammengestellte Formation des Euskirchener Gymnasiums Marienschule. Die sechsköpfige Gruppe spielte in gekonnter Manier Songs von Künstlern, die Uwe Friedl besonders mag: Tina Turner, Phil Collins und Coldplay.

Tina Turners Hit „Simply the Best“ („Einfach der Beste“) passe angesichts der vielen lobenden Worte für den scheidenden Bürgermeister doch „wie die Faust aufs Auge“, sagte Musiklehrer Michael Luke, der mit der früheren Marienschülerin Rebecca Rix den Gesangspart übernommen hatte.

Als Zugabe erklang „Mer stonn zo dir, FC Kölle“, die stimmungsvolle Stadionhymne von Uwe Friedls Lieblingsfußballclub 1. FC Köln. (ejb)

Von seinen Mitarbeitern hatte sich Friedl wegen der Pandemie zu seinem größten Bedauern nicht wie gewünscht verabschieden können. Stattdessen tat er dies per E-Mail und Videobotschaft. Am Freitag, so erzählte er weiter, überraschte ihn die Belegschaft dann mit einer corona-konformen Open-Air-Veranstaltung auf dem Parkplatz am Rathaus. Das habe ihn, wie auch die Verabschiedung durch die Feuerwehr, „sehr berührt“.

Erinnerung an die Amtseinführung

Für den Stadtrat hatte eingangs die ebenfalls aus dem Amt scheidende Vize-Bürgermeisterin Christiane Loeb gesprochen. Sie erinnerte an Friedls Amtseinführung. Im Ratssaal habe ein junger Mann mit vollem schwarzen Haar und dunklem Dreitagebart gestanden, der „leicht stolz lächelnd“ erstmals seine Amtskette getragen habe. „Und genau dieser junge Mann“, so die CDU-Politikerin weiter, „hat es dann in 21 Jahren zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit Rat und Verwaltung geschafft, diese Stadt zu dem zu machen, was sie heute darstellt“: ein äußerst attraktives Mittelzentrum.

Durch seine Arbeit habe Friedl Euskirchen ein neues, besseres Gesicht gegeben, resümierte Loeb, nachdem sie viele der großen Projekte aufgezählt hatte, die der Bürgermeister in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten mit angestoßen und realisiert hatte. Er hinterlasse große, bleibende Spuren, fügte sie hinzu. Friedls designierter Nachfolger, der parteilose Sacha Reichelt, ließ wie Loeb Meilensteine der Stadtentwicklung seit 1999 Revue passieren. Seinen Rückblick garnierte er mit Zahlen: In Friedls Amtszeit kamen in der Kreisstadt 16 406 Kinder zur Welt, während 15 126 Euskirchenerinnen und Euskirchener starben und 5553 Brautpaare heirateten.

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Einige wurden von Friedl persönlich getraut. „Ich hoffe, wir können Sie überreden, die Tätigkeit als Standesbeamter ehrenhalber fortzuführen“, sagte Reichelt. „Die Lücke, die er hinterlässt, wird ohnehin schon erheblich genug sein“, ergänzte er und stellte Friedls Menschenkenntnis heraus, seine Entscheidungssicherheit und Disziplin, seinen Einsatzwillen, sein großes Engagement für die Stadt, vor allem aber seine herausragende Auffassungsgabe. „Es endet die Ära eines Mannes, der Euskirchener Stadtgeschichte geschrieben hat“, schloss Reichelt seine Rede. Friedl sei ein Platz in den Herzen der Euskirchenerinnen und Euskirchener und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher.

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